Trotz Bankenkrise: US-Notenbank hebt Leitzins um 0,25 Prozentpunkte an
Washington – Die US-Notenbank Fed lässt sich trotz der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor nicht von ihrem Kampf gegen die hohe Inflation abbringen und erhöht erneut ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte. Nun liegt dieser in der Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent, wie die Federal Reserve (Fed) am Mittwoch mitteilte. Es ist die neunte Anhebung in Folge – allerdings setzt die US-Notenbank ihren moderaten Kurs fort. Die Fed musste bei ihrer Entscheidung abwägen zwischen der Beruhigung der Sorgen im Bankensektor und dem Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise.
Die Fed schliesst weitere Zinserhöhungen nicht aus. «Der Ausschuss geht davon aus, dass eine gewisse zusätzliche Straffung der Geldpolitik angebracht sein könnte», heisst es in einem Kommentar. Schliesslich bleibe die Inflation hoch.
Im vergangenen Jahr hatte die Fed mehrmals den Leitzins um beachtliche 0,75 Prozentpunkte angehoben, aber das Tempo zuletzt verlangsamt und im Februar ebenfalls auf einen kleinen Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten gesetzt. Jüngste Daten zeigen, dass die hohe Inflation in der grössten Volkswirtschaft der Welt auf dem Rückzug ist.
Bankenkrise könnte Zinsanhebungen bremsen
Allerdings dürfte die Bankenkrise rund um die Silicon Valley Bank ein Hemmnis für weitere deutliche Zinsanhebungen dargestellt haben. Denn die stark gestiegenen Zinsen gelten als ein Grund für die Probleme im amerikanischen Bankensektor.
Leicht höhere Inflationsrate erwartet
Die US-Notenbank hat nun auch neue Schätzungen zur Teuerungsrate veröffentlicht. Sie rechnet im laufenden Jahr mit einer etwas höheren Inflationsrate als zuvor angenommen. Die Teuerungsrate soll durchschnittlich bei 3,3 Prozent liegen. Die von der Fed mittelfristig gewünschte Inflationsrate liegt bei zwei Prozent – zuletzt lag die Inflationsrate im Februar bei 6,0 Prozent.
Geringeres Wirtschaftswachstum
Die Fed sagt für dieses Jahr ausserdem ein etwas geringeres Wirtschaftswachstum voraus als noch vor drei Monaten angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrössten Volkswirtschaft wird demnach 2023 um 0,4 Prozent wachsen. Das wären 0,1 Prozentpunkte weniger als noch im Dezember prognostiziert.
Einige Experten hatten vor der Entscheidung angesichts der Probleme im Bankensektor sogar eine Pause bei den Zinserhöhungen nicht für ausgeschlossen gehalten. Diesen Schritt wollte Fed-Chef Powell nun offensichtlich doch nicht gehen – und so zeigt sich die Fed stattdessen entschlossen im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise. Die Entscheider der Fed rechnen zum Jahresende im Mittel mit einem Leitzins von 5,1 Prozent. Für 2024 werden im Mittel 4,3 Prozent erwartet.
Auslöser der Bankenkrise Anfang März war die Abwicklung des auf die Kryptobranche ausgerichteten US-Finanzkonzerns Silvergate Capital. Ein paar Tage später wurde das auf Start-up-Finanzierungen spezialisierte US-Geldhaus Silicon Valley Bank unter die Kontrolle der US-Einlagensicherung FDIC gestellt und geschlossen. Weitere kleine Banken gerieten ins Straucheln. In Europa geriet die Schweizer Grossbank Credit Suisse in die Krise. (awp/mc/pg)