Washington – Die US-Notenbank Fed hält an ihrem vorsichtigen Kurs fest, zeigt sich aber etwas zuversichtlicher für die Weltwirtschaft. Man werde bei der Festlegung der Geldpolitik weiterhin geduldig vorgehen, teilte die Federal Reserve am Mittwoch nach ihrer zweitägigen Zinssitzung in Washington mit. Mit dieser Formulierung signalisieren die Währungshüter eine Politik mit zunächst unveränderten Leitzinsen. Diesen beliess die Fed wie allgemein erwartet in einer Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent.
Allerdings senkte die Notenbank einen ihrer Zinssätze, mit denen sie den Marktzins in der von ihr angepeilten Spanne hält. Der Zins auf Überschussreserven der Geschäftsbanken bei der Fed fällt um 0,05 Prozentpunkte auf 2,35 Prozent. Er liegt damit 0,15 Prozentpunkte unter der Obergrenze der von der Fed angestrebten Zinsspanne. Dieser Schritt wird von Experten nicht als geldpolitische Lockerung angesehen, sondern als technische Massnahme, weil der Zins auf dem Interbankenmarkt zuletzt immer näher an die Obergrenze der Fed gestiegen war.
Wie schon nach ihrer vorherigen Sitzung im März begründete die Fed ihre vorsichtige Haltung mit Entwicklungen in der Weltwirtschaft und auf den Finanzmärkten. Sie spielte damit vor allem auf zahlreiche politische Unsicherheiten wie Handelsstreitigkeiten sowie das allgemein schwächere Wirtschaftswachstum an. Die Entscheidungen der Notenbank im geldpolitischen Ausschuss FOMC fielen einstimmig.
Politische Unsicherheiten, Handelsstreit und schwächeres Wirtschaftswachstum
Der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, relativierte die vorsichtige Haltung der Fed vor der Presse etwas. Jüngste Konjunkturdaten aus der Eurozone und aus China seien etwas besser ausgefallen. Zudem machten die Handelsgespräche zwischen den USA und China Fortschritte. Auch sei das Risiko eines ungeordneten Brexit etwas gesunken. Powell äusserte sich auch zuversichtlich zur Inflation. Zwar sei die Teuerung zuletzt gesunken. Man gehe aber davon aus, dass dies auch auf nur zeitweilig auftretende Effekte zurückzuführen sei.
Die Beurteilung der globalen Wirtschaft spielt eine wichtige Rolle für die Geldpolitik der Fed. Wegen hoher Risiken von dieser Seit hatte die Notenbank ihren Ende 2015 begonnenen Zinsanhebungskurs in diesem Jahr vorerst beendet. Trotz der etwas zuversichtlicheren Haltung bekräftigte der Notenbankchef, dass die geldpolitische Ausrichtung der Fed derzeit angemessen sei. Er sehe zurzeit nicht das Erfordernis einer Leitzinsänderung, sagte Powell.
Die Fed befindet sich derzeit in einer schwierigen Situation. Auf der einen Seite stellt sich die Binnenwirtschaft stark dar, insbesondere der Arbeitsmarkt. Anderseits sieht sich die Fed zahlreichen Risiken von ausserhalb der USA ausgesetzt, allen voran die sich abschwächende Weltwirtschaft. Hinzu kommt eine ungewöhnlich schwache Inflation. Dieses gemischte Bild erklärt das vorsichtige Vorgehen der Fed.
Rückläufige Inflation
Die Notenbank besitzt ein doppeltes Mandat: Sie soll einerseits für eine hohe Beschäftigung sorgen, andererseits die Inflation an ihren Zielwert von zwei Prozent heranführen. Während das erste Ziel als erfüllt angesehen wird, hinkt sie dem zweiten Ziel hinterher.
Der Eurokurs gab angesichts der zuversichtlicheren Aussagen von Powell nach und fiel auf ein Tagestief von 1,1188 US-Dollar. Vor der Pressekonferenz war er noch bis auf 1,1265 Dollar gestiegen. Die US-Aktien fielen etwas. Die Anleihekurse gerieten nach anfänglichen Gewinnen leicht unter Druck. (awp/mc/ps)