Bedingte Haftstrafe: Santander-Manager Alfredo Sáenz.
Madrid – Ein Gerichtsurteil könnte den Spitzenmanager der spanischen Grossbank Santander, Alfredo Sáenz, zum Rücktritt zwingen. Spaniens oberster Gerichtshof verurteilte den 68-Jährigen, einen der bestbezahlten Banker des Landes, zu drei Monaten Haft und zu einem Berufsverbot von ebenfalls drei Monaten.
Die Richter sahen es in ihrer am Donnerstag veröffentlichten Entscheidung als erwiesen an, dass Sáenz falsche Anschuldigungen gegen vier Unternehmer erhoben hatte. Der Manager gilt bei der Bankengruppe als die «rechte Hand» des Santander-Präsidenten Emilio Botín. Ihm war von der Anklage zur Last gelegt worden, 1994 als damaliger Präsident der Bank Banesto falsche Beschuldigungen gegen Geschäftsleute erhoben zu haben, um sie zur Rückzahlung von Schulden zu zwingen. Er war in dieser Sache bereits im Dezember 2009 von einem Gericht in Barcelona in erster Instanz zu sechs Monaten Haft verurteilt worden.
Sáenz kündigt Berufung an
Der Bankier muss nicht ins Gefängnis, da er nicht vorbestraft ist und Haftstrafen von unter zwei Jahren in Spanien zur Bewährung ausgesetzt werden. Unklar ist jedoch, ob er von seinem Posten zurücktreten muss. Sáenz kündigte an, das Urteil vor dem Verfassungsgericht anfechten zu lassen. Die Santander-Bank bat die spanische Regierung darum, ihren Spitzenmanager zu begnadigen. Sáenz war bei Banesto sein Amt 1993 mit dem Vorsatz angetreten, beim Eintreiben von Schulden eine härtere Linie einzuschlagen.
Falschanschuldigungen
Nach der Anklage soll er einen Anwalt beauftragt haben, vier Unternehmer mit falschen Anschuldigungen vor der Justiz unter Druck zu setzen. Der Richter Luis Pascual Estevill, der später im Mittelpunkt eines der grössten Justizskandale in Spanien stand und wegen Rechtsbeugung zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde, liess die vier Geschäftsleute in Untersuchungshaft nehmen. Später stellte sich jedoch heraus, dass die Vorwürfe nicht stimmten. (awp/mc/ps)