Von Bernd Hartmann, Leiter Investment Research & Advisory (Foto) und Rolf Kuster, Investment Strategist VP Bank.
Vaduz – Nach den deutlichen Zugewinnen erwarten wir für die nächsten Wochen einen trendlosen Handel. Zwar dürfte die Hausse noch nicht an ihrem Ende sein, doch es braucht neue Impulse. In unseren Vermögensverwaltungsmandaten haben wir die Aktienquote auf neutral gesenkt.
Seit dem Börsencrash im Jahr 2008 können sich Aktieninvestoren über mehr oder weniger stetige Zugewinne freuen. Zwischenzeitliche Verunsicherungen durch die europäische Schuldenkrise oder den US-Budgetstreit waren rasch vergessen. Selbst die jüngste Krise in der Ukraine konnte dem globalen Aktienmarkt (MSCI World) kaum etwas anhaben. Die letzte Korrektur im Ausmass von über 10 % liegt mittlerweile über zwei Jahre zurück. Seit dem Tiefststand im März 2009 erholte sich der Markt (inkl. Dividenden) um mehr als 180 %. Mittlerweile hat sich das Rendite/Risiko-Potenzial jedoch verschlechtert. Nach den starken Kursgewinnen ist die einstige Unterbewertung in den meisten Ländern verschwunden. Die Geldpolitik bleibt zwar grundsätzlich expansiv, wird aber nur noch in einzelnen Ländern und Regionen ausgeweitet. Auch die vorsichtige Haltung der Anleger ist gewichen. Somit verlieren die bisherigen Treiber der Hausse an Schwung.
Gegenwind nimmt vorerst zu…
Gleichzeitig mahnen einige Indikatoren zur Vorsicht. Der US-Aktienmarkt notiert zwar auf einem Allzeithoch, die Trendstärke hat jedoch in den letzten Monaten abgenommen. Innerhalb des breiten Marktes waren zuletzt zudem grosse Divergenzen feststellbar. Teuer bewertete Wachstumstitel und kleinkapitalisierte Werte büssten (zugunsten von Value-Titeln) deutlich ein.
Solch ein Favoriten-Wechsel in zurückgebliebene Titel und Segmente ist grundsätzlich positiv, kann aber vorübergehend für zunehmende Schwankungen sorgen. Wenig hilfreich ist dabei, dass die Sommermonate saisonal zu der schwächsten Periode im Aktienjahr zählen. Auch von Seiten der konjunkturellen Vorlaufindikatoren dürften vorerst keine weiteren Impulse kommen. Viele Frühindikatoren sind in den letzten Monaten sukzessive angestiegen und signalisieren bereits einen robusten Konjunkturaufschwung. Ein weiterer Anstieg ist deshalb nicht zu erwarten; nun muss die Realwirtschaft nachziehen.
…doch mittelfristig besteht Rückenwind
Die mittelfristigen Aussichten bleiben günstig. Für höhere Notierungen ist es notwendig, dass die Unternehmensgewinne wieder zulegen. Vor allem ausserhalb der USA waren die Gewinne das schwächste Glied der Hausse. Folgen nun die gesamtwirtschaftlichen Wachstumsraten dem Anstieg der Konjunkturfrühindikatoren der vergangenen Monate, sollten die Unternehmensgewinne weiter ansteigen können. Aufgrund der heterogenen Margenentwicklung unterscheiden sich die regionalen Aussichten.
Regionale Präferenz
Regional sehen wir weiterhin grosses Potenzial in den Schwellenländern. Wir erachten den Bewertungsabschlag als zu hoch, zumal das Gewinnwachstum dieses Jahr global das höchste sein sollte. Angesichts der weiterhin aus-geprägten Zurückhaltung gegenüber dieser Region orten wir Überraschungspotenzial. Wir halten in unseren Mandaten weiterhin ein Übergewicht. Der Bewertungsabschlag von europäischen Aktien hat sich zuletzt reduziert, entsprechend empfehlen wir neu eine «neutrale» Gewichtung. Gleichzeitig schliessen wir unsere Empfehlung für südeuropäische Aktien vom 30. Januar 2014. An unserer Untergewichtung der Nordamerika-Quote halten wir weiterhin fest. Der Markt ist im relativen Vergleich teuer und die Gewinnmargen bergen Enttäuschungspotenzial.
Fazit
Nach der starken Performance der letzten Monate dürften in den nächsten Wochen entscheidende Impulse fehlen. Angesichts der gestiegenen Bewertungen und der optimistischen Grundstimmung, könnte zwischenzeitlich die Verunsicherung durchaus wieder ansteigen. Wir erwarten daher vorerst eine Konsolidierung. In den Vermögensverwaltungsmandaten haben wir die Aktienquote von «über-gewichten» auf «neutral reduziert. Beratungskunden die unseren bisherigen Empfehlung gefolgt sind und Aktien zugekauft haben, können überlegen, einen Teil der Gewinne zu realisieren. (VP Bank/mc/ps)