Rom – Die italienische Grossbank UniCredit kommt nach eigener Einschätzung nicht um eine Finanzspritze herum. Verwaltungsratspräsident Giuseppe Vita räumte in einem Interview ein, dass die Bank frisches Geld braucht. Analysten schätzen den Kapitalbedarf auf 10 Mrd. Euro.
«Wir müssen uns mit einer Kapitalerhöhung beschäftigen, weil ich nicht glaube, dass die Europäische Zentralbank (EZB) sich mit dem zufriedengeben wird, was wir gemacht haben», sagte UniCredit-Verwaltungsratschef Giuseppe Vita am Donnerstag in Rom der Nachrichtenagentur Reuters. Der frühere Chef Federico Ghizzoni hatte das stets verneint.
Börsenwert von noch 12 Mrd Euro
Analysten schätzen den Kapitalbedarf der Muttergesellschaft der Münchner HypoVereinsbank (HVB) auf bis zu 10 Mrd. Euro. Eine Kapitalerhöhung in dieser Grössenordnung würde die Altaktionäre – darunter mehrere einflussreiche italienische Stiftungen – aber deutlich verwässern. UniCredit ist an der Börse nur noch 12 Mrd. Euro wert.
Die EZB hatte im Frühjahr die grössten Banken in der Euro-Zone einem Stresstest unterworfen. Er soll zeigen, ob sie in einer neuen Finanzkrise bestehen könnten. Die Ergebnisse sollen am 29. Juli veröffentlicht werden.
Faule Kredite in der Höhe von 360 Mrd Euro
Bis dahin müssen Lösungen für Institute gefunden sein, die nach Ansicht der Aufseher zu wenig Kapital haben. Italiens Banken stöhnen unter einem 360 Mrd. Euro hohen Berg fauler Kredite. In der Finanzkrise 2008 hatten sie vom Staat keine Hilfen erhalten.
Die Hoffnung auf eine Auffanglösung für die am schwersten angeschlagene Bank Monte dei Paschi liessen die Kurse aller italienischen Bank-Aktien am Donnerstag kräftig steigen. Die UniCredit-Papiere legten fast sieben Prozent zu. (awp/mc/pg)