Zürich – Der Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, Urs Rohner, findet es «unerträglich», dass seine Bank einen eigenen Mitarbeiter ausspioniert hat. In einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen vom Dienstag (Online-Ausgabe) sagte er, dass die Affäre um die Bespitzelung von Iqbal Khan auch für die CS-Mitarbeiter sehr belastend gewesen sei.
«Es ist ein Rufschaden entstanden, das ist klar», erklärte er weiter zu dem Thema. Keine Bank wolle öffentlich am Pranger stehen, schon gar nicht mit einer solchen Geschichte. «Es war für mich fast unerträglich einzugestehen, dass wir unseren eigenen Mitarbeiter bespitzelt haben», sagte Rohner.
Doch handle es sich um einen Einzelfall. Man habe keine Kenntnis darüber, dass es zu weiteren Überwachungen gekommen wäre. Die Untersuchung habe denn auch gezeigt, dass der Auftrag für die Überwachung im Geheimen ablief. CEO Tidjane Thiam habe ihm versichert, nichts von dem Auftrag gewusst zu haben.
Thiam «nicht geschwächt»
Entsprechend glaube er nicht, dass der Firmenchef in seiner Position nun geschwächt sei. «Ich habe mit allen Geschäftsleitungsmitgliedern gesprochen – sie stehen alle hinter Thiam», führte Rohner aus. Ein Unternehmen der Grösse der Credit Suisse könne «die besten Prozesse» haben, aber es werde nie davor gefeit sein, dass eine kleine Gruppe von Personen ohne das Wissen der Chefs handele.
Was genau an dem fraglichen Abend an der Party passiert ist, dazu wollte sich Rohner in dem Interview hingegen nicht äussern. «Ich will da jetzt aber nicht in die Details gehen, das ist eine private Sache gewesen», wurde der Verwaltungsratspräsident von den Tamedia-Zeitungen zitiert.
Credit Suisse-COO Pierre-Olivier Bouée, der aufgrund des Skandals von seinem Amt zurücktreten musste, könne derweil keine Sonderregelung für sich in Anspruch nehmen. Das Arbeitsverhältnis werde ganz normal «unter Beachtung der üblichen Kündigungsfrist» beendet, sagte Rohner. (awp/mc/ps)