Zürich – Nach vier Wachstumsjahren in Folge ist das Gesamtvermögen in US-Dollar der weltweit 500 grössten Fondshäuser erstmals gesunken. Dies geht aus einer gemeinsamen Studie des US-Finanz- und Wirtschaftsmagazins „Pension & Investments“ und Willis Towers Watson hervor. Demnach sank das verwaltete Vermögen 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent auf 76,7 Billionen US-Dollar. Deutlicher als am Rückgang des Gesamtvermögens im Jahresvergleich lassen sich die Hürden für Vermögensverwalter an der Portfolioallokation ablesen. Auf Fünf-Jahressicht stieg das verwaltete Vermögen um fast 19 Prozent, was einem jährlichen Plus von knapp 3,5 Prozent seit 2010 entspricht. Die Schweizer Vermögensverwalter verlieren jedoch weiter an Bedeutung.
„Im vergangenen Jahr haben das Niedrigzinsumfeld und die Währungsschwankungen die Vermögensverwalter weltweit vor Herausforderungen gestellt, welche in der Schweiz sogar noch ausgeprägter waren. Erschwerend kommt hinzu, dass die goldenen Zeiten sich eindeutig ihrem Ende zuneigen“, sagt Peter Zanella, Head of Retirement Solutions bei Willis Towers Watson. „Die Asset-Manager wurden seit 2002 mit Ausnahme des Krisenjahres 2008 von jährlich wachsenden Vermögen verwöhnt. Ein Grund dafür waren auch die steigenden Marktrenditen. Doch die Erwartungen für ein starkes Wachstum in traditionellen Assetklassen sehen nun weniger vielversprechend aus“, ergänzt Zanella. Dass sich die Investoren darüber im Klaren seien, könnte man an dem steigenden Anteil von alternativen Anlagen wie Investitionen in Infrastruktur, Hedgefondsstrategien oder Rohstoffanlagen erkennen.
Trend zu alternativen Anlagen, klassische Anlageklassen dominieren
Die durchschnittliche Zusammensetzung der Portfolien der 500 weltweit grössten Vermögensverwalter hat sich seit 2014 wenig verändert. Die Aktienquote lag im vergangenen Jahr nahezu unverändert bei rund 45 Prozent und die Anleihenquote bei fast 33 Prozent. Immobilien machten rund 2 Prozent aus, der Anteil sank leicht um 0,2 Prozentpunkte. Einzige Ausnahme: alternative Anlagen. Hier stockten die Vermögensverwalter kräftig auf – um 25 Prozent. „Alternative Anlagen haben mit Blick auf das geringe Ausgangsniveau Nachholbedarf. Bemerkenswert ist dennoch, dass sie seit fünf Jahren erstmals einen Anteil von vier Prozent in den Portfolien erreichen und sich das Wachstum dieser Anlageklasse verstetigt“, sagt Zanella. Dieser Trend sei ein Indikator.
„Der Anstieg von alternativen Anlagen zeigt deutlicher als alles andere, wie sehr Investoren in einem Umfeld, das auf der einen Seite von sinkenden Zinsen und auf der anderen Seite von zunehmenden Unsicherheiten geprägt wird, unter Druck stehen“, beschreibt Michael Valentine, verantwortlich für das Investment Consulting bei Willis Towers Watson. Sie müssten andere Wege gehen, um eine echte Diversifikation und höhere Renditen zu erzielen. „Ein Strategiewechsel hin zu alternativen Anlageklassen, bei denen Fondsmanager attraktive Illiquiditätsprämien abschöpfen können, um sinkende Zinsen und das abnehmende Marktbeta auszugleichen, wird immer öfter zu einem essenziellen Schritt“, betont Valentine.
Institutionelle Kunden haben mehr alternative Anlagen im Portfolio
Auf der institutionellen Kundenseite nimmt schliesslich die Nachfrage nach anderen Lösungen zu. Schon jetzt umfasst das internationale Durchschnittsportfolio einer Pensionseinrichtung zu 27 Prozent alternative Anlagen sowie Immobilien, wie aus einer weiteren Erhebung von Willis Towers Watson hervorgeht. Das durchschnittliche Portfolio der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen setzt sich zirka aus je einem Drittel in Anleihen, Aktien und alternativer Anlagen inkl. Immobililien zusammen. „Die Strategien für alternative Anlagen sind deutlich komplexer. Sie verlangen einem Investor mehr Fähigkeiten ab als klassische Aktien- und Anleihestrategien. Ein ganzheitliches Risikomanagement und eine Best-in-Class-Implementierung ist hier unumgänglich“, erläutert Valentine die sich abzeichnende auseinandergehende Schere zwischen Angebot und Nachfrage.
Top 20 bauen Anteil leicht aus
Angesichts der Aufteilung der grössten 500 Vermögensverwalter im Vergleich zu den führenden 20 Fondshäusern fällt auf, dass die Gruppe der 20 grössten auch 2015, mit BlackRock, Vanguard und State Street an der Spitze, ihren Anteil am Vermögen auf knapp 42 Prozent etwas ausbauen konnte. Das Vermögen sank im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent. Das Minus war damit niedriger als im Gesamtschnitt (minus 1,7 Prozent). Von 18 im Ranking enthaltenen Schweizer Fondshäusern gehört die UBS (Platz 14) zu den Top 20. Weiter rangieren die Crédit Suisse (Platz 46), Zurich Financial Services (Platz 68), Swiss Life Asset Managers (Platz 85) und Pictet Asset Management (Platz 96) unter den ersten 100. In US-Dollar hat sich der Anteil der Fondshäuser aus den Vereinigten Staaten um mehr als zehn Prozentpunkte auf rund 53 Prozent deutlich erhöht – unter den grössten 20 stammen zwölf aus den USA. Die 20 grössten US-Fondshäuser konnten ihr Vermögen sogar um ein Prozent steigern, während die 20 grössten europäischen Vermögensverwalter in US-Dollar Verluste in Höhe von rund drei Prozent verbuchten. „Der Blick auf die Entwicklung der Schweizer Vermögensverwalter zeigt, dass ihre Assets in den letzten 10 Jahren deutlich zurückgegangen sind. Dies ist auf einen stetig steigenden Anteil ausländischer Anlagen sowie Anbieter zurückzuführen“, erläutert Valentine.
Was die Frage aktiv versus passiv angeht, macht aktives Fondsmanagement mit 78,3 Prozent weiterhin die überwiegende Mehrheit unter den grössten 500 Fondshäusern aus. Und das, obwohl die grössten drei Fondshäuser zugleich die führenden Anbieter von passiv gemanagten Exchange Traded Funds (ETF) sind.
Die gesamte englischsprachige Studie Pension & Investments/ Willis Towers Watson finden Sie hier. (Towers Watson/mc/pg)