Washington – Die US-Notenbank Fed will schneller aus ihrer extrem lockeren Geldpolitik aussteigen als bisher beabsichtigt. Zum einen sollen die milliardenschweren Käufe von Wertpapieren wie Staatsanleihen schneller zurückgefahren werden. Zum anderen werden angesichts der hohen Inflation raschere Zinsanhebungen in Aussicht gestellt. Der US-Dollar legte nach Bekanntgabe der Sitzungsergebnisse deutlich zu.
Wie die Federal Reserve am Mittwoch nach ihrer Zinssitzung in Washington mitteilte, sollen die immensen Wertpapierkäufe im Januar um 30 Milliarden US-Dollar verringert werden. Das ist das doppelte der Summe, um die die Käufe im November und Dezember reduziert wurden. In den Monaten darauf seien Reduzierungen im selben Ausmass wahrscheinlich, sie sollen sich aber nach der wirtschaftlichen Lage richten.
Ursprünglich hatte die Fed pro Monat für 120 Milliarden Dollar je Monat Staatsanleihen und Hypothekenpapiere gekauft. Das sollte die Finanzierungsbedingungen günstig halten und die US-Konjunktur in der Corona-Pandemie stützen. Analysten hatten ein beschleunigtes Abschmelzen der Käufe wegen der hohen Inflation erwartet.
Drei Zinsschritte im 2022
Darüber hinaus signalisierte die Fed raschere Zinsanhebungen. Für kommendes Jahr rechnen die Notenbanker laut neuen Prognosen mit insgesamt drei Zinsschritten um jeweils 0,25 Prozentpunkte. Bisher wurde allenfalls eine Anhebung angedeutet. Im Jahr 2023 könnten laut den Projektionen drei Zinsanhebungen folgen, zwei weitere Anhebungen sind für 2024 signalisiert. Die Prognosen der Fed sind Ergebnis der Erwartungen der einzelnen Notenbanker im geldpolitischen Ausschuss FOMC.
Graduelle Straffung
Fed-Chef Jerome Powell begründete das raschere Straffungstempo vor der Presse mit dem robusten Arbeitsmarkt und der hohen Inflation. Die Wertpapierkäufe dürften im März beendet sein. Auf Rückfrage sagte er, dass eine anschliessende Zinsanhebung vermutlich nicht lange auf sich warten lassen werde. Die Geldpolitik werde jedoch nicht ruckartig, sondern graduell gestrafft. Die wirtschaftliche Entwicklung solle durch die Geldpolitik weiter unterstützt werden.
Omikron als konjunkturelles Risiko
Die erst unlängst entdeckte Corona-Variante Omikron, die als besonders ansteckend gilt, bezeichnete der Fed-Chef als konjunkturelles Risiko. Dennoch gingen er und seine Kollegen im FOMC weiter von einem soliden Wirtschaftswachstum aus.
Mit Blick auf die hohe Inflation räumte Powell ein, dass die coronabedingten Angebotsengpässe grösser seien und länger anhielten als gedacht. Zudem erfasse die Inflation mittlerweile eine grössere Anzahl an Gütern und Dienstleistungen. Die Lohnentwicklung sei bisher jedoch noch nicht betroffen. Ökonomen sehen grosse Inflationsgefahren, falls die Arbeitnehmer als Kompensation für die hohe Teuerung steigende Löhne durchsetzen wollen (Lohn-Preis-Spirale).
Die Inflation in den USA war im November auf 6,8 Prozent gestiegen. Das ist die höchsten Rate seit 39 Jahren. Bisher hatte die Fed die Entwicklung als grösstenteils übergangsweises, coronabedingtes Phänomen bewertet. Jetzt spricht sie lediglich davon, dass die hohe Inflation Folge eines pandemiebedingten Ungleichgewichts von Angebot und Nachfrage sowie weniger Corona-Beschränkungen sei. (awp/mc/pg)