US-Notenbank bleibt trotz Trump-Kritik auf Straffungskurs
Washington – Die amerikanische Notenbank Fed bleibt trotz Kritik von US-Präsident Donald Trump ihrem geldpolitischen Kurs treu. Nach ihrer Zinssitzung hob sie am Mittwoch ihren Leitzins zum achten Mal seit Beginn der Zinswende Ende 2015 an. Zudem signalisierte sie, ihren Kurs moderater Zinsanhebungen auch im kommenden Jahr beizubehalten. An den Finanzmärkten sorgte das Signal einer ruhigen geldpolitischen Hand nur zwischenzeitlich für Kursausschläge.
Wie die Federal Reserve am Mittwoch in Washington mitteilte, steigt das Zielband für den Leitzins «Fed Funds Rate» um 0,25 Punkte auf 2,0 bis 2,25 Prozent. Analysten hatten mit dieser Entscheidung gerechnet. Es ist das dritte Mal in diesem Jahr, dass der Leitzins steigt. Neue Zinsprognosen der Notenbanker deuten darauf hin, dass die Fed ihr Straffungstempo beibehalten wird. Für dieses Jahr wird eine weitere Anhebung, vermutlich im Dezember, signalisiert. Für kommendes Jahr geht die Fed weiterhin von drei Anhebungen aus.
Wirtschaft brummt
Die Fed bekräftigte in ihrer Erklärung zum Zinsentscheid ihre Einschätzung zur wirtschaftlichen Lage. Der Arbeitsmarkt habe sich weiter gefestigt, die wirtschaftliche Aktivität sei mit hohem Tempo gewachsen. Die Konsumausgaben und die Investitionen der Unternehmen seien stark expandiert, während die Inflation in der Nähe des Zwei-Prozent-Ziels der Fed liege. Die Währungshüter erhöhten ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr deutlich von 2,8 auf 3,1 Prozent. Für 2019 wurde die Prognose nur leicht angehoben.
Auch der Fed-Vorsitzende Jerome Powell äusserte sich zuversichtlich zum Zustand der US-Wirtschaft. «Unsere Wirtschaft ist stark», sagte der Notenbanker nach dem Zinsentscheid vor der Presse. «Nicht alles ist perfekt, und nicht alle Amerikaner profitieren», räumte der Fed-Vorsitzende ein. «Aber wir tun alles, um die Wirtschaft stark zu halten.» Auch nach dem jüngsten Schritt seien die Zinsen niedrig, weshalb mit weiteren Anhebungen zu rechnen sei.
Besorgt zeigte sich der Fed-Chef hingegen über die Folgen einer protektionistischen Handelspolitik, wie sie gegenwärtig von den USA ausgeht. Zwar sei noch kein nennenswerter Effekt durch die höheren Zölle festzustellen. Allerdings zeigte sich Powell besorgt, wo die Handelspolitik langfristig hinsteuert. Amerikanische Unternehme hätten der Fed gegenüber ihre Sorgen zum Ausdruck gebracht. Powell sprach von einem «wachsenden Chor» der Besorgnis. Generell sei Protektionismus keine gute Entwicklung.
Geldpolitische Ausrichtung nicht mehr «akkommodierend»
Angesichts der mittlerweile höheren Zinsen entfernte die Fed den Hinweis aus ihrer Erklärung, dass die geldpolitische Ausrichtung «akkommodierend» sei, also das Wirtschaftswachstum unterstütze. Fachleute hatten diese Änderung weitgehend erwartet. Powell spielte die Änderung herunter, indem er sagte, die Geldpolitik der Fed unterstütze faktisch noch das Wirtschaftswachstum.
Ihre langfristige Zinsprognose, die an den Märkten besonders beäugt wird, hob die Fed unterdessen leicht von 2,9 auf 3,0 Prozent an. Dieses Niveau wird als «neutraler Zins» bezeichnet, der die Wirtschaft weder anschiebt noch bremst. Beim derzeitigem Straffungstempo wird es im Laufe des kommenden Jahres erreicht. Ob die Fed ihren Leitzins dann noch weiter anhebt oder ihren Straffungskurs beendet, ist unklar.
An den Finanzmärkten gab es eine kurzzeitige Achterbahnfahrt nach den Entscheidungen der Fed. Eine klare Richtung stellte sich aber nicht ein. Zuletzt gaben allerdings die Renditen am US-Anleihemarkt etwas nach. An vielen anderen Märkten lagen die Kurse in etwa auf dem Niveau von vor dem Zinsentscheid. (awp/mc/ps)