Subprime Loans legten den Grundstein für die Finanzkrise.
New York – Den Wall-Street-Banken drohen ungemütliche Wochen: Nach einem Bericht des «Wall Street Journal» haben US-Behörden zahlreiche namhafte Geldhäuser in die Zange genommen – Hintergrund ist der Verdacht betrügerischer Geschäfte mit Hypothekenpapieren zu Zeiten der heraufziehenden Finanzkrise.
Um die Vorwürfe aus der Welt zu schaffen, liefen derzeit Vergleichsverhandlungen, berichtete die Zeitung in ihrer Freitagausgabe unter Berufung auf eingeweihte Personen. Vergleiche in den USA können teuer werden.
Anleger fühlen sich hintergangen
Zahlreiche Investoren fühlen sich von den Banken hintergangen. Die Anleger – meist grosse Fonds oder andere Kreditinstitute – werfen den Banken vor, bewusst problematische US-Eigenheimkredite zu Wertpapieren gebündelt und ihnen angedreht zu haben. Die massenhafte Verbreitung dieser sogenannten Subprime Loans legte den Grundstein für die Finanzkrise. Die Hypothekenpapiere wurden mit dem Platzen der Immobilienblase in den USA quasi über Nacht wertlos. Ein Verlustkarussell setzte sich in Gang, welches das gesamte Finanzsystem ins Wanken brachte. Die ersten Vergleiche könnten schon kommende Woche verkündet werden, schrieb die Zeitung. Dabei dürften die Strafen von Bank zu Bank höchst unterschiedlich ausfallen.
Goldman Sachs bereits happig zur Kasse gebeten
Einen Vorgeschmack gab der Vergleich zwischen der Börsenaufsicht SEC und der Investmentbank Goldman Sachs im vergangenen Jahr: Damals zahlte Goldman 550 Millionen Dollar, um Vorwürfe ad acta zu legen, man habe Investoren im Jahr 2007 bei einem Hypotheken-Deal namens Abacus übers Ohr gehauen. Die Bank räumte lediglich ein, ihre Anleger nicht ausreichend informiert zu haben. Zu den Geschädigten gehörte die Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB. Nach den Informationen des «Wall Street Journal» hat sich die SEC nun die US-Grossbanken JPMorgan Chase, Citigroup , Morgan Stanley und Bank of America vorgenommen sowie die Schweizer UBS . Die Häuser selbst wollten sich nicht äussern. Die grosse Frage in allen Fällen ist, ob die Banken wussten, welchen «Schrott» sie da an ihre Klienten verkauften. Die Banken selbst sagen nein. Firmeninterne E-Mails belegen aber in vielen Fällen das Gegenteil.
Schelte auch für Deutsche Bank
Die Auswüchse vor und während der Finanzkrise sind auch fast drei Jahre nach dem Beinahe-Kollaps immer noch ein grosses Thema in der US-Politik. Denn der Steuerzahler hatte für die Verfehlungen der Finanzindustrie aufkommen müssen. Erst am Mittwoch hatte ein Senatsausschuss seinen Abschlussbericht zur Finanzkrise vorgelegt. Darin kam auch die Deutsche Bank schlecht weg. Auch sie hatte im grossen Stil sogenannte CDO (Collateralized Debt Obligations) vertrieben – jene Wertpapiere, in denen die problematischen Hauskredite steckten. (awp/mc/ps)