Zürich – Die Geschäftslage für Schweizer Banken hat sich im Nachgang zur Coronakrise verbessert, doch bleibt das Umfeld von den Turbulenzen belastet. Die unsichere Börsenlage hat zuletzt vor allem in den verwalteten Vermögen Spuren hinterlassen.
Die geopolitischen Risiken hätten im ersten Halbjahr 2022 zugenommen, heisst es in dem am Dienstag von der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) veröffentlichten «Bankenbarometer». Nicht nur der Ukraine-Krieg, sondern auch Engpässe in den Lieferketten, die Inflation oder die Rückkehr zu einer restriktiveren Geldpolitik zogen an der Börse Korrekturen nach sich.
Die Schweizer Börse brach zwischen Januar und Juni 2022 um 17 Prozent ein. In der Folge sanken die verwalteten Vermögen der Schweizer Banken in den ersten fünf Monaten um 4,4 Prozent. Zudem hätten die Aussagen der wichtigen Zentralbanken bei ihrem Treffen am vergangenem Wochenende im amerikanischen Jackson Hole zu einer Zinswende und einem weiteren Absturz an den Börsen geführt, sagte Martin Hess, der Leiter Wirtschaftspolitik der SBVg an einer Medienkonferenz in Zürich.
«Aufgrund ihrer starken Kapitalisierung und Fortschritten beim Risikomanagement sind die Banken aber gut vorbereitet, um allfälligen Kreditausfällen vorzubeugen und diese gegebenenfalls zu absorbieren», heisst es im Bankenbarometer: «Gleichwohl ist aufgrund der eingetrübten Konjunkturprognosen sowie der Entwicklung an der Börse für 2022 und 2023 insgesamt ein Rückgang des Geschäftserfolges gegenüber dem Vorjahr zu erwarten.»
Gutes Jahr 2021
Im vergangenen Jahr sei die Geschäftslage der insgesamt 239 Banken (2020: 243) gut gewesen, heisst es. Dazu hätten die Lockerungen der Coronamassnahmen und die dadurch ausgelöste Konjunkturerholung beigetragen.
Der aggregierte Geschäftserfolg aller Institute stieg um 1,4 Prozent auf 70,9 Milliarden Franken und hat den höchsten Stand seit der Finanzkrise erreicht. Letztmals höher war er im Jahre 2006 gewesen mit 73,0 Milliarden Franken.
Dank der guten Entwicklung an den Finanzmärkten habe sich vor allem der Erfolg des Kommissions- und Dienstleistungsgeschäfts (+11%) stark verbessert. Im Zinsgeschäft nahm der Erfolg dagegen nur um 0,8 Prozent zu.
Dagegen sackte der Erfolg im Handelsgeschäft um knapp 30 Prozent ab. Allerdings sei er im Vorjahr ausserordentlich hoch gewesen, sagte Hess. Dank eines stabilen Geschäftsaufwands nahm der aggregierte Bruttogewinn um 3,1 Prozent zu.
CS-Debakel verhageln Gewinn
Unter dem Strich sackte der Gewinn der Banken in der Schweiz allerdings auf 7,8 Milliarden ab, nachdem im Vorjahr noch 13,6 Milliarden Franken in der Kasse geklingelt hatten. Grund dafür seien die Milliardenverluste der Credit Suisse mit dem US-Hedgefonds Archegos Capital Management und dem Finanzdienstleister Greensill.
In der Bilanz wuchs die Summe aller Banken per Ende 2021 um 3,5 Prozent auf 3588 Milliarden Franken. Mit einem Anteil von beinahe einem Drittel sind die Hypothekarforderungen der grösste Aktivposten. Sie legten um 3,4 Prozent zu. Auf der Passivseite dominieren die Kundeneinlagen gar mit 58 Prozent. Sie wuchsen um rund 10 Prozent.
Optimismus für Personalbestand
Die Beschäftigung bei den Banken nahm letztes Jahr derweil leicht zu, und zwar in Vollzeitstellen gerechnet um 619 auf 90’577 Stellen. Und auch im ersten Halbjahr 2022 hat die Beschäftigung leicht zugenommen, zudem fällt die Prognose bis Ende 2022 positiv aus. 38 Prozent der antwortenden Banken rechnen mit einem höheren Personalbestand. «Das ist ein historisch hoher Anteil», sagte Hess. Lediglich knapp 6 Prozent erwartet einen Rückgang. (awp/mc/ps)