Gustav Stenbolt, VRP Valartis Group. (Foto: Valartis)
Baar – Die sich in Nachlassstundung befindende Valartis-Gruppe hat das Geschäftsjahr 2015 mit einem geringeren Verlust als im Vorjahr abgeschlossen. Die Sanierungsmassnahmen, die im Verkauf der beiden Privatbanken der Valartis-Gruppe in Liechtenstein und Österreich sowie der Aufgabe des Geschäftsmodells Private Banking gipfeln, führten zu diesem Fehlbetrag. Künftig will sich Valartis als Beteiligungsgesellschaft betätigen.
«2015 war für uns ein herausforderndes Jahr, in dem wir aber das eine oder andere erreicht haben», zog CEO Stephan Häberle an der Bilanzmedienkonferenz Fazit. So wurde mit der Wiener Privatbank SE ein Käufer für die Valartis Bank (Austria) AG gefunden; die Transaktion ist im Frühjahr 2016 vollzogen worden. Gefunden, wenn auch erst im vergangen März, wurde auch ein Käufer für die Valartis Bank (Liechtenstein) AG. Der Vollzug dieser Transaktion wird für Mitte 2016 erwartet. «In der zweiten Jahreshälfte werden wir somit saniert sein», ergänzte Group CFO/CRO George Isliker.
Hohe Wertberichtigungen
Die Sanierungsmassnahmen bescherten dem Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr indes rote Zahlen. Der Konzernverlust belief sich auf 58,4 Mio CHF, nach einem Minus von 73,3 Mio im Vorjahr. Dabei ergab sich aus nicht weitergeführten Geschäftsbereichen ein Verlust von 3,1 Mio infolge der Verkäufe der Valartis Bank (Austria) und der Valartis Bank (Liechtenstein).
Einen noch grösseren Verlust von 55,3 Mio weist Valartis in den fortgeführten Geschäftsbereichen aus. Zurückzuführen ist dieser Fehlbetrag im Wesentlichen auf verschieden Wertverminderungen auf Goodwill-Positionen (knapp 10 Mio) und auf Immobilienprojekte in Russland (rund 16 Mio). Zudem legte der Sachaufwand im Zusammenhang mit der Sanierung der Gruppe auf 12,5 Mio von 7,2 Mio deutlich zu.
Die Kundenvermögen beliefen sich Ende 2015 auf noch 439 Mio, verglichen mit 6’459 Mio per Ende 2014. Auf die nicht weitergeführten Geschäftseinheiten entfielen Kundenvermögen in der Höhe von 5’024 Mio.
Per Ende Dezember betrug das konsolidierte Eigenkapital der Gruppe noch rund 160 Mio. Diese Zahl ergibt sich gemäss Isliker nach Abzug des Jahresfehlbetrages 2015.
Neues Geschäftsmodell soll aufgesetzt werden
Das laufende Jahr 2016 und auch noch Teile des kommenden Jahres 2017 bezeichnete Häberle als Überganszeit. In dieser gelte es, die mit dem Verkauf der beiden Banken verbundenden Arbeiten sauber zu erledigen.
Ansonsten stehe die Neuausrichtung der Gruppe in Vordergrund, so Häberle weiter. Wenn die Valartis Group AG und die Valartis Finance Holding AG erfolgreich saniert seien, gelte es, die Gruppenstruktur zu bereinigen und das neue Geschäftsmodell aufzusetzen.
Strategisch will sich die Gruppe, die ihren Namen behält, auf das Management ihrer Beteiligungen in den Bereichen Banking & Finance, Immobilienprojekte und Private Equity fokussieren. Die Valartis Group AG bleibt somit eine Holdinggesellschaft, aber mit neuem Geschäftsmodell. Dieses verfolgt das aktive Management eigener Beteiligungen, das Management von Aktiven Dritter und die Wahrnehmung neuer Opportunitäten, sagte Häberle.
Zwei Standorte in der Schweiz
Das Unternehmen werde ihre Aktivitäten in der Schweiz an zwei Standorten konzentrieren. Gesetzt sei schon Genf als Standort. Noch nicht entschieden sei, ob Zürich oder «ein Standort näher zur Innerschweiz» die zweite Niederlassung werde, so Häberle weiter.
Die neue Gruppe werde etwa 40 Mitarbeitende beschäftigen, davon 14 in der Schweiz und 26 in Russland, so Häberle weiter. In Russland hält die Gruppe eine Beteiligung von 62,3% an der Immobiliengesellschaft ENR Russia. Daneben gehört auch ein Anteil von 19,36% an der Norinvest Holding und von 45,9% an der Darsi Gruppe zum Beteiligungsportefeuille der Gruppe. An letzter wolle Valartis aber die Hälfte abstossen, sagte der CEO weiter.
Die Aktien von Valartis wurden am Berichtstag noch nicht gehandelt. (awp/mc/upd/ps)