Washington – Die US-Notenbank Fed zeigt keine grössere Neigung, in der Bekämpfung der hohen Inflation nachzulassen. Viele Notenbanker seien der Meinung, dass die Kosten einer zu zaghaften Inflationsbekämpfung wohl höher seien als die Kosten einer zu scharfen Bekämpfung, heisst es in dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll (Minutes) zur jüngsten Zinssitzung von Mitte September. Auf der Sitzung hatte die Fed ihren Leitzins zum dritten Mail in Folge kräftig um 0,75 Prozentpunkte angehoben.
Die Inflation sei viel zu hoch, und die Inflationsrisiken deuteten nach oben, heisst es in der Mitschrift. Daher sei es notwendig, die Leitzinsen in einen restriktiven Bereich anzuheben. Ein solches Niveau bremst die wirtschaftliche Aktivität, reduziert aber auch die Inflationsgefahren. In diesem Bereich müssten die Leitzinsen so lange wie erforderlich gehalten werden, unterstreichen die Notenbanker. Ab einem gewissen Zeitpunkt sei es jedoch erforderlich, das Straffungstempo zu verlangsamen, bekräftigten die Währungshüter.
Die US-Notenbank befindet sich wie viele andere Zentralbanken in einem Dilemma. Sie muss einerseits gegen die sehr hohe Teuerung von aktuell mehr als acht Prozent vorgehen. Das hat die Fed in diesem Jahr bereits ausgiebig getan: Die Leitzinsen sind seit März um insgesamt drei Prozentpunkte auf aktuell gut drei Prozent angehoben worden. In den kommenden Monaten werden weitere Straffungen erwartet, so dass der Leitzins bald mehr als vier Prozent betragen dürfte. Ein solches Niveau gilt unter Fachleuten als restriktiv.
Andererseits muss die Fed aber auch die Nebenwirkungen ihres Kurses im Blick haben. Die US-Wirtschaft hat sich bereits abgeschwächt, im ersten Halbjahr ist sie unter dem Strich geschrumpft. Zwar verneinen viele Ökonomen, dass es sich um eine typische Rezession handelt, weil etwa der Arbeitsmarkt sehr robust ist. Angesichts der zahlreichen Belastungen, allen voran des Ukraine-Kriegs, muss die Fed aber aufpassen, den Straffungsbogen nicht zu überspannen.
An den Finanzmärkten sorgten das Sitzungsprotokoll zunächst nicht für starke Kursausschläge, da viele Positionen bereits bekannt waren. Der US-Dollar tendierte nach Veröffentlichung der Mitschrift etwas schwächer. Auch die Renditen von US-Staatsanleihen gaben leicht nach. An den Aktienmärkten hielten sich die Reaktionen in engen Grenzen. (awp/mc/ps)