Fed-Chefin Janet Yellen. (Bild: © United States Government Work)
Washington – Die US-Notenbank Fed steuert zusehends auf eine Normalisierung ihrer Geldpolitik zu. Zwar behält sie ihren Kurs einer aussergewöhnlich lockeren Geldpolitik vorerst bei, wie die Federal Reserve am Mittwochabend zusicherte. Neue Zinsprognosen der Top-Notenbanker lassen jedoch darauf schliessen, dass eine erste Zinsanhebung früher als gedacht kommen könnte. Sowohl für Ende 2015 als auch Ende 2016 gehen die Währungshüter nun von im Schnitt höheren Leitzinsen aus. Dies könnte ein Hinweis auf raschere Zinsanhebungen sein, kommentierte Harm Bandholz, US-Chefvolkswirt der Unicredit.
Die erst seit kurzem amtierende Fed-Chefin Janet Yellen versuchte die neuen Prognosen zum Leitzins zwar zu relativieren. Man solle nicht zu viel hineininterpretieren, sagte Yellen während ihres ersten Auftritts vor der Presse als Vorsitzende des geldpolitischen Ausschusses FOMC. Sonderlich erfolgreich war sie damit aber nicht: Der amerikanische Dollar legte zu vielen Währungen stark zu. Die Renditen am US-Anleihemarkt stiegen ebenfalls spürbar an. Ein Zeichen dafür, dass Investoren von früheren Zinsanhebungen ausgehen.
Neues Zinsversprechen
Auch mit Äusserungen zur konjunkturellen Lage konnte Yellen Erwartungen an raschere Zinsanhebungen nicht zerstreuen. Mehrfach verwies sie auf die immer noch hohe Arbeitslosigkeit und den ungewöhnlich schwachen Preisauftrieb. Beides spreche dafür, den Leitzins niedrig zu halten, sagte die Fed-Chefin. Insgesamt sehe sich die US-Wirtschaft immer noch starkem Gegenwind ausgesetzt. Zuvor hatte Yellen, die im Februar dem langjährigen Fed-Vorsitzenden Ben Bernanke nachgefolgt war, erstmalig die Sitzung des geldpolitischen Ausschusses FOMC geleitet.
Mehr Luft für eine flexiblere Geldpolitik verschaffte sich die Fed auch dadurch, indem sie ihr Zinsversprechen (Forward Guidance) abänderte. So wollen die Währungshüter ihre Zinspolitik künftig nicht mehr vorrangig an der Arbeitslosenquote ausrichten. Vielmehr soll eine Reihe von Informationen herangezogen werden, etwa Indikatoren vom Arbeitsmarkt, zur Inflation und zu den Inflationserwartungen sowie zum Finanzsystem. Der bisherige Schwellenwert einer Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent wird nicht mehr genannt.
Wertpapierkäufe weiter gedrosselt
Seit Ende 2012 hatte die Fed zugesichert, ihren wichtigsten Leitzins (Fed Funds Rate) nicht anzuheben, so lange die Arbeitslosenquote über 6,5 Prozent liegt. Ausgehend von einem Höchstwert in der Krise von zehn Prozent ist sie mittlerweile auf 6,7 Prozent gefallen. Um die Konjunktur weiter zu beleben, will die Fed die Zinsen aber noch nicht anheben. Deswegen war eine Änderung des Zinsversprechens, das bereits im vergangenen Dezember stark relativiert worden war, notwendig geworden.
Die Wertpapierkäufe zur Belebung der Konjunktur wurden unterdessen um weitere zehn Milliarden US-Dollar verringert. Ab April nimmt die Fed damit Staatsanleihen und Hypothekenpapiere im Wert von monatlich 55 Milliarden Dollar in ihre Bücher. Das sind 30 Milliarden Dollar weniger als vor Beginn der im vergangenen Dezember eingeläuteten geldpolitischen Wende. Seither hat die Fed ihre Stützungskäufe drei Mal verringert. Weil die Notenbank aber immer noch in beträchtlichem Umfang Anleihen kauft, weitet sich ihre bereits aufgeblähte Bilanz weiter aus.
Zinsanhebung wohl 2015
Die Notenbank bekräftigte, die Wertpapierkäufe weiter reduzieren zu wollen, soweit der Arbeitsmarkt sich erhole und der gegenwärtig schwache Preisauftrieb sich wieder ihrem Zielwert von zwei Prozent nähere. Die Fed schränkte erneut ein, dass dieser Kurs nicht vorgezeichnet sei. Selbst nach Einstellung der Käufe – bei Fortsetzung der gegenwärtigen Drosselung wäre es im Herbst 2014 soweit – werde die Geldpolitik noch eine beträchtliche Zeit lang locker bleiben, sagte Yellen.
Gefragt danach, was genau «eine beträchtliche Zeit» bedeute und wann mit einer ersten Zinsanhebung zu rechnen sei, sagte Yellen, man könne von etwa einem halben Jahr nach Einstellung der Anleihekäufe ausgehen. Allerdings hänge der genaue Zeitpunkt einer ersten Straffung auch von den konjunkturellen Rahmenbedingungen ab. Zunächst jedenfalls liess die Notenbank ihren wichtigsten Leitzins, die Fed Funds Rate, unangetastet. Er liegt nach wie vor in einer Spanne von null und 0,25 Prozent. Dort liegt er seit mittlerweile mehr als fünf Jahren.
Die konjunkturelle Entwicklung bewertete die Notenbank etwas weniger zuversichtlich. Ihre Wachstumsprognosen senkte sie bis ins Jahr 2016 leicht. Die wirtschaftliche Aktivität habe sich in den Wintermonaten abgeschwächt. Teilweise sei dafür das strenge Wetter verantwortlich gewesen, sagte Yellen. Für den Arbeitsmarkt zeigt sich die Fed hingegen etwas zuversichtlicher, während ihr Inflationsziel erst längerfristig erreicht werden dürfte. (awp/mc/upd/ps)