US-Notenbankchef Ben Bernanke.
Washington – Die US-Notenbank Fed bleibt ihrer Politik des ultrabilligen Geldes vorerst treu: Wie bisher werde sie langfristige Staatsanleihen und mit Hypotheken besicherte Wertpapiere im Wert von monatlich 85 Milliarden US-Dollar kaufen, teilte der Offenmarktausschuss FOMC am Mittwoch in Washington mit. Die Entscheidung kommt für die Finanzmärkte überraschend: Analysten hatten mit einer Drosselung der Geldschwemme gerechnet.
Dafür ist die Zeit nach Einschätzung der Währungshüter aber noch nicht reif: Vor einer Entscheidung für einen Kurswechsel der ultralockeren Geldpolitik müsse es mehr Beweise geben, dass die Erholung der Konjunktur und des Arbeitsmarktes tatsächlich stabil sei, schreibt die Fed. Als einen Grund für die Ungewissheit nennt sie die Ausgabenkürzungen im Staatshaushalt.
Bernanke hält es spannend: «Keine magische Zahl»
Seit Monaten schon hält die Frage, wann die Fed auf eine weniger expansive geldpolitische Linie umschwenkt, die vom Billiggeld abhängigen Finanzmärkte in Atem. «Wir werden den ersten Schritt an einem gewissen Punkt unternehmen, möglicherweise später in diesem Jahr», sagte der scheidende Fed-Chef Ben Bernanke.
Er hatte im Frühjahr angekündigt, dass die Anleihekäufe bis Mitte 2014 komplett eingestellt werden könnten, wenn die bisherigen Konjunkturprognosen Bestand haben. Es gebe aber keine «magische Zahl», an der die Entscheidung dafür festgemacht werde.
Finanzmärkte reagieren heftig
Nachdem die Notenbank das Abebben der Geldflut vorerst verschoben hat, reagierten die Kurse heftig. Der US-Dollar geriet massiv unter Druck. Im Gegenzug stieg der Kurs des Euro am Abend über der Marke von 1,35 Dollar. Ihr Tageshoch erreichte die Gemeinschaftswährung bei 1,3512 Dollar.
Euphorisch wurde die Ankündigung einer zunächst ungebremsten Liquiditätsschwemme an den Aktienmärkten aufgenommen. Der US-Leitindex Dow Jones Industrials markierte bei 15.664,82 Punkten ein Allzeithoch. Auch der marktbreite S&P-500-Index erreichte bei 1.723 Punkten einen neuen Rekord, der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 kletterte auf den höchsten Stand seit fast 13 Jahren.
Wachstumsprognose gesenkt
Ihren Leitzins beliess die Notenbank wie erwartet in einer Spanne zwischen null und 0,25 Prozent. Auf diesem Rekordtief liegt der Zins seit Ende 2008. Bis die Arbeitslosenquote unter die Marke von 6,5 Prozent gefallen ist, will die Fed ihre sehr lockere Geldpolitik fortsetzen. Derzeit liegt die Rate bei 7,3 Prozent. Die Zinspolitik wurde Ende 2012 an die Arbeitslosenquote gekoppelt.
Zugleich senkte die Fed ihren Wirtschaftsausblick: Für dieses Jahr rechnet die Zentralbank nur noch mit einem Wachstum zwischen 2,0 und 2,3 Prozent. Vor drei Monaten war sie noch von 2,3 bis 2,6 Prozent ausgegangen. Auch für 2014 und 2015 korrigierte sie ihre Aussichten ein wenig nach unten. Erstmals legte die Fed eine Wachstumsschätzung für 2016 vor. Diese liegt bei 2,5 bis 3,3 Prozent. (awp/mc/pg)