Scoach-CEO Christian Reuss.
Zürich – Der Umsatz mit Strukturierten Produkten an der Derivatebörse Scoach könnte dieses Jahr die Marke von 50 Mrd CHF wieder übertreffen. «Wir stehen derzeit bereits bei rund 45 Mrd CHF und gehen davon aus, dass wir bis Ende Jahr diese Marke erreichen werden», sagte Scoach-CEO Christian Reuss an einer Medienkonferenz im Vorfeld der diesjährigen Messe für Strukturierte Produkte in Zürich.
Damit läge das Gesamt-Volumen aber weiterhin deutlich hinter den Boom-Jahren 2007 und 2008 zurück, als mit Strukturierten Produkten Umsätze von rund 75 Mrd bzw. rund 60 Mrd CHF gemacht wurden. Immerhin wäre man damit aber wieder deutlich über den Volumen von 2009 und 2010, als die Umsätze wegen der Finanzkrise auf je unter 40 Mrd gesunken waren.
Buy-Back-Ratio deutlich gestiegen
Aufgrund der hohen Volatilität an den Finanzmärkten sei zuletzt das Buy-Back-Ratio deutlich gestiegen, so Reuss. Die Kennziffer gilt als Stimmungsindikator, die Faustformel lautet: Je höher das Buy-Back-Ratio, also der Anteil der Emittenten-Rückkäufe am Handelsumsatz, desto geringer das Vertrauen der Anleger in Strukturierte Produkte. Laut Scoach-Angaben war das Ratio in der Kalenderwoche 38 auf gegen 89% gestiegen. Das hohe Buy-Back-Ratio zeige klar, dass die Schuldenkrise auch am Markt für strukturierte Produkte ihre Spuren hinterlassen habe, so Reuss.
Vorsichtiger Ausblick
Für das kommende Jahr ist er angesichts der Probleme vorsichtig und erwartet harte Zeiten. «Wir sind uns bewusst, dass die Zeiten schwierig sind. Wir wollen den Markt aber in dieser schwierigen Phase unterstützen», sagte er.
Strukturierte Produkte stehen nicht zur Diskussion
Einen gewissen Optimismus ziehen die Verantwortlichen aus der Tatsache, dass dieses Mal die Strukturierten Produkte als solche nicht zur Diskussion stehen. «Wir sehen keine Krise der Strukturierten Produkte wie das bei der Finanzkrise 2008 mit den Lehman-Produkten der Fall war», so Georg von Wattenwyl, Vizepräsident des Schweizerischen Verbandes für Strukturierte Produkte SVSP. 2008 war vor allem das Emittentenrisiko zum Thema geworden, nachdem viele Anleger mit Produkten der konkursiten US-Bank Lehman Brothers hohe Verluste erlitten hatten. «Wir leiden dieses Mal auch unter der Krise, aber nicht mehr als andere Branchen», so von Wattenwyl.
Wegelin & Co. neues Passivmitglied
Der Verband hat ausserdem mit der Ostschweizer Wegelin & Co. Privatbankiers ein weiteres Passivmitglied erhalten. Der Verband setze damit seine Strategie der breiten Marktabstützung weiter fort. Ursprünglich sei der Verband vor allem ein Emittentenverband gewesen, nun wolle man sich weiter öffnen und auch Distributoren oder Buy-Side-Parteien aufnehmen, so die Verantwortlichen. Der Verband hat ausserdem zum heutigen Start der Messe eine vollständig überarbeitete Swiss Derivative Map und das Vademecum auf Französisch und Deutsch erarbeitet. (awp/mc/pg)