US-Notenbank dürfte Zinsen stabil halten – Prognosen im Fokus

Washington – In einem durch hohe Unsicherheit geprägtem wirtschaftlichen Umfeld wird die US-Notenbank Fed an diesem Mittwoch ihre Leitzinsen voraussichtlich beibehalten. Die Zinsspanne dürfte nach Einschätzung der meisten Ökonomen angesichts der immer noch hartnäckigen Inflation zwischen 4,25 bis 4,50 Prozent verharren. Angesichts der aggressiven Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump sind Aussichten für die künftige Geldpolitik unsicher.
Die US-Notenbank hatte im September 2024 die Zinswende nach der grossen Inflationswelle mit einer deutlichen Zinssenkung um 0,50 Punkte eingeläutet. Im November und Dezember folgten dann zwei kleinere Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte. US-Notenbankchef Jerome Powell hatte die Inflation nach der letzten Sitzung am 29. Januar als «etwas erhöht» bezeichnet und die Zinsen nicht erneut gesenkt. Es wäre also die zweite Sitzung in Folge mit unveränderten Leitzinsen.
«Es ist nahezu sicher, dass die Fed die Leitzinsen auf ihrer Sitzung in der nächsten Woche unverändert lässt», sagt Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner. «Denn sie hat immer wieder darauf verwiesen, dass sie keine Eile hat und in der aktuell sehr unsicheren Situation erst einmal weitere Daten abwarten will.»
Trumps Zollpolitik trübt Konjunkturerwartungen ein
Vor allem die Zollpolitik der neuen US-Regierung, aber auch die aussenpolitischen Konflikte haben zu eingetrübten Konjunkturerwartungen geführt. Jüngste Aussagen von Trump werden gedeutet, dass der Präsident eine Rezession nicht mehr ausschliesst. Rezessionsängste belasteten auch die Aktienmärkte. So hatten sich zuletzt auch eine Reihe von Konjunkturdaten eingetrübt. Beispielsweise war das von der Universität von Michigang erhobene Konsumklima im März wegen Inflationssorgen deutlich gefallen.
Nach Einschätzung von Felix Schmidt, Volkswirt bei der Berenberg Bank, sind Rezessionssorgen jedoch übertrieben: «Auch wenn das Hin und Her der US-Regierung bei den Zöllen Unternehmen und Verbraucher verunsichert, scheint sich die US-Wirtschaft derzeit dennoch in einer recht robusten Verfassung zu befinden». Er verweist auf den stabilen Arbeitsmarkt. «Mehr Sorgen bereitet der Fed daher nach wie vor die Preisentwicklung», schreibt Schmidt. So bewege sich die Kerninflation seit einem Dreivierteljahr mehr oder weniger seitwärts. Dies und die hohe Unsicherheit seien Gründe, um die Zinsen nicht anzutasten. Die Inflationsrate war im Februar auf 2,8 Prozent gefallen. Die Fed strebt allerdings eine Rate von zwei Prozent an.
Am Mittwoch werden zudem die neuen Projektionen der US-Notenbank erwartet. Im Dezember waren die Fed-Mitglieder noch davon ausgegangenen, dass die Leitzinsen im Gesamtjahr nur um 0,50 Prozentpunkte gesenkt werden. Eine Änderung hier könnte die Märkte bewegen. Zudem werden auch die neuen Projektionen für das Wirtschaftswachstum und die Inflation veröffentlicht.
Die anstehenden Projektionen zeigen nach Einschätzung der Dekabank das Dilemma für die Fed: «Die Konjunkturprognose dürfte gesenkt und die Inflationsprognose angehoben werden.» So belasten beispielsweise die Zölle die Konjunktur und sorgen gleichzeitig über steigende Importpreise für eine höhere Inflation. (awp/mc/pg)