VP Bank: Green City – Die Chancen der nachhaltigen Urbanisierung

VP Bank: Green City – Die Chancen der nachhaltigen Urbanisierung
Bernd Hartmann, Head of CIO Office (Chief Strategist) VP Bank. (Foto: VP Bank)

von Bernd Hartmann, Leiter CIO-Office · Harald Brandl, Senior Investment Strategist · Marcello Musio, Senior Equity Analyst · Dominik Pross, Junior Investment Strategist

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten, und dieser Anteil nimmt weiter zu. Um dieser Zunahme zu bewältigen braucht es ein Umdenken. Ökologische Nachhaltigkeit, Ressourcenmanagement, aber auch Digitalisierung, sind dabei die Angelpunkte künftiger Stadtentwicklung.

Mumbai, Delhi, Dhaka: Gemäss einer Extrapolation des Global Cities Institute werden diese drei Städte in Indien und Bangladesch im Jahr 2050 die grössten der Welt sein. Jede einzelne von ihnen wird über 35 Mio. Einwohner zählen, das sind nahezu so viele wie heute in ganz Kanada oder Polen leben. Urbanisierung ist zwar kein neues Phänomen, aber der Trend hält an. Laut den Vereinten Nationen leben bereits heute mehr als 4.2 Mrd. Menschen in Städten und stadtnahen Regionen. Bis 2050 soll der Anteil von 55 % der Weltbevölkerung auf mehr als zwei Drittel steigen.

Mehr als 90 % des Wachstums der urbanisierten Bevölkerung wird in Entwicklungsländern verzeichnet werden, massgeblich in Afrika und Asien. Während in den Schwellenländern der umbaute Raum der Städte merklich wächst, gilt es in den Industrieländern die vorhandenen Strukturen besser zu nutzen. Die Herausforderungen für die Stadtverwaltungen erweisen sich daher in verschiedenen Ländern höchst unterschiedlich.

2050 werden rund 50 % mehr Menschen in Städten leben als heute. Die Uno rechnet in ihren Prognosen damit, dass diese Entwicklung die beanspruchten Stadtflächen in den kommenden 30 Jahren auf 2.7 Millionen Quadratkilometer mehr als verdoppelt. Dabei wird nicht nur die Ressourcenbeschaffung auf das Äusserste strapaziert, auch die Versorgung wird zur Mammutaufgabe. Die Umfeld- und Umweltbelastungen erfordern ein neues Denken im Hinblick auf das Ressourcenmanagement. Städte sind für drei Viertel des weltweiten Rohstoffverbrauchs und für 70 % des globalen CO2-Ausstosses verantwortlich, wie die Uno-Umweltbehörde UNEP berechnet hat. Gemäss einer Auswertung der Weltbank kosten Luft- und Wasserverschmutzung in Chinas Städten 6 % des jährlichen Bruttoinlandprodukts (BIP). Umweltaspekte beschränken zusammen mit sozialen Herausforderungen das Wachstumspotenzial der Städte. Ökologische Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz gehen für moderne Städte mit der digitalen Transformation, die bei einer besserer Bewirtschaftung hilft, Hand in Hand.

Die Digitalisierung ist es, die dem Konzept «Smart City», an welchem viele Städte bereits intensiv arbeiten, Vorschub leistet. Damit ist die komplette Digitalisierung aller Aspekte des Lebens gemeint, also von der Verkehrsüberwachung und -Steuerung zur Energieversorgung bis hin zur Gesundheitsvorsorge und Sicherheit. Die schnelle und reibungslose Datenübertragung und die Vernetzung über alle Aspekte der Bedürfnisse einer Stadt und ihrer Bewohner stellen eine Grundvoraussetzung für zukünftige Arbeits-, Bildungs-, Mobilitäts- aber auch Versorgungs- und Sicherheitskonzepte dar.

Wirtschaftsfaktor Stadt
Städte sind für die Gesellschaft und ihre Entwicklung enorm bedeutend, nicht nur als Kultur- und Wirtschafts-, sondern auch als Innovationszentren. Gemessen am Bruttoinlandprodukt sind Städte für 85 % der weltweiten Wirtschaftsleistung verantwortlich. Tokio allein erwirtschaftet eine grössere Wertschöpfung oder BIP als Kanada (vgl. Grafik). Zudem entstehen nirgendwo sonst so viele technologische Trends. Allein in den vergangenen zehn Jahren wurden bahnbrechende Geschäftsmodelle erfunden, die vor allem in Grossstädten ihren Nutzen finden wie zum Beispiel Sharing-Dienste, Lieferdienste für Online-Bestel­lungen aber auch elektrisch motorisierte Mikromobilität.

Die wirtschaftliche Bedeutung in Kombination mit dem enormen Wachstum der Bevölkerung wird Metropolregionen stark verändern. Im Zuge dieser Entwicklung sind folgende vier strategische Themenfelder dabei von besonderer Bedeutung und aus Perspektive von Anlegern interessant:

  • Modernes Stadtmanagement
  • Naturschonende Versorgung
  • Ökologisch nachhaltige Infrastruktur
  • Urbane Mobilität

Die digitale Transformation ist Katalysator und Ideenpool der modernen Stadtentwicklung. Dafür sind eine flächen­deckende, nahtlos vernetzte Datenkommunikation, das Speichern von enormen Mengen an Daten und eine intelligente Informationsauswertung erforderlich. Die Entwicklung von «smarten» Anwendungen bietet ein Wachstumspotenzial von rund 20 % pro Jahr bis 2025, wie das Beratungsunternehmen PWC schätzt.

Fazit
Das Wachstum der Weltbevölkerung, umweltbedingte Herausforderungen und die zunehmende Verknappung wichtiger Ressourcen zwingen Wirtschaft und Politik zu einer Neuorientierung. Diese schlägt sich primär in städtischen Gebieten nieder. Die Komplexität und daraus abgeleitete Spannungen sind dank der aktuellen Gesundheitskrise deutlich zu erkennen. Der Ausbruch von Covid-19 sorgte nicht nur für eine hohe Aufmerksamkeit und finanzielle Unterstützung zu Gunsten des Gesundheitswesens, auch die digitale Transformation erhielt zusätzliches Momentum. Digitalisierung ist der Schlüssel zur Lösung der Herausforderungen für die Städte von morgen, die gleichzeitig aussichtsreiche Investitionsmöglichkeiten für nachhaltig denkende Anleger darstellen. (VP Bank/mc)

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