Zürich – Die Bankengruppe Vontobel hat im ersten Semester des laufenden Jahres wie angekündigt einen Rückgang beim Reingewinn hinnehmen müssen. Weil im Asset Management-Geschäft Gelder abflossen, resultierten unter dem Strich Netto-Neugelder von Null. Im zweiten Halbjahr sollen die Geldzuflüsse wieder positiv werden.
Der Reingewinn fiel im ersten Halbjahr mit 73,5 Mio CHF um 3% tiefer aus als in der gleichen Vorjahresperiode, wie Vontobel am Mittwoch mitteilt. Die Bank macht zur Erkärung dafür vor allem negative Markteinflüsse auf das Bond-Portfolio und ungünstige Währungseffekte verantwortlich. Die «bereinigte operative Performance» habe sich dagegen um 12% verbessert.
Mehr Kundenvermögen
Insgesamt waren der Bankengruppe Kundenvermögen von 172,7 Mrd CHF anvertraut, nach 163,1 Mrd CHF per Ende des vergangenen Jahres – was ein Rekordstand sei, wie CEO Zeno Staub an einer Telefonkonferenz betonte. Die verwalteten Vermögen (AuM) – unter Ausschluss der Custody-Vermögen und der strukturierten Produkte – beliefen sich auf 112,8 Mrd CHF (VJ 109,6 Mrd). Zurückzuführen war der Anstieg der Vermögen auf den Start der Kooperation mit der australischen Bankengruppe ANZ und auf eine positive Performance.
Der Neugeldzufluss lag bei Null, nachdem im Vorjahr noch 8,2 Mrd CHF zu Vontobel geflossen waren. Dabei waren die Nettogeldflüsse im grössten Segment Asset Management negativ (-1,0 Mrd), während im Private Banking (+0,7 Mrd) und Investment Banking (+0,4 Mrd) Gelder zuflossen.
Schlechtere Cost-Income-Ratio
Der Betriebsertrag ging im Vergleich zur Vorjahresperiode um 3% auf 437,3 Mio CHF zurück. Wichtigster Ertragspfeiler bleibt das Asset Management. Der Geschäftsaufwand verringerte sich ebenfalls und lag um 4% tiefer bei 348,5 Mio. Die Cost-Income-Ratio verschlechterte sich leicht auf 79,4% (VJ 78,5%).
Mit den ausgewiesenen Zahlen hat die Bankengruppe die Markterwartungen in etwa erfüllt. Von AWP befragte Analysten rechneten im Durchschnitt mit einem Betriebsertrag von 432,2 Mio CHF, einem Konzernergebnis von 73,5 Mio und verwalteten Vermögen von 110,3 Mrd CHF. Im Schnitt erwarteten die Analysten einen Neugeldabfluss von 1,4 Mrd.
Raiffeisen-Beteiligung kostet 270 Mio Franken
Die Raiffeisen-Beteiligung von 12,5% an Vontobel wird die Bankengruppe wahrscheinlich bis Ende August 2014 zurückkaufen, nachdem Raiffeisen Mitte Juni die langjährige Kooperation mit dem Zürcher Bankhaus per Mitte 2017 aufgekündigt hatte. Dafür zahlt sie der Genossenschaft einen Preis von 33,20 CHF je Aktie oder knapp 270 Mio CHF. Die zurückgekauften Aktien sollen im Frühjahr an der Vontobel-Generalversammlung zur Vernichtung vorgeschlagen werden. Die Tier-1-Kapitalquote, die derzeit noch 26,1% beträgt, wird nach dem Aktienrückkauf auf 21% zurückfallen.
Staub stellte in Abrede, dass der Rückkauf der Raiffeisen-Beteiligung die Möglichkeit der Bank für Akquisitionen einschränke: Die Bank habe ja auch sehr gute Möglichkeiten, «hybrides Kapital» anzuzapfen, meinte er. Allerdings bleibe Vontobel bei Übernahmen «wählerisch» und setze vorrangig auf organisches Wachstum.
Mittelfristziele herausgeschoben
Das Unternehmen hat zudem seine bis 2014 laufenden Mittelfristziele neu bis ins Jahr 2017 definiert. So gelten die Ziele einer Eigenkapitalrendite von mindestens 10% sowie einer Cost-Income-Ratio von unter 75% nun bis 2017. Bezüglich Kapital strebt Vontobel ein Kapitalausstattung von «mindestens 16%» an, davon 12% in Form von hartem Kernkapital.
Neu hat sich Vontobel zudem ein Dividendenziel gesetzt: Bei «planmässigem Geschäftsgang» soll eine Ausschüttungsquote von über 50% gelten. Gestrichen wurde dagegen das Ziel eines Betriebsertrags von 1 Mrd CHF.
Wieder positive Geldflüsse erwartet
Für das zweite Halbjahr gibt sich Vontobel bedeckt. Unbeirrt von externen Faktoren werde das Unternehmen die Veränderungen im derzeitigen Marktumfeld als Chance wahrnehmen und «in einem sich konsolidierenden Umfeld wachsen», heisst es in der Mitteilung.
Immerhin hofft der CEO auf die Rückkehr zu einem positiven Netto-Neugeldzufluss im zweiten Halbjahr 2014. Sollten sich die Verhältnisse so präsentieren wie in den letzten Monaten, dürften – insbesondere auch im Asset Management – unter dem Strich wieder Gelder zufliessen. (awp/mc/pg)