Zürich – Der weltweite Versicherungssektor darf im laufenden und im kommenden Jahr ein gutes Wachstum und eine höhere Profitabilität erwarten. Für Unterstützung sorgen dabei eine robuste Weltwirtschaft aber auch das gestiegene Zinsniveau, wie einer Studie des Rückversicherers Swiss Re zu entnehmen ist.
Die Weltwirtschaft erweise sich trotz geopolitischer Spannungen und höherer Inflation als «bemerkenswert widerstandsfähig», sagte Swiss-Re-Chefökonom Jérôme Haegeli in dem am Dienstag vorgelegten neuen «World Insurance Sigma»-Bericht des Swiss Re Institute. Die robuste Weltkonjunktur dürfte auch die Nachfrage nach Versicherungen ankurbeln.
Das globale Bruttoinlandsprodukt wird laut den Swiss-Re-Schätzungen im laufenden Jahr insgesamt um 2,7 Prozent und 2025 um 2,8 Prozent wachsen. Auch wenn die Rückkehr zu tieferen Inflationsraten «nicht reibungslos» verlaufe, so habe weltweit die Lockerung der monetären Bedingungen gestartet: Im September werde wohl auch die US-Notenbank eine erste Leitzinssenkung vornehmen.
Gute Wachstumsraten
Wegen der Inflation und den dadurch bedingten Anstieg von Schadenkosten dürfte laut der Studie in der Nichtlebenversicherung der Trend zu höheren Preisen noch anhalten. Das Prämienvolumen in der Nichtlebenversicherung wird laut den Prognosen 2024 um 3,3 Prozent auf 4,6 Billionen Dollar wachsen, für 2025 wird das Wachstum bei 2,6 Prozent erwartet.
Im Lebensversicherungsbereich dürften sich die positiven Zinsen gleich doppelt positiv auswirken: Die Institute könnten zum einen ein steigendes Prämienvolumen und zum anderen eine höhere Profitabilität erwarten. Den Prämienanstieg erwarten die Swiss-Re-Experten bei 2,9 Prozent auf ein Niveau von 3,0 Billionen Dollar, 2025 dürfte das Wachstum ähnlich ausfallen (+2,7%). Das operative Ergebnis dürfte zudem vor allem in den grössten Märkten mit einem Plus von 15 Prozent deutlich steigen.
Steigende Kosten
Weiterhin hoch bleiben auch die Herausforderungen für die Versicherungsindustrie, wie Kera McDonald, Chief Underwriting Officer der Sparte Swiss Re Corporate Solutions, vor den Medien ausführte: Zu diesen gehören nicht zuletzt die schwerwiegenden Wetterereignisse, die in den vergangenen Jahren massiv zugenommen haben. Mittlerweile liege der Standard der jährlichen versicherten Schäden bei über 100 Milliarden Dollar, die Wachstumsrate der Schäden liege bei 5 bis 7 Prozent pro Jahr.
Herausforderungen ergeben sich auch aus der Inflation, die zu steigenden Schadenansprüchen führt. Aber auch geopolitische und regulatorische Unsicherheiten beeinflussen das Geschäft der Versicherer. So hätten sich seit 2020 die Versicherungsansprüche aus Streiks, Aufruhr und zivilen Unruhen um den Faktor 30 erhöht, so McDonald. Steigende Risiken bietet zudem der rapide technologische Wandel, der sich derzeit etwa in der künstlichen Intelligenz zeigt. (awp/mc/Pg)