US-Notenbanker weiter besorgt über schwache Inflation – Minutes
Washington – Innerhalb der US-Notenbank Fed besteht nach wie vor Unsicherheit über die weitere Preisentwicklung in den USA. Viele Mitglieder der Notenbank hätten ihre Besorgnis zum Ausdruck gebracht, dass die vergleichsweise niedrige Inflation über einen längeren Zeitraum andauern könnte, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll (Minutes) zur jüngsten Sitzung des geldpolitischen Ausschusses (FOMC) vom 19. bis 20. September hervorgeht. Die schwache Teuerung könnte auf Faktoren beruhen, die nicht nur vorübergehend seien, hiess es.
Trotzdem gehen viele Fed-Mitglieder davon aus, dass eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr gerechtfertigt ist. Allerdings machten mehrere Währungshüter laut dem Protokoll deutlich, dass ihre Entscheidung für eine weitere Zinserhöhung von der weiteren Konjunkturentwicklung abhängig sei. In den kommenden Monaten müssten die eingehenden Wirtschaftsdaten das Vertrauen stärken, dass die Inflation wieder auf das angepeilte Ziel von zwei Prozent steigen könne.
Nach Einschätzung des Experten Paul Ashworth vom britischen Analysehaus Capital Economics ist die Mehrheit der US-Notenbanker besorgt, dass die Kerninflation nicht schnell steigen könnte. Aber dies dürfte sie nicht von einem weiteren Zinsschritt abhalten. Ashworth begründete diese Einschätzung mit der sehr geringen Arbeitslosenquote in den USA.
Inflation schwach
In den USA ist die Inflation trotz einer vergleichsweise gute Lage auf dem Arbeitsmarkt seit geraumer Zeit ungewöhnlich schwach. Die Fed-Vorsitzende Janet Yellen hatte auf der Pressekonferenz nach der September-Zinsentscheidung eingeräumt, dass die schwache Inflation für sie ein «Rätsel» sei.
Wie aus dem Protokoll weiter hervorgeht, erwarten die Notenbanker, dass die jüngsten Wirbelstürme im Süden der USA die konjunkturelle Entwicklung im dritten Quartal gebremst haben. Dies dürfte aber mit Beginn des vierten Quartals wieder ausgeglichen werden.
Die Notenbank hatte auf der September-Sitzung den Leitzins stabil in der Spanne zwischen 1,00 und 1,25 Prozent belassen. Ausserdem hatten die Währungshüter beschlossen, mit dem Abbau der auf 4,5 Billionen US-Dollar angeschwollenen Notenbankbilanz zu beginnen.
Die Fed hatte im Kampf gegen die Folgen der schweren Finanzkrise seit 2008 Wertpapiere gekauft und somit eine extrem hohe Bilanzsumme aufgetürmt. Der Bilanzabbau dürfte mehrere Jahre in Anspruch nehmen, weil die Notenbank eine sehr vorsichtige Vorgehensweise gewählt hat, um die Märkte nicht zu destabilisieren.
Erwartungen an Zinserhöhung bleiben unverändert
Nach der Veröffentlichung des Protokolls veränderte sich an den Finanzmärkten die eingeschätzte Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinserhöhung durch die US-Notenbank im Dezember nicht. Sie lag zuletzt bei 79,1 Prozent und damit genauso hoch wie vor der Veröffentlichung.
Am Devisenmarkt löste das Notenbankprotokoll keine nennenswerte Reaktion aus. Der Kurs des Euro stand weiter leicht im Plus bei 1,1853 US-Dollar. (awp/mc/ps)