Auslandsbanken kritisieren Rückstand der Schweiz bei Renminbi-Hub

Auslandsbanken kritisieren Rückstand der Schweiz bei Renminbi-Hub

Zürich – Obwohl die Schweiz anstrebt, in Zukunft ein wichtiger Handelsplatz für die chinesische Währung Renminbi zu sein, hat sich bis jetzt noch keine einzige chinesische Bank hier niedergelassen. Schuld daran seien auch die Schweizer Behörden, sagen Vertreter von Auslandsbanken in der Schweiz.

Michel Wohl sprach am Mediengespräch des Verbandes der Auslandsbanken Klartext. «In der Schweiz wird viel über Renminbi gesprochen, aber nichts gemacht», sagte der Chef der Banque Internationale à Luxembourg (BIL) Suisse am Mittwoch in Zürich. Im Heimatland seiner Bank dagegen werde gehandelt: «Ab 2015 werden sieben chinesische Banken in Luxemburg tätig sein», sagte er. Luxemburg sei darum hinter London die Nummer zwei im Renminbi-Handel.

«Behörden blocken»
Die Schweiz sei in dieser Hinsicht im Rückstand, sagte auch Martin Maurer, Geschäftsführer des Verbandes der Auslandsbanken in der Schweiz. Schuld daran sei unter anderem auch die Finanzmarktaufsicht (Finma). «Sie blockt», sagte er. BIL-Chef Wohl forderte in diesem Zusammenhang die Schweizer Behörden zu mehr Flexibilität auf. So habe die Finma der ersten und einzigen chinesischen Bank in der Schweiz die Lizenz entzogen, nur weil sie eine Auflage nicht erfüllt habe.

Finanzmarktaufsicht weist Kritik zurück
Finma-Mediensprecher Vinzenz Mathys widerspricht. Erstens habe sich die Finma als ausführende Behörde an die gesetzlichen Grundlagen zu halten. Zweitens habe die Bank of China, die in Genf einen Schweizer Sitz gehabt habe, sich freiwillig zurückgezogen, sagt er auf Anfrage. Gegenwärtig liege zudem auch kein Bewilligungsgesuch einer chinesischen Bank vor.

Widerspruch kommt auch von Mario Tuor vom Staatssekretariat für Finanzfragen (SIF). Es sei zwar richtig ist, dass andere Finanzplätze wie London oder Frankfurt der Schweiz voraus seien. «Doch der Zug ist sicher noch nicht abgefahren», sagt der Mediensprecher.

Als Standort vieler Rohstoffhandelsfirmen sei die Schweiz für chinesische Banken attraktiv. Das habe auch kürzlich eine rege besuchte Veranstaltung für diese Banken in der Schweiz gezeigt. Zudem seien die Behörden für allfällige Anfragen von chinesischen Banken sehr offen. «Ein Bewilligungsgesuch würde schnell und korrekt abgewickelt», sagt er.

London und Frankfurt einen Schritt weiter
Im Juli hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit der chinesischen Zentralbank ein Swap-Abkommen geschlossen und damit die Voraussetzungen für einen Renminbi-Hub, einen Handelsplatz für die chinesische Währung in der Schweiz geschaffen. Um diesen Handelsplatz zu betreiben braucht es jedoch gemäss SNB noch eine chinesische Bank in der Schweiz, die das so genannte Clearing – die konkrete Abwicklung der Zahlungen – gewährleisten kann.

London und Frankfurt sind in dieser Hinsicht der Schweiz einen Schritt voraus. China hat diese zwei Finanzplätze bereits zu europäischen Handelsplätzen erklärt. So fungiert die Bank of China als Clearing-Bank in Frankfurt, wie die chinesische Zentralbank im Juni mitgeteilt hat. (awp/mc/pg)

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