Zürich – Die Versicherten wollen gemäss Vorsorgeexperten die Zügel ihrer Altersvorsorge vermehrt selbst in die Hand nehmen. Aufgrund des Reformstaus und der negativen Dynamik im schweizerischen Vorsorgesystem verwundert dies nicht. Die bisher noch wenig verbreiteten 1e-Vorsorgepläne der 2. Säule gewähren mehr finanzielle Entscheidungsfreiheit und dienen als Vorbild für weitere Innovationen.
Der UBS Vorsorgeindex Schweiz misst die Gesundheit des Schweizer Vorsorgesystems. Dieses hat weiterhin einen schwachen Puls: Die Dynamik– das Mass der Veränderung der demografischen, wirtschaftlichen und finanziellen Faktoren – hat sich über die letzten beiden Quartale zwar leicht verbessert, bleibt aber im negativen Bereich. Das Schlussquartal 2017 und das Anfangsquartal 2018 fielen gegenüber der Talfahrt der vorherigen zwölf Monate nur leicht besser aus. Am gewichtigsten ist die Finanzlage des Vorsorgesystems, vor allem der 1. Säule. Die Bilanz der AHV hat sich dabei stärker als erwartet verschlechtert. «Auch die neusten Bestrebungen, die 1. Säule zu reformieren, werden zu keiner nachhaltigen Lösung des Problems führen» erläutert Dr. Veronica Weisser, Ökonomin im Chief Investment Office von UBS Global Wealth Management.
Zusätzlich belastet der Reformstau das Vertrauen in die Altersvorsorge. Vorsorgewerke und unabhängige Experten sind sich einig, dass die Bevölkerung bei finanziellen Entscheidungen für das Alter stärker mitbestimmen möchte. «Die Individualisierung in der Vorsorge ist ein zunehmendes Bedürfnis der Versicherten», erklärt Prof. Dr. Lukas Müller von der Universität St. Gallen.
Studie „Meine Vorsorge – meine Entscheidung“
In der neuen Studie „Meine Vorsorge – meine Entscheidung“ zeigt das Chief Investment Office (CIO) von UBS Global Wealth Management auf, wie durch individuelle Vorsorgelösungen mehr Eigenverantwortung übernommen werden kann. «Selbstvorsorge über freiwilliges 3a-Sparen ist die naheliegende Lösung, wenn es um private Vorsorge geht. Es gibt aber auch in der 2. Säule individuellen Gestaltungsspielraum, der noch wenigen bekannt ist.», so Jackie Bauer, Ökonomin und Mitautorin der Studie.
1e-Vorsorgepläne als Teil der 2. Säule erlauben dem Versicherten die freie Wahl der Anlagestrategie und bieten erhöhte Sicherheit, da das Kapital auf einem separaten Konto verwahrt wird. Jedoch wird von den Versicherten verlangt, dass sie sich intensiver mit ihren Vorsorgeinvestitionen auseinandersetzen. Auch für den Arbeitgeber und die Vorsorgewerke der 2. Säule hat eine 1e-Lösung Auswirkungen. Einerseits erhöht die 1e-Option die Attraktivität der Vorsorgewerke und des Arbeitsplatzes. Andererseits steigt der Aufwand für die Vorsorgewerke und ihre finanzielle Stabilität kann geschwächt werden. Dennoch ist diese Form der Vorsorge möglicherweise ein erster Schritt in Richtung mehr Individualisierung.
Die Studie zeigt auch auf, warum das Drei-Säulen-System der Schweiz in seiner gegenwärtigen Form den Herausforderungen einer sich ändernden Bevölkerungsstruktur nicht mehr gewachsen ist. Bereits heute bezieht jede Rentnergeneration mehr vom obligatorischen Vorsorgesystem, als sie jemals eingezahlt hat. Die erwerbstätige Bevölkerung wird aller Voraussicht nach in Zukunft kaum noch wachsen, während sich die Zahl der Rentner mehr als verdoppeln wird. Deshalb ist gut beraten, wer seine Vorsorge selbst in die Hand nimmt.
Klar ist, dass Reformen unabdingbar sind und Erwerbstätige, die ihr Einkommen nach der Pensionierung sichern wollen, ihre Vorsorge zukünftig aktiver mitgestalten müssen. (UBS/mc/ps)
Nähere Information und die gesamte Publikation finden Sie auf: www.ubs.com/vorsorgeforum