Unicredit streicht weitere 8000 Stellen

Unicredit streicht weitere 8000 Stellen
Zürückgetretener Unicredit-CEO Jean Pierre Mustier. (Foto: Unicredit)

Mailand – Die italienische Grossbank Unicredit rechnet in den kommenden Jahren nur mit einem geringen Wachstum und will die Kosten daher weiter drücken. So soll der Gewinn kräftig steigen – die Anteilseigner sollen davon durch höhere Dividenden und den Rückkauf von Aktien profitieren. Im Rahmen des forcierten Sparkurses sollen bis 2023 rund 8000 Stellen gestrichen werden, teilte die Bank am Dienstag in Mailand mit. Zudem sollen weitere Filialen geschlossen werden. Zuletzt kam die Bank noch auf knapp 85 000 Stellen und rund 4500 Zweigstellen.

Der seit Mitte 2016 amtierende Konzernchef Jean Pierre Mustier hatte in den vergangenen Jahren bereits massiv Stellen gestrichen, Risiken abgebaut, das Kapital über die Ausgabe neuer Aktien gestärkt und auch Sparten verkauft. An der Börse kam der Kurs Mustiers bisher gut an. Seit seinem Amtsantritt ging es für die in den Jahren davor stark gebeutelte Aktie um rund ein Drittel nach oben – und damit deutlich stärker als für die meisten anderen Titel der Branche.

Aktie legt zu
Auf die Ankündigung der Aktienrückkäufe und weiterer Stellenstreichungen reagierte das Papier am Dienstag positiv. Am Morgen lag die Unicredit-Aktie rund 1,5 Prozent im Plus. Seit Jahresbeginn haben die Anteilsscheine über ein Viertel zugelegt.

In der Mitteilung zu dem am Dienstag stattfindenden Kapitalmarkttag machte die Bank keine konkreten Angaben, wo die Stellenstreichungen stattfinden. Im deutschen Geschäft kam die Bank nach Angaben aus dem Bericht zu den ersten neun Monaten auf rund 9100 Vollzeitstellen und 337 Filialen und damit deutlich weniger als noch vor einigen Jahren. Die Unicredit hatte die deutsche HVB 2005 übernommen – es war die bis dato grösste Bankenfusion innerhalb Europas.

Zusatzkosten von 1,4 Milliarden Euro
Der forcierte Sparkurs wird zu Kosten von 1,4 Milliarden Euro im laufenden und kommenden Jahr führen – davon sind 1,1 Milliarden für Italien und 300 Millionen für Deutschland und Österreich vorgesehen. Mit dem weiteren Abbau von Stellen und einer stärkeren Digitalisierung der Prozesse will die Bank die Kosten in den kommenden Jahren trotz Lohnsteigerungen alles in allem stabil halten. So sollen die Gesamtkosten im Jahr 2023 bei 10,2 Milliarden Euro liegen und damit nur minimal über dem für 2019 erwarteten Niveau – im Vergleich zu 2018 wäre es ein leichter Rückgang.

Deutlich sinken sollen die Kosten in Westeuropa – hier sollen die Aufwendungen im Vergleich zu 2018 um rund eine Milliarde Euro oder zwölf Prozent gedrückt werden. Auf der Ertragsseite rechnet die Bank in den kommenden Jahren nur mit einem leichten Wachstum. Im Vergleich zu 2018 sollen die Erträge bis 2023 pro Jahr im Schnitt um 0,8 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro zulegen. Die Unicredit kämpft dabei wie alle Banken in der Eurozone mit dem Dauertief bei den Zinsen, das vor allem auf die Marge im Geschäft vom Anlegen und Verleihen von Geld drückt.

Gewinn soll bis 2023 auf fünf Milliarden Euro steigen
Durch die Massnahmen soll der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft – also ohne den Einfluss von Sonderfaktoren wie zum Beispiel Spartenverkäufen oder den Kosten für Stellenabbau – bis 2023 auf fünf Milliarden Euro steigen. 2018 hatte dieser Wert bei drei Milliarden Euro gelegen. Für 2019 wird bereits ein Anstieg auf 4,7 Milliarden Euro erwartet – allerdings liefen die Geschäfte im laufenden Jahr in einigen Bereichen besonders gut. Mustier rechnet nicht damit, dass es so weitergeht und kalkuliert aktuell für 2020 einen bereinigten Gewinn von 4,3 Milliarden Euro ein.

Die Bank will zudem die Ausschüttungsquote bis 2023 auf 50 Prozent hochfahren – das heisst dann sollen die Hälfte des bereinigten Gewinns über Dividenden und Aktienrückkäufe an die Aktionäre ausgeschüttet werden. So sollen in den kommenden Jahren Dividenden in Höhe von insgesamt sechs Milliarden Euro ausbezahlt werden und Aktien für zwei Milliarden Euro zurückgekauft werden. Zum Vergleich: Die Unicredit kam zuletzt auf einen Börsenwert von knapp 28 Milliarden Euro.

Da durch den Rückkauf die Zahl der ausgegebenen Aktien sinkt, geht die Bank beim Gewinn je Aktie zwischen 2018 und 2023 von einer Steigerung um zwölf Prozent im Jahr aus. Die Unicredit will zudem über einbehaltene Gewinne den Kapitalpuffer um acht Milliarden Euro aufstocken, um sich damit für die strengeren Vorschriften der Regulierer zu rüsten. Da die Basis dadurch deutlich steigt, ist bei der Rendite auf das eingesetzte Kapital nicht mit deutlichen Steigerungen zu rechnen. Hier peilt die Unicredit für 2023 einen Wert von mehr als acht Prozent nach genau acht Prozent im vergangenen Jahr an. (awp/mc/ps)

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