St.Gallen – Die Studie «Digitales Anlegen – ein Markt mit Potenzial», erstellt von der Hochschule Luzern gemeinsam mit Raiffeisen Schweiz und Vontobel, weist einen Trend zu digitalen Anlageprodukten aus. Die repräsentative Umfrage beleuchtet unter anderem, welche Bevölkerungsgruppen bereit sind, ihr Geld mittels digitaler Kanäle verwalten zu lassen und welche Kunden einen Prozentsatz ihres Vermögens in digital verwaltete Anlageprodukte investieren würden.
Wissensstand steigt
An der Umfrage nahmen 1’217 in der Schweiz wohnhafte Personen teil. Die meisten Teilnehmenden geben eine Kantonalbank oder Raiffeisenbank als Hausbank an. Digitalbanken werden derzeit von praktisch niemandem als Hausbank bezeichnet. Die Mehrheit der Befragten gab an, sich gar nicht oder nur wenig für Finanzmärkte zu interessieren. 47 Prozent haben schon von digitalen Anlageprodukten gehört, wissen aber nicht viel darüber. Die Ergebnisse der Studie zeigen zudem, dass Männer besser über die Angebote informiert sind als Frauen. Der Entscheid, bisher nicht in Wertschriften investiert zu haben, wird mehrheitlich mit fehlendem Kapital und/oder mangelndem Interesse begründet.
Obwohl sich die Anzahl der Anbieter digitaler Anlagelösungen in der Schweiz seit 2015 beinahe verdreifacht hat, sind diese Anlagemöglichkeiten in der breiten Bevölkerung bisher wenig bekannt. Das hängt damit zusammen, dass die grösseren Retailbanken und die Grossbanken in diesem Bereich bis zu diesem Sommer nicht aktiv waren. Raiffeisen will das Thema aktiv angehen. «Als genossenschaftliche Bankengruppe möchten wir möglichst viele Menschen in der Schweiz bei ihrer Vermögensplanung begleiten», erklärt Kathrin Wehrli, Geschäftsleitungsmitglied und Leiterin Produkte & Investment Services bei Raiffeisen Schweiz. Die Genossenschaftsbank hat bereits Ende August die App Raiffeisen Rio lanciert, die eine komplett digitale Anlagelösung ermöglicht. Kathrin Wehrli ist vom Potenzial des digitalen Anlegens überzeugt. Auch Prof. Dr. Andreas Dietrich, der die Studie am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern geleitet hat, geht vom künftigen Erfolg von digitalen Anlagemöglichkeiten aus: «Digitale Anlageprodukte werden sich als Standardangebote bei vielen Banken in Zukunft etablieren.»
Persönliche Beratung bleibt wichtig
Rund ein Viertel der befragten Schweizerinnen und Schweizer, die ihr Vermögen investieren, legt bereits mittels digitaler Produkte an oder kann sich eine Nutzung vorstellen. Zwei Drittel aller Anleger kennen keine konkreten «digitalen Anlageprodukte» und können sich ein Investment entsprechend noch nicht vorstellen. Der typische Nutzer digitaler Anlagelösungen ist gemäss Studie ein gut gebildeter, besserverdienender Mann, mit einem Vermögen ab 100‘000 Franken, in der Deutschschweiz wohnhaft. Das Durchschnittsalter liegt bei knapp 50 Jahren, wobei sich die über 65-Jährigen am besten über die digitale Anlagemöglichkeit informiert fühlen. Der Grossteil der Befragten würde maximal einen Viertel seines Anlagevermögens digital investieren.
Eine Mehrheit zieht bei Anlagen einen Berater hinzu, während knapp ein Drittel die Entscheidungen selbständig trifft und sich eine Meinung aufgrund von Webseiten, Zeitschriften und Inputs aus dem persönlichen Umfeld bildet. Jeder Zehnte überlässt die Entscheidung komplett dem Anlageberater. Gemäss Studie ist der persönliche Austausch bei Anlageentscheidungen sehr wichtig. Am häufigsten werden Ehepartner (44 Prozent) und Bankberater (38 Prozent) beigezogen. Dadurch zeigt insbesondere das hybride Modell Potenzial: Bei diesem digitalen Tool steht jeweils ein etablierter Bankanbieter als Ansprechpartner im Hintergrund.
Als wichtigste Ziele geben Anleger den Vermögensaufbau (52 Prozent) und -erhalt (36 Prozent) sowie die Altersvorsorge (46 Prozent) an. Eine untergeordnete Rolle spielen Spass (11 Prozent) und Spekulation (10 Prozent). Die drei wichtigsten Gründe für die Nutzung eines digitalen Anlagetools sind Transparenz (54 Prozent), tiefe Kosten (49 Prozent) und die Einfachheit der Nutzung (43 Prozent).
Noch wird das Potenzial für den Vermögensaufbau durch Anlagen von wenigen Menschen genutzt. Nebst einer grundlegenden Unsicherheit vor dem Investieren werden Gründe wie Unkenntnis und mangelndes Interesse angeführt. Insbesondere dem Wachstumsmarkt der privaten Vorsorge dürften digitale Lösungen ermöglichen, noch weiter Fahrt aufzunehmen. (Raiffeisen/mc)