US-Notenbankchef Ben Bernanke dürfte nicht der einzige sein, der einem verlorenen Jahrzehnt nachtrauert.
Valley Forge – Gemäss Vanguards kürzlich erschienenem Economic und Investment Outlook sollten sich die Aktienrenditen der nächsten zehn Jahre normalisieren. Der Studie zufolge ist die Wiederholung eines „verlorenen Jahrzehnts“ für Aktien eher unwahrscheinlich.
Vanguard empfiehlt einen Zeithorizont für Investitionsentscheidungen von zehn Jahren, da kurzfristige Prognosen mit sehr grossen Unsicherheiten behaftet sind und unerwartete Abweichungen ein hohes Investitionsrisiko für den Anleger darstellen können. Als Beispiel hat Vanguard die erwarteten Renditen des US-Aktienmarktes für die nächsten 12 Monate simuliert: Das Resultat ist eine extreme Gleichverteilung mit „fat tails“, die keine sinnvolle Prognose erlaubt.
10 % Wahrscheinlichkeit für negative Renditen
Die 10-Jahresprognose für US-Aktien lässt hingegen eine nominale annualisierte Aktienrendite erwarten, die zwar leicht unter dem historischen Mittelwert von 9,8 % liegt, gemessen am US-Konsumentenpreisindex erwartet Vanguard jedoch eine relativ bescheidene Inflationsentwicklung von 2 % bis 2,5 %. Gemäss Vanguard beträgt die Wahrscheinlichkeit nur gerade 10 %, dass die Renditen in dieser Periode negativ ausfallen und zu einem weiteren verlorenen Jahrzehnt für Aktien führen könnten. Dieser positive Ausblick wird auch mit dem empirisch belegten Zusammenhang zwischen Aktienmarktbewertung und zukünftiger Kursentwicklung untermauert; so ist der US-Markt gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis derzeit relativ günstig, was sich positiv auf die zukünftigen Renditen auswirkt. Ein empirisch nachgewiesener Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Aktienmarktrendite besteht hingegen nicht.
Niedrigere nominale Renditen
Die Anleger müssen sich allgemein auf niedrigere nominale Renditen einstellen. Das Risiko einer hohen Inflation erachtet Vanguard als gering. Konkret ergibt sich für eine Inflationsrate von über 5 % nur eine Wahrscheinlichkeit von 10 %. Das Umfeld von niedrigen Nominalrenditen kann allerdings dazu führen, dass sich die Anleger nur von Renditeüberlegungen leiten lassen und in immer risikoreichere Anlagekategorien wie zum Beispiel High Yield Bonds anlegen. Traditionelle Obligationen haben allerdings trotz der gegenwärtig niedrigen Renditen ihre Meriten als Diversifikationsinstrument. So wird eine Korrelation zwischen US-Aktien und Bonds von nur gerade 0.15 in den nächsten zehn Jahren erwartet. Allerdings wird die Rendite der 10-Jahres US-Staatsanleihen von heute 1,5 % bis 2 % wieder in Richtung 3 % bis 3,5 % steigen. (Vanguard/mc/hfu)