Mailand – Die italienische Grossbank Unicredit will nach einem überraschend hohen Rekordgewinn das gesamte Geld ihren Aktionären geben. Insgesamt geht es dabei um Dividenden und Aktienrückkäufe in Höhe von 8,6 Milliarden Euro, wie der Mutterkonzern der deutschen Hypovereinsbank am Montag in Mailand mitteilte. Für 2024 rechnet Bankchef Andrea Orcel jetzt mit einem bereinigten Überschuss in ähnlicher Höhe. Auch künftig sollen mindestens 90 Prozent dieses Ergebnisses an die Anteilseigner fliessen. An der Börse wurden die Neuigkeiten mit einem Kurssprung belohnt.
Die Unicredit-Aktie legte am Vormittag um mehr als zehn Prozent auf 29,35 Euro zu und war damit Spitzenreiter im Eurozonen-Index EuroStoxx50 . Zugleich erreichte sie damit den höchsten Stand seit November 2015. Allein seit dem vergangenen Jahreswechsel hat das Papier inzwischen fast ein Fünftel an Wert gewonnen. In den vergangenen zwölf Monaten summiert sich der Kurszuwachs auf mehr als 60 Prozent. Für die Papiere der italienischen Konkurrentin Intesa Sanpaolo ging es am Montag immerhin um knapp drei Prozent aufwärts.
Erwartungen durchweg übertroffen
Analysten zeigten sich von den Geschäftszahlen der Unicredit ähnlich positiv überrascht wie von Dividende und Aktienrückkauf. Die Bank habe die Erwartungen durchweg übertroffen, schrieb Branchenexperte Marco Nicolai vom Analysehaus Jefferies.
Seine Kollegin Azzurra Guelfi von der US-Bank Citigroup verwies auf das erhöhte Gewinnziel für 2024: Hatte Orcel noch im Herbst einen bereinigten Überschuss von mindestens 7,25 Milliarden Euro in Aussicht gestellt, peilt er nun einen Wert etwa auf dem Niveau der 8,6 Milliarden von 2023 an.
Mehr als anderthalbmal soviel verdient wie im Vorjahr
Im vergangenen Jahr kamen der Unicredit die stark gestiegenen Zinsen und geringere Rückstellungen für Kreditausfälle zugute. Mit einem bereinigten Überschuss von 8,6 Milliarden Euro verdiente das Institut mehr als anderthalbmal so viel wie ein Jahr zuvor. Bei dieser Zahl rechnet die Bank steuerrechtliche Verlustvorträge heraus. Einschliesslich dieser Effekte lag der Gewinn mit 9,5 Milliarden Euro noch höher – und übertraf die Erwartungen von Analysten.
Weil der Zinsüberschuss um fast ein Drittel zulegte, wuchsen die gesamten Erträge der Unicredit im vergangenen Jahr um 17 Prozent auf 23,8 Milliarden Euro. Zudem legte die Bank deutlich weniger Geld für Kreditausfälle zur Seite. So steckte sie im Gesamtjahr nur knapp 550 Millionen Euro in die Risikovorsorge, rund 70 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Tiefere Kosten
Zudem senkte Orcel die Betriebskosten um knapp ein Prozent. Weil zugleich die Einnahmen deutlich stiegen, zehrten die Kosten nur noch 39,7 Prozent der Erträge auf. Im Vorjahr hatte diese Quote mit 47 Prozent noch deutlich höher gelegen. Zum Vergleich: Bei der Deutschen Bank lag das Verhältnis von Kosten zu Erträgen mit 75 Prozent fast doppelt so hoch.
Den Aktionären der Unicredit winken jetzt Ausschüttungen und Aktienrückkäufe in Milliardenhöhe. So will Orcel 3 Milliarden Euro aus dem bereinigten Gewinn als Dividenden auszahlen. Für die restlichen 5,6 Milliarden soll die Bank eigene Anteile vom Markt zurückkaufen. Damit summieren sich die Dividenden und Rückkäufe des Konzerns seit dem Jahr 2021 auf 17,6 Milliarden Euro. (awp/mc/pg)