Deutsche Bank streicht Boni für Top-Manager zusammen
Frankfurt am Main – Die Deutsche Bank verlangt von ihren Führungskräften ein Opfer für den teuren Konzernumbau und kürzt die Boni drastisch. Der Vorstand habe entschieden, «die variable Vergütung für das Jahr 2016 deutlich zu reduzieren», teilte Deutschlands grösstes Geldhaus am Mittwoch mit. Für das Jahr 2015 war der Bonuspool mit 2,4 Milliarden Euro gefüllt, er dürfte für das vergangene Geschäftsjahr um mindestens die Hälfte schrumpfen.
Aussertarifliche Mitarbeiter ab der mittleren Führungsebene bekommen für 2016 keine individuellen Boni, auch der gesamte Vorstand verzichtet erneut auf eine variable Vergütung. Betroffen von den Einschnitten sind den Angaben zufolge 25 Prozent der gut 100 000 Mitarbeiter des Dax -Konzerns. Die Deutsche Bank hatte den Gesamtbetrag für die variable Vergütung im Konzern in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgeschmolzen, zugleich jedoch bekamen Festvergütungen steigendes Gewicht.
Verzögerte Prämien
Um Top-Manager nun nicht reihenweise an die Konkurrenz zu verlieren, wird es «für einen kleineren Teil der Mitarbeiter, deren Positionen ganz besonders entscheidend für die Zukunft der Bank sind, ein begrenztes längerfristiges Anreizsystem geben, teilweise in Form von Aktien». Diese Prämien werden jedoch erst mit bis zu sechs Jahre Verzögerung ausgezahlt.
Konzernchef John Cryan hatte bereits kurz nach seinem Amtsantritt im Juli 2015 die Bonusmentalität in der Finanzbranche kritisiert: «Ich denke, dass die Leute in Banken zu viel Geld bekommen.» Vor einem Jahr hatte der Dax-Konzern angekündigt, Bonuszahlungen künftig noch stärker an den Unternehmenserfolg zu koppeln.
Teure Rechtsstreitigkeiten
Nach dem Rekordverlust von 6,8 Milliarden Euro im Jahr 2015 erwarten Analysten bei der Deutschen Bank auch für das gerade abgelaufene Jahr rote Zahlen. Teure Rechtsstreitigkeiten und der laufende Konzernumbau belasten den Konzern nach wie vor.
Der Vorstand habe sich die Entscheidung zu den Boni nicht leicht gemacht, heisst es in der Information an die Mitarbeiter. «Aber nun, da wir unser Jahresergebnis und die Belastungen aus dem Vergleich mit dem US-Justizministerium besser absehen können, halten wir harte Massnahmen für unumgänglich. Das gilt gerade in Zeiten, in denen Tausende Arbeitsplätze wegfallen und unsere Aktionäre keine jährliche Dividende erhalten.»
Vorstand: «Noch viel zu tun»
Kurz vor Weihnachten hatte sich die Deutsche Bank mit den US-Behörden auf einen Milliarden-Vergleich für dubiose Hypothekengeschäfte aus Zeiten vor der jüngsten Finanzkrise geeinigt. Das US-Justizministerium bestätigte am Dienstag den Vergleich über insgesamt 7,2 Milliarden Dollar (6,7 Mrd Euro). Offen ist nun vor allem noch eine mögliche Strafe wegen des Verdachts auf Sanktionsverstösse und Geldwäsche bei Geschäften in Russland.
«In den vergangenen Monaten haben wir grosse Fortschritte gemacht und Altlasten beseitigt», bilanzierte der Vorstand. «Dennoch gibt es noch viel zu tun, um unsere Bank wieder robuster und profitabler zu machen.» Die Zahlen für 2016 legt das Institut am 2. Februar vor. In Sachen Boni macht der Hoffnung den Mitarbeitern etwas Hoffnung: «Wir planen fest damit, für das Jahr 2017 wieder zu unserem üblichen Regime der individuellen erfolgsabhängigen Vergütung zurückzukehren.» (awp/mc/pg)