Vorsorgesparer verzichten freiwillig auf eine bessere Rendite
Zürich – Eine Umfrage von comparis.ch zeigt: Die Hälfte der 3a-Banksparer in der Schweiz weiss nicht, wie ihr Vorsorgeguthaben verzinst wird. Und das Interesse an einer höheren Rendite ist klein: Für 71 Prozent wäre ein besserer Zins allein kein Grund für einen Bankwechsel. Weitere 16 Prozent würden sogar auf jeden Fall auf mehr Geld verzichten.
Fast zwei Drittel der Erwerbstätigen sparen in der Säule 3a fürs Alter Geld an. Doch um das Vorsorgewissen ist es schlecht bestellt: Gemäss der repräsentativen Umfrage des Online-Vergleichsdienstes comparis.ch schätzt rund die Hälfte der 3a-Banksparer das Zinsniveau ihres Kontos zu hoch ein oder weiss gar nicht, was es abwirft. Nur 48 Prozent der Befragten geben an, die konkreten 3a-Zinsen verschiedener Banken schon jemals miteinander verglichen zu haben: davon 58 Prozent der Männer und nur 34 Prozent der Frauen.
Dabei würde sich ein Zinsvergleich und allenfalls der Wechsel zu einer anderen Bank für die meisten 3a-Sparer lohnen. Die langfristigen Konsequenzen bei auch nur geringen Zins-Differenzen sind erheblich: Der höchste und tiefste zurzeit etwa von Kantonalbanken für 3a-Konten angebotene Zinssatz beträgt 0,2 Prozent (Zuger Kantonalbank) und 0,75 Prozent (Tessiner Kantonalbank). Ein Angestellter, der 35 Jahre lang jährlich den aktuellen Maximalbetrag für unselbstständig Erwerbende von 6’768 Franken einzahlt, erreicht bis zum ordentlichen AHV-Alter bei der Zuger Kantonalbank ein Guthaben von 245’604 Franken (vor Abzug der Kapitalbezugssteuer). Bei der Tessiner Kantonalbank wären es 271’754 Franken. Das macht eine Differenz von satten 26’150 Franken.
16 Prozent verzichten bewusst auf eine bessere Rendite
Der Wille der 3a-Sparer, das private Vorsorgevermögen zu optimieren, wäre grundsätzlich vorhanden. Aber die Umsetzung erfolgt mit angezogener Bremse: 84 Prozent der Inhaber eines 3a-Bankkontos geben an, bei einem besseren Renditeangebot für 3a-Gelder einen Wechsel allenfalls zu überlegen. Diesen Schritt konsequent umsetzen würden davon aber bloss 13 Prozent. Die anderen nennen folgende Vorbehalte: 34 Prozent würden die Realisierung eines besseren Renditeangebots vom Vertrauen in das Institut mit dem höheren Zins abhängig machen. 22 Prozent machen einen Wechsel vom angebotenen Zinsunterschied abhängig. 15 Prozent würden zuerst noch allfällige Transfergebühren abklären wollen.
16 Prozent der Befragten würden sogar bewusst auf eine bessere Rendite verzichten. Für sie ist mehr Geld explizit kein Grund, das 3a-Konto auf eine andere Bank zu transferieren. Sie begründen ihre Haltung mit der Zufriedenheit mit der bestehenden Bankenbeziehung (sechs Prozent) oder mit dem Wunsch nach Bankdienstleistungen aus einer Hand (fünf Prozent). Ferner wurde die Befürchtung genannt, ein Wechsel sei zu kompliziert oder man wolle wegen einer Hypothek die Beziehung zur Hausbank nicht belasten. Immerhin vier Prozent würden, statt ihr bestehendes Konto zu transferieren, wenigstens ein zusätzliches Konto auf einer anderen Bank eröffnen.
81 Prozent der 3a-Banksparer haben mindestens ein Konto bei der Hausbank
Vorsorgesparer sind treue Bankkunden. 81 Prozent der 3a-Banksparer unterhalten mindestens ein 3a-Konto bei ihrer Hausbank. Nur 23 Prozent haben schon einmal ein 3a-Vorsorgkonto von einer Bank zu einer anderen übertragen. Leicht entschlossener verhielten sich diesbezüglich die Männer mit 26 Prozent. Demgegenüber haben nur 21 Prozent der Frauen je ein 3a-Konto auf eine andere Bank transferiert.
Erst bei mehreren 3a-Konten und einem relativ hohen Bruttoeinkommen lockert sich die Bindung zur Hausbank: Haushalte mit mehr als 8’000 Franken Monatseinkommen und mehreren 3a-Konten lassen diese nur zu 39 Prozent bei einer Bank. Von den relativ wenigen Haushalten unter 4’000 Franken Bruttoeinkommen mit mehreren 3a-Konten lassen 50 Prozent alle ihre 3a-Konten bei derselben Bank.
Die Gruppe mit mehreren 3a-Bankkonten ist eine Minderheit: Nur 30 Prozent der 3a-Bankkunden haben zwei Konten. 9 Prozent der Befragten Kontohalter besitzen drei und 2 Prozent sogar mehr als drei. Dabei würde sich eine Aufteilung der 3a-Ersparnisse lohnen: Mit verschiedene Konten kann die Progression der Kapitalbezugssteuer gebrochen und damit Steuern gespart werden.
Fast zwei Drittel der Schweizer im Erwerbsalter nutzen die Säule 3a
Die Renten aus Pensionskasse und AHV decken rund 60 bis 70 Prozent des Einkommens vor der Pensionierung ab. Wegen des tendenziell sinkenden Umwandlungssatzes für Pensionskassengelder wird der Anteil aus der 1. und 2. Säule sinken. Umso wichtiger wird die private Vorsorge in der 3. Säule.
63 Prozent der von comparis.ch befragten Personen sparen bei einer Bank oder einer Versicherung im Rahmen der Säule 3a. Während 70 Prozent der erwerbstätigen Männer eine 3a-Lösung haben, sind es bei den Frauen lediglich 56 Prozent.
35 Prozent aller 3a-Anleger haben ausschliesslich eine Versicherungslösung. 8,5 Prozent kombinieren in ihrer 3a-Vorsorge Versicherungspolicen und Bankkonten. Mit etwas über 55 Prozent sind reine Bankenlösungen in der Mehrzahl.
Auffallend sind die Unterschiede zwischen den Regionen. Während in der Deutschschweiz 65 Prozent der Erwerbstätigen ein 3a-Konto oder eine 3a-Police besitzen, sind es in der Romandie noch 60 Prozent. In der italienischen Schweiz sparen nur 47 Prozent in der gebundenen Vorsorge. (comparis.ch/mc/ps)
Methodik
Die repräsentative Online-Befragung wurde durch das Marktforschungsinstitut innofact im Auftrag von comparis.ch im März 2018 unter 2’682 Personen in allen Regionen der Schweiz durchgeführt.