(Foto: VP Bank)
Vaduz – «Gold hat in den jüngsten Tagen einen dramatischen Kurseinbruch erlebt. Zwischenzeitlich sank der Goldpreis auf USD 1’321. Obwohl sich eine Konsolidierung schon seit längerem abzeichnet erachten wir das Ausmass der Korrektur als nicht gerechtfertigt. Eine Preiserholung ist wahrscheinlich.» Kommentar von Rolf Kuster, Investment Strategist VP Bank.
Für Gold war die letzte Dekade im wahrsten Sinne des Wortes eine goldene. Der Goldpreis stieg seit Anfang 2003 um durchschnittlich 14% pro Jahr. Das als sicherer Währungsersatz geltende Edelmetall erhielt Auftrieb durch die Finanzkrise mit all ihren Folgen. Neuer Investitionsmöglichkeiten durch passive Fonds (ETF) sorgten für eine einfache Handelbarkeit und unterstütze den Trend. Alleine über physisch hinterlegte ETF wurde seit Anfang 2009 beinahe 1’200 Tonnen Gold gekauft, rund 115% der Goldbestände der Schweizerische Nationalbank (SNB).
Angesichts des starken Anstiegs und der klaren Überbewertung gegenüber anderen Anlageklassen zeichnet sich eine Konsolidierung ab. Selbst die Eskalation in Zypern und wiederaufkommenden Sorgen um die Stabilität innerhalb der Eurozone konnten den Exodus aus dem Gold nicht stoppen. Als Auslöser des jüngsten Preissturzes (grösster Rückgang seit 1983) gelten sowohl eine Verkaufsempfehlung von Goldman Sachs (Preisziel USD 1’450 per 31.12.2013), aufkeimende Spekulationen über eine mögliche Straffung der Geldpolitik als auch die Ankündigung Zyperns einen Teil ihre Goldreserven zu verkaufen. Dennoch verwundert das Ausmass des Ausverkaufs. Das Durchbrechen von Verkaufslimiten dürfte massgeblich die Dynamik unterstützt haben.
Attraktives Niveau für einen Einstieg?
Auch wenn Gold seinen Status als ultimativer sicheren Hafen durch die jüngsten Kurseinbrüche teilweise verloren hat sprechen nach wie vor gewichtige Gründe für höhere Goldpreise. Die schleppende konjunkturelle Erholung aber auch die ultraexpansive Geldpolitik Japans erhöhen die Wahrscheinlichkeit weitere monetärer Lockerungsmassnahmen. Sach- und Realwerte gehören zu den Gewinnern einer Geldmengenausweitung. Hierzu zählt besonders Gold, das von seinem (zumindest kurzfristig) starren Angebot profitiert.
Nebst diesem monetären Aspekt belastet die relative Bewertung von Gold nicht mehr. Der relative Preisaufschlag gegenüber Aktien und Rohöl hat sich durch den jüngsten Kursrückgang weitgehend abgebaut. Gold scheint zum ersten Mal seit Jahren wieder fundamental fair bewertet. Das neue Bewertungsniveau ist jedoch nicht nur für Privatanleger interessant sondern auch für Institutionelle wie Zentralbanken. Besonders die gestiegenen Währungsreserven asiatischer Notenbanken sind meist unausgewogen, der Goldbestand vergleichsweise tief. So bekundete jüngst der oberste Währungshüter Sri Lankas Interesse an Goldkäufen zwecks Diversifikation.
Den genauen Zeitpunkt einer allfälligen Kurserholung zu definieren bleibt indes schwierig. Charttechnisch befindet sich das aktuelle Kursniveau klar im überverkauften Bereich, was auf einen Gegenbewegung schliessen lässt. Seit dem gestrigen Tiefststand erholte sich der Goldpreis trotz schwachem Marktumfeld bereits um rund 4.5%.
Platin eine Alternative
Mit dem Goldpreis wurden auch andere Edelmetalle in Mitleidenschaft gezogen. Eine erwähnenswerte Alternative sind Metalle der Platingruppe. Aufgrund der breiten Nachfragestruktur ist hierbei besonders Platin zu erwähnen. Die Nachfragestruktur ist vergleichsweise ausgewogen, besonders die Schmucknachfrage profitiert stark vom ansteigenden chinesischen Wohlstand. Platininvestitionen ermöglichen es Anlegern an einer realwirtschaftlichen Erholung zu partizipieren, ohne vollends auf die für Edelmetalle typische Wertaufbewahrungsfunktion verzichten zu müssen. Besonders vorteilhaft präsentiert sich auch die Angebotsituation.
Mehr als 70 % der weltweiten Platinproduktion entfallen auf Südafrika. Die dortigen Minenbetreiber leiden schon seit längerem unter enormen Kostendruck (Löhne, Strom und Materialien), welcher gerade in jüngster Zeit nochmals deutlich zugenommen hat. Mittlerweile liegen die Produktionskosten pro Unze Platin sogar über dem aktuellen Marktpreis. Ein Zustand der wohl oder übel das ohnehin knappe Angebot noch weiter reduzieren dürfte und daher für Aufwärtspotenzial sorgt.
Konsequenzen für den Anleger
Bereits investierte Anleger sollten sich durch die aktuelle Kursschwäche im Gold nicht beirren lassen und an ihrer strategischen Quote festhalten (ggf. Rebalancen). Anleger ohne Goldquote können das aktuelle Preisniveau zum strategischen Aufbau nutzen. Es sei an dieser Stelle jedoch erwähnt dass Gold ausschliesslich als Diversifikator und nicht als Kernanlage eingesetzt werden sollte. Die strategische Goldquote sollte in einem ausgewogenen Portfolio 5% nicht übersteigen. Alternativ zum Gold bietet sich auch Platin an. Zwar verfügt es über einen weniger ausgeprägten Charakter eines „sicheren Hafens“, fundamentale Gründe sprechen jedoch ebenfalls für das Edelmetall.
Kurzfristige Möglichkeiten ergeben sich auch für handelsorientierte Anleger mit entsprechender Risikotragfähigkeit. Hierbei sollten jedoch mit Limiten gearbeitet werden. Für die Umsetzung eignen sich physisch hinterlegte resp. besicherte ETF. Sie profitieren einerseits von der hohen Marktliquidität, Besicherung und Transparenz. Risikobereite Anleger, sollten das aus technischer Perspektive tiefe Kursniveau zum Einstieg nutzen. Als Anlagevehikel bieten sich neben Metallkonti insbesondere passive Anlagelösungen an. (VP Bank/mc/pg)