US-Grossbanken im Zinsglück: JPMorgan und Wells Fargo machen Kasse

JPMorgan-CEO Jamie Dimon.

New York – Die hohen Leitzinsen bescheren US-Grossbanken einen kräftigen Gewinnschub. JPMorgan , Wells Fargo und Citigroup machten im vergangenen Quartal zusammen 22 Milliarden Dollar Gewinn – 37 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Die Zahlen zeigen eindrucksvoll, wie stark die US-Finanzindustrie weiter von den gestiegenen Leitzinsen profitiert. Die Banken können deutlich mehr für Kredite verlangen und erhöhen auf der anderen Seite sehr viel langsamer die Zinsen für Kundengelder. Die Folge: Die Marge steigt und mit ihr die Gewinne.

Zwar bereitet den Banken die Schwäche der Wirtschaft etwas Sorge, was sich in steigenden Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle niederschlägt – und auch die Kosten steigen an. Noch werden diese Effekte aber durch Rekordwerte bei den Zinseinnahmen überstrahlt. An der Börse wurden die Zahlen der ersten drei Grossbanken – weitere folgen in der kommenden Woche – positiv aufgenommen.

JPMorgan übertrifft die Schätzungen der Analysten

Das grösste Stück vom Kuchen sicherte der Branchenprimus JPMorgan. Das Geldhaus profitiert unter anderem auch davon, dass es Anfang des Jahres in der Krise der US-Regionalbanken stark genug für Übernahmen war. So spielte JPMorgan neben dem ohnehin schon starken Auftritt unter anderem auch die Übernahme der im Frühjahr kollabierten First Republic Bank in die Karten.

Alles in allem kletterte der Überschuss in den drei Monaten bis Ende Juni im Vergleich zum Vorjahr um 67 Prozent auf 14,5 Milliarden US-Dollar (13 Mrd. Euro), wie die Bank am Freitag mitteilte. Die Erträge legten um gut ein Drittel auf 41,3 Milliarden Dollar zu – und damit in einem noch höheren Tempo als zum Jahresauftakt. Damit übertraf JPMorgan die Schätzungen der Analysten bei beiden Werten.

Die Grossbank erhöhte zudem abermals die Prognose für den Zinsüberschuss ausserhalb des Geschäfts mit grossen Unternehmen und im Investmentbanking im laufenden Jahr. So rechnet der JPMorgan-Chef Jamie Dimon für 2023 jetzt mit einem Überschuss im klassischen Zinsgeschäft, also dem Leihen und Verleihen von Geld, von 87 Milliarden Dollar und damit fast 40 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Im zweiten Quartal zog der Zinsüberschuss um 44 Prozent auf den Rekordwert von 22 Milliarden Dollar an.

Ähnlich wie bei JPMorgan sieht es bei der hierzulande kaum bekannten, aber in den USA stark präsenten Bank Wells Fargo mit Sitz in San Francisco aus. Sie verdiente im vergangenen Quartal fast fünf Milliarden Dollar und damit rund 57 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Erträge kletterten um rund ein Fünftel auf etwas mehr als 20 Milliarden Dollar, wobei der Zinsüberschuss um 29 Prozent auf rund 13 Milliarden Dollar anzog und damit den Löwenanteil beisteuerte.

Wells-Fargo-Chef Charlie Scharf geht jetzt im laufenden Jahr von einem Anstieg des Zinsüberschusses um rund 14 Prozent und damit vier Prozentpunkten mehr als bisher aus. Wells Fargo behalte die Kosten im Blick und die US-Wirtschaft laufe besser als erwartet. Dimon verwies ebenfalls auf die Robustheit der US-Wirtschaft. Zugleich sieht er eine Reihe von Risiken: Verbraucher brauchten ihre Geldreserven auf, die Inflation sei weiter hoch, und Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine könne schwere Folgen für die Weltwirtschaft haben.

Nicht ganz so gut wie bei JPMorgan und Wells Fargo lief es bei der Citigroup. Das Institut mit einem starken Kapitalmarktgeschäft profitierte zwar ebenfalls von den gestiegenen Zinsen, kämpfte aber im zweiten Quartal mit vielen anderen Problemen wie dem schwachen Geschäft mit Anleihen, Aktien und Rohstoffen. Der Gewinn sank im Jahresvergleich um 36 Prozent auf 2,9 Milliarden Dollar.

Die Erträge gingen um ein Prozent auf etwas mehr als 19 Milliarden Dollar zurück. Zudem musste die Bank, die der zweitgrösste Ausgeber von Kreditkarten der Welt ist, die Vorsorge für Kreditausfälle kräftig erhöhen. (awp/mc/hfu)


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