US-Notenbank drosselt Anleihekäufe weiter
Letzte Fed-Sitzung unter dem Vorsitz von Ben Bernanke.
New York – Angesichts der wirtschaftlichen Erholung macht die US-Notenbank Fed wie erwartet weitere Abstriche an ihrer lockeren Geldpolitik. Das Volumen der monatlichen Anleihekäufe zum Ankurbeln der Wirtschaft sinkt um 10 auf 65 Milliarden Dollar. Das teilte die Fed am Mittwochabend nach ihrer Ratssitzung in Washington mit. Die Notenbank signalisierte eine weitere Drosselung. An den Finanzmärkten blieb es nach der Entscheidung ruhig.
Die US-Notenbank begründete die Entscheidung mit der verbesserten Wirtschaftslage und der Erholung am Arbeitsmarkt. Die Fed hatte am 18. Dezember die erste Drosselung des aktuellen Kaufprogramms beschlossen. Finanzanalysten hatten die erneute Verminderung erwartet. Die Staatsanleihekäufe und die Käufe von Hypothekenpapieren werden um jeweils fünf Milliarden Dollar reduziert. Die Fed kauft also jetzt monatlich Staatsanleihen im Wert von 35 Milliarden Dollar und Hypothekenpapiere im Wert von 30 Milliarden Dollar. Die Entscheidung wird ab Februar wirksam.
Wachstum beschleunigt sich
Das Wirtschaftswachstum habe sich in den letzten Quartalen beschleunigt, schrieb die Fed in einem Kommentar. Zuvor hatte sie immer nur von einem moderaten Wachstum gesprochen. Ihren Leitzins bestätigte die Fed zwischen null und 0,25 Prozent. Der Leitzins befindet sich seit Ende 2008 auf diesem Rekordtief. Auch lange nachdem die Arbeitslosenquote unter 6,5 Prozent gefallen sei, würden die Leitzinsen niedrig bleiben, erwartet das FOMC. Damit wurde das Zinsversprechen (Forward Guidance) beibehalten. Zuletzt hatte die Arbeitslosenquote bei 6,7 Prozent gelegen.
Die Arbeitsmarktindikatoren sind laut Fed zuletzt zwar «gemischt» ausgefallen, hätten aber in der Tendenz eine weitere Verbesserung gezeigt. Die Arbeitslosenzahl sei zwar gefallen, bleibe aber hoch. Der Arbeitsmarktbericht im Dezember hatte die Märkte enttäuscht. Die Fed signalisierte eine weitere Drosselung der Käufe. Voraussetzung sei jedoch, dass die Daten zum Arbeitsmarkt und zur Inflationsentwicklung den langfristigen Erwartungen der Notenbank entsprechen.
Keine Überraschungen
Analyst Ashraf Laidi vom Handelshaus Cityindex in London sieht die Entscheidung der Fed, trotz der Unsicherheiten in den Schwellenländern an ihrem Kurs festzuhalten, als Zeichen eines weiter gestärkten Vertrauens der Notenbanker in ihre «Forward Guidance». Die Geldpolitik normalisiere sich. «Es gab keine Überraschungen im Kommentar der Notenbank», schreibt Rob Wood von der Berenberg Bank. Man erwarte, dass die Fed ihre Käufe auch auf den nächsten fünf Treffen um jeweils 10 Milliarden Dollar reduzieren werde. Am 29. Oktober sollten die Anleihekäufe dann letztlich um 15 Milliarden Dollar gesenkt werden.
Die grosse Unbekannte sei jedoch die Marktvolatilität in den Schwellenländer, heisst es in einem am Mittwoch veröffentlichten Kommentar der Commerzbank. Solange sich diese jedoch nicht übermässig auf US-Finanzinstitutionen auswirke, dürften diese die Rückführung der Anleihekäufe auch nicht gefährden.
Letzte Sitzung unter Bernanke-Vorsitz
Die Entscheidungen der Fed fielen einstimmig. Es war die letzte Sitzung und dem Vorsitz von Ben Bernanke. Am 1. Februar wird Janet Yellen den Vorsitz übernehmen.
Die Finanzmärkte reagierten kaum auf die Entscheidungen. Der Eurokurs gab zum Dollar nur kurzfristig nach und wurde zuletzt kaum verändert mit 1,3665 Dollar gehandelt. Die US-Aktienmärkte gaben kurzzeitig nach, erreichten aber rasch wieder ihr Niveau von vor der Entscheidung. Auch die angeschlagenen Währungen der Schwellenländer reagierten kaum. (awp/mc/pg)