US-Notenbank setzt lockere Geldpolitik fort und sieht Fortschritte

Jerome Powell

Fed-Chef Jerome Powell. (Foto: Fed/Flickr)

Washington – Die US-Notenbank Fed setzt ihre extrem lockere Geldpolitik trotz hoher Inflation und solidem Wirtschaftswachstum zunächst fort. Zugleich sieht sie die Wirtschaft auf dem Weg in Richtung einer etwas weniger grosszügigen Geldpolitik. Das dürfte ein Hinweis auf perspektivisch geringere Wertpapierkäufe durch die Zentralbank sein.

Ihren Leitzins bestätigte die Fed nach ihrer Zinssitzung. Er liegt weiter zwischen null und 0,25 Prozent, wie die Federal Reserve am Mittwoch in Washington mitteilte. Auch die Wertpapierkäufe, mit denen die Wirtschaft zusätzlich gestützt werden soll, werden im bisherigen Tempo fortgeführt. Ökonomen hatten mit den Entscheidungen gerechnet.

Zugleich teilte die Zentralbank mit, dass sie Fortschritt auf dem Weg in Richtung einer etwas weniger lockeren Geldpolitik sehe. Die Wirtschaft habe sich zuletzt auf die Ziele der Zentralbank zubewegt. Der weitere Fortschritt werde auf den kommenden Zinssitzungen bewertet. Die Fed strebt Vollbeschäftigung und stabile Preise an. Beide Ziele wurden in der Corona-Krise teils drastisch verfehlt.

Der wirtschaftliche Fortschritt ist vor allem entscheidend für die Frage, wie es mit den milliardenschweren Wertpapierkäufen der Zentralbank weitergehen soll. Derzeit kauft die Fed Staatsanleihen und Hypothekenpapiere im Wert von 120 Milliarden US-Dollar je Monat. Die Bilanzsumme der Notenbank ist infolge der Käufe drastisch angestiegen.

Rückgang der Wertpapierkäufe erst nach «substanziellen» Fortschritten
Angesichts eines soliden Wirtschaftswachstums und einer rapide steigenden Inflation ist eine derart umfangreiche Stützung durch die Fed aus Sicht einiger Ökonomen nicht mehr unbedingt erforderlich. Die Fed will aber erst «substanziellen» Fortschritt auf dem Weg zu ihren Zielen sehen, bevor sie mit dem Abschmelzen ihrer Wertpapierkäufe beginnt. Analysten können sich vorstellen, dass es um die Jahreswende herum soweit sein könnte.

Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell sagte vor Journalisten, dass vor allem die Entwicklung des Arbeitsmarkts entscheidend sei für den weiteren geldpolitischen Kurs. Auf dem Jobmarkt bestehe noch Nachholbedarf. Man sei ein gutes Stück davon entfernt, um von «substanziellem Fortschritt» sprechen zu können. «Ich würde gerne noch einige starke Zahlen vom Arbeitsmarkt sehen.»

Dennoch habe der geldpolitische Ausschuss bereits über den Fortgang der Wertpapierkäufe gesprochen, sagte Powell. Es sei diskutiert worden, mit welcher Geschwindigkeit und in welcher Zusammensetzung die Käufe angepasst werden könnten, soweit die wirtschaftlichen Bedingungen dies zuliessen. Noch sei es aber nicht soweit. In jedem Fall werde die Öffentlichkeit rechtzeitig informiert, sobald eine Entscheidung über ein Abschmelzen der Käufe getroffen sei.

Ihre Einschätzung zur wirtschaftlichen Lage änderte die Zentralbank nur wenig. Konjunktur und Arbeitsmarkt hätten sich weiter verbessert. Die Wirtschaftsbereiche, die durch die Corona-Krise besonders belastet worden seien, hätten sich verbessert, die Erholung sei aber noch nicht abgeschlossen. Die stark gestiegene Inflation von zuletzt mehr als fünf Prozent betrachtet die Fed nach wie vor als übergangsweises Phänomen.

An den Finanzmärkten legte der US-Dollar eine Berg- und Talfahrt hin. Stieg er zunächst sprunghaft an, geriet er recht bald unter Druck. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass einige Marktteilnehmer etwas konkrete Ansagen der Fed zu den Wertpapierkäufen erwartet haben könnten. Die Aktien- und Anleihemärkte reagierten zunächst nicht besonders stark auf die Fed-Entscheidungen. (awp/mc/ps)

Federal Reserve Board

Exit mobile version