Zürich – Die Bank Vontobel hat im Geschäftsjahr 2016 den Reingewinn deutlich gesteigert. Das Institut konnte allerdings von dem Verkauf seines Anteils am Versicherer Helvetia profitieren. Der Abgang eines New Yorker «Star-Fondsmanagers» im vergangenen Frühling führte allerdings zu einem spürbaren Abfluss von Kundengeldern. Für das laufende Jahr gibt sich das Vontobel-Management zurückhaltend.
Der für 2016 ausgewiesene Konzerngewinn lag mit 264,4 Mio CHF um 47% über dem Vorjahreswert, wie dem am Mittwoch veröffentlichten Jahresergebnis des Zürcher Bankinstituts zu entnehmen ist. Darin enthalten ist der Erlös aus dem im November erfolgten Verkauf des Helvetia-Anteils wie auch verschiedene Einmal-Kosten. Auf bereinigter Basis resultierte aber noch immer ein Gewinnwachstum um 12%.
Profitieren können auch die Aktionäre, die eine erhöhte Ausschüttung von 2,00 CHF (VJ 1,85 CHF) einschliesslich einer Sonderdividende von 0,10 CHF erhalten.
Abfluss wegen Quality Growth
Bei den Kundengeldern machte sich der Abgang des New Yorker «Star Fondsmanagers» Rajiv Jain vom vergangenen März bemerkbar. Aus dessen auf Entwicklungsländer-Anlagen spezialisierten «Quality Growth Boutique» flossen in der Folge 2016 insgesamt Gelder über 15,7 Mrd CHF ab – wobei vor allem in der zweiten Jahreshälfte die Investoren ohnehin wieder stärker zu Anlagen in den entwickelten Ländern tendiert hätten, wie CEO Zeno Staub vor den Medien betonte.
Ausserhalb der «Quality Growth»-Boutique verzeichnete Vontobel Netto-Neugeldzuflüsse von 5,1 Mrd CHF. Im Jahr 2015 waren Vontobel insgesamt Neugelder von 8,0 Mrd CHF zugeflossen. Die betreuten Kundenvermögen (AuM) lagen per Ende Jahr bei 155,3 Mrd CHF (VJ 147,8 Mrd) und damit etwas höher als vor Jahresfrist.
Profitables Asset Management
Trotz der Geldabflüsse in New York legte das Asset Management mit einem Wachstum des Vorsteuergewinns um 18% zu. Deutlich rückläufig waren in dem Segment allerdings die Personalkosten – nicht zuletzt wegen dem Abgang des hochbezahlten Fondsmanagers Jain und den verminderten Boni seiner Mitarbeitenden.
Die im vergangenen Jahr von der Raiffeisen-Gruppe übernommene Asset Managerin Vescore soll weiterhin bis 2018 zum Gruppengewinn beitragen. 2016 betrugen die Integrationskosten insgesamt 12,4 Mio CHF, im laufenden Jahr sollen weitere Kosten in Höhe von 7 bis 9 Mio CHF anfallen.
Wachstum in der Vermögensverwaltung
Das Wealth Management zeigte sich derweil zum Vorjahr nur leicht verbessert, obwohl der Neugeldzufluss mit 2,2 Mrd oder 5,3% der Vermögen über dem Zielband von 3-5% lag. Auch im laufenden Jahr will Vontobel von der Konsolidierung im Schweizer Markt profitieren. Nicht in Frage kämen aber «transformierende Übernahmen», betonte Staub allerdings.
Im Steuerstreit mit Deutschland seien die Gespräche mit den Behörden in Nordrhein-Westfalen bereits so weit fortgeschritten, dass man eine Rückstellung gebildet habe, sagte Staub. Diese belief sich auf 13,4 Mio CHF.
Eine starkes Wachstum zeigte zudem das «Financial Products»-Geschäft. Die Umsätze mit den strukturierten Produkten und Derivaten kletterte auf 18,2 Mrd CHF nach 15,1 Mrd im Vorjahr. Die Verantwortlichen verwiesen auf Marktanteilsgewinne, den Eintritt in neue Märkte und dem Ausbau des Plattform-Geschäft.
Neue Ziele im August
Trotz eines positiven Januars gab sich Staub für das laufende Geschäftsjahr bedeckt – angesichts der politischen Entwicklungen und den Verschiebungen auf den Märkten werde es «kein einfacheres Jahr» werden. Die Bank werde weiter in ihr Geschäft investieren, auch wenn das zu einem «abflachenden Gewinnwachstum führen sollte».
Die bis 2017 geltenden Mittelfristziele bezüglich Eigenkapitalrendite (über 10%), Cost/Income-Ratio (unter 75%), Gesamtkapitalquote (über 16%) sowie Ausschüttungsquote (über 50%) habe Vontobel alle erreicht, betonte der CEO. Die neuen Mittelfrist-Ziele für die Periode bis 2020 will das Unternehmen nun in den nächsten Monaten erarbeiten und im August kommunizieren. (awp/mc/pg)