AIG-CEO Robert Benmosche.
Peking – Der amerikanische Versicherungsriese AIG verkauft den grössten Teil seiner Flugzeug-Leasing-Sparte, die mit 5,28 Milliarden US-Dollar bewertet wird, nach China. Dieser bislang grösste Aufkauf eines US-Unternehmens durch Investoren aus China muss von den Aufsichtsbehörden genehmigt werden. Der Konzern berichtete am Montag in einer Mitteilung aus New York über die Vereinbarung, bis zu 90 Prozent an der International Lease Finance Corporation (ILFC) an eine Investoren-Gruppe unter Führung von Weng Xianding, dem Vorsitzenden der New China Trust Company, zu verkaufen. Zu dem Konsortium gehört auch der China Aviation Industrial Fund.
ILFC ist eines der weltweit grössten Flugzeug-Leasing-Unternehmen. Es verfügt über mehr als 1000 Flugzeuge und kooperiert mit rund 200 Fluggesellschaften in 80 Ländern. Die Vereinbarung sieht zunächst den Verkauf von 80,1 Prozent für 4,23 Milliarden US-Dollar und die Option für den Kauf von weiteren 9,9 Prozent vor, wie AIG mitteilte. Nach der behördlichen Billigung des Geschäfts und der Ausübung der Option sollen sich auch die New China Life Insurance und der Investitionsarm der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) beteiligen.
Verkauf des Tafelsilbers
Der Verkauf ist Teil der Bemühungen des 2008 in der globalen Finanzkrise von der US-Regierung mit 182 Milliarden US-Dollar geretteten Versicherungskonzerns, wieder auf eigene Füsse zu kommen. AIG verkauft seither Geschäftssparten, die nicht zum eigentlichen Geschäft der Versicherung gehören, um das Geld zurückzuzahlen. Das fast vier Jahrzehnte alte Leasing-Unternehmen gehört zu den «Kronjuwelen» des Versicherers, wie Branchenkenner sagen. ILFC ist einer der grössten Kunden der Flugzeughersteller Airbus und Boeing.
Börsengang abgeblasen
AIG will mindestens zehn Prozent behalten. ILFC beschäftigt 560 Angestellte, davon 450 in den USA. Ursprünglich war ein Börsengang erwogen worden, von dem sich der Versicherer auch mehr erhofft hatte. Doch wurde der Plan wegen der Ungewissheiten an den Finanzmärkten zugunsten des klaren Investments aus China aufgegeben. Der Verkauf muss allerdings unter anderem vom Komitee für Auslandsinvestitionen der USA genehmigt werden, das auch nationale Sicherheitsinteressen in Erwägung zieht und grosse Übernahmen aus China kritisch beäugt.
Grösstes Flugzeug-Leasing-Unternehmen in China
Die Investoren wollen vom Boom der Luftfahrtindustrie in China profitieren, der wesentlich zum künftigen Wachstum des Unternehmens beitragen soll. Schon heute ist ILFC mit einem Marktanteil von 30 Prozent das grösste Flugzeug-Leasing-Unternehmen in China. 16 chinesische Fluggesellschaften operieren mehr als 170 Flugzeuge von ILFC. «Dieses Geschäft schafft eine solide und strategische Partnerschaft für ILFC», sagte AIG-Präsident Robert Benmosche laut einer Mitteilung. Das Flugzeug-Leasing gehöre nicht zum Kerngeschäft von AIG. Der Verkauf werde die Liquidität und das Kreditprofil verbessern, so dass sich das Unternehmen stärker auf sein Versicherungsgeschäft konzentrieren könne. (awp/mc/upd/ps)