Allianz-CEO Oliver Bäte. (Foto: Allianz)
München – Naturkatastrophen und eine Abschreibung in Südkorea haben bei Europas grösstem Versicherer Allianz im zweiten Quartal den Gewinn fast halbiert. «Wir hatten im wahrsten Sinne des Wortes ein verhageltes zweites Quartal», sagte Vorstandschef Oliver Bäte am Freitag in München. Vor allem die schweren Unwetter in Deutschland und Frankreich kamen den Konzern teuer zu stehen. Auch für das Gesamtjahr dämpfte der Vorstand die Erwartungen. Wenn der operative Gewinn die Mitte der angepeilten Spanne erreiche, sei das ein gutes Ergebnis, liess Finanzchef Dieter Wemmer wissen.
An der Börse kamen die Nachrichten schlecht an. Am Morgen verlor die Allianz-Aktie 3,62 Prozent an Wert auf 123,55 Euro und war damit mit Abstand Schlusslicht im Dax . Analysten hatten für das zweite Quartal mit besseren Zahlen gerechnet und auch für das Gesamtjahr mehr Gewinn erwartet.
Südkorea belastet
Besonders heftig traf es im zweiten Quartal das Nettoergebnis: Unter dem Strich verdiente die Allianz 1,1 Milliarden Euro und damit 46 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Neben den Katastrophenschäden lag dies vor allem an dem seit April geplanten Verkauf des Südkorea-Geschäfts an den chinesischen Versicherer Anbang, der nun hohe Abschreibungen in der Bilanz verursachte. Dies zog den Überschuss um 352 Millionen Euro nach unten. Der Vorstand hatte die Belastung zwar angekündigt, aber offen gelassen, wann genau sie anfallen würde. Im zweiten Quartal hatten Analysten damit offenbar nicht gerechnet.
Doch auch im laufenden Geschäft musste die Allianz Federn lassen. Der operative Quartalsgewinn brach im Jahresvergleich um 17 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro ein damit stärker als von Analysten erwartet. Dabei federte ein besseres Ergebnis in der Lebens- und Krankenversicherung den Einbruch im gebeutelten Schaden- und Unfallgeschäft ab.
Kurs auf Mitte der Zielspanne
Vorstandschef Bäte hält nun zwar an seiner Prognose fest, in diesem Jahr einen operativen Gewinn zwischen 10 bis 11 Milliarden Euro zu erreichen. Ähnlich wie Finanzchef Wemmer sprach er jedoch von Zuversicht, die Mitte der Spanne zu erreichen. Analysten hatten zuletzt 10,8 Milliarden Euro auf dem Zettel. Die Schätzungen der Experten würden nun sicher durch das Ergebnis des zweiten Quartals beeinflusst, sagte Wemmer.
So musste die Allianz in den Monaten April bis Juni überraschend tief für die Folgen von Naturkatastrophen in die Tasche greifen. Mit gut 500 Millionen Euro fiel die Schadenbelastung rund vier Mal so hoch aus wie ein Jahr zuvor – und fast doppelt so hoch wie im Schnitt der zweiten Quartale der letzten zehn Jahre. Zusammen mit von Menschen angerichteten Grossschäden lag die Summe diesmal bei 1,2 Milliarden Euro. Das sei rund doppelt so viel gewesen wie im Vorjahreszeitraum, sagte Wemmer.
Hagel, Feuer und Wassermassen
Neben den Stürmen und Überschwemmungen in Europa im Mai und Juni, die die Allianz rund 300 Millionen Euro kosteten, schlugen ein Hagelsturm in Texas und die Waldbrände in Kanada bei dem Versicherer teuer zu Buche.
Die Prämieneinnahmen im Schaden- und Unfallgeschäft reichten zwar aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich im Jahresvergleich von 93,5 auf 96,4 Prozent und blieb damit unter der kritischen 100-Prozent-Marke. Dies verdankte die Allianz jedoch vor allem der Tatsache, dass sie in ungewöhnlich hohem Mass übriggebliebene Schadenreserven aus dem Vorjahr auflöste.
Optimismus für Pimco
Während die grösste Sparte mit Schaden- und Unfallversicherungen infolge der hohen Schäden einen Gewinneinbruch um 37 Prozent erlitt, warf die sonst von den Niedrigzinsen gebeutelte Lebens- und Krankenversicherung 18 Prozent mehr ab als ein Jahr zuvor. In der Vermögensverwaltung ging der Gewinn trotz hoher Mittelabflüsse bei der US-Tochter Pimco nur leicht zurück.
Wemmer zeigte sich weiterhin optimistisch, dass Pimco die seit über zwei Jahren anhaltenden Mittelabflüsse in der zweiten Jahreshälfte stoppen kann. Im zweiten Quartal hätten Anleger netto zwar 18 Milliarden Euro aus den Pimco-Fonds abgezogen. Davon entfielen aber 17 Milliarden auf einen einzigen Anleger. Daher sehe er die Stabilisierung in greifbarer Nähe. (awp/mc/upd/ps)