Risiken des KMU-Geschäfts nehmen für Banken zu
Heinz Kunz, Leiter Firmenkundengeschäft der ZKB.
Zürich (awp) – Die Risiken des KMU-Geschäfts nehmen gemäss dem Verband Schweizerischer Kantonalbanken (VSKB) für die Banken zu. Der starke Franken und die sich rasch abkühlende Konjunktur wirke sich negativ auf den Geschäftsgang der KMU aus, was nicht folgenlos für das Firmenkundengeschäft der Banken bleibe, hiess es anlässlich der Jahresmedienkonferenz des VSKB am Mittwoch. Die Kantonalbanken würden aber auch in diesen anspruchsvollen Zeiten als beständiger und zuverlässiger Partner zu ihren KMU-Kunden stehen.
Unternehmen denken zunehmend über Produktionsverlagerungen nach
Angesicht es starken Frankens, der sich im Verlaufe des Jahres zunehmend als Hypothek für die KMU entwickelt hat und wegen der eingetrübten Wirtschaftsaussichten, würden vermehrt Unternehmen laut über eine Standortverlagerung ins Ausland nachdenken, erklärte Heinz Kunz, Leiter Firmenkundengeschäft der ZKB. Ein «Exodus» der Schweizer Industrie ins Ausland bekäme aber Banken wie die ZKB stark zu spüren, so Kunz weiter. Die Folgen wären rückläufige Investitionen in betriebliche Immobilien und Anlagen in der Schweiz. Damit ginge ein substanzieller Rückgang der Nachfrage im kommerziellen Kreditgeschäft einher, das mit 4,6 Mrd CHF fast 60% zu den Erträgen im Firmenkundengeschäft der Schweizer Banken besteuert.
Die befürchtete «Kreditklemme» blieb in der letzten Finanzkrise zwar aus, doch sollte die europäische Schuldenkrise in eine Rezession münden, wird dies gemäss Kunz über kurz oder lang auf die Bonitätsratings vieler Schweizer Unternehmen durchschlagen. Das bedeute nicht nur höhere Ausfallrisiken für die Banken, sondern auch höhere Kapitalkosten für die betroffenen Firmen. Die Banken seien somit gefordert, gemeinsam mit ihren Firmenkunden rechtzeitig nach Lösungen zu suchen und mit einer nachhaltigen Kreditpolitik eine gesamtwirtschaftliche Mitverantwortung zu übernehmen.
Unternehmenskredite als Wachstumschance für Kantonalbanken
Aufgabe der Banken sei es aber nicht, Strukturerhaltung um jeden Preis zu leisten, sondern eine nachhaltige Kreditpolitik zu verfolgen. Wie die Statistik der SNB zeigt, eröffnet eine nachhaltige Kreditpolitik für die Kantonalbanken auch Chancen. Auf die Bankengruppe entfielen per Ende Juni 150 Mrd CHF oder 36% aller zur Verfügungen stehenden Limiten bei den Unternehmenskrediten in der Schweiz. Ende 2010 waren es 144 Mrd CHF respektive 35%, so Kunz weiter. Damit hätten die Kantonalbanken ihre Stellung als führender Partner für KMU festigen können.
Die Volumenausweitung bei der inländischen Kreditgewährung in den Jahren 2007 bis 2011 sei dabei primär den KMU zugutegekommen, ergänzte Hanspeter Hess, Direktor VSKB. Die Kantonalbanken würden auch in diesen anspruchsvollen Zeiten als beständiger und zuverlässiger Partner zu ihren KMU-Kunden stehen.
Meinungsumfragen würden dabei belegen, dass die Kantonalbanken ihrem Ruf als verlässlicher Partner gerecht würden. So seien beispielsweise der Meinungsumfrage der SBVg 54% der Befragten der Meinung, dass die Kantonalbanken das Richtige für die KMU unternehmen würden.
Beschaffung von qualitativen Arbeitskräften als Herausforderung für KMU
Die Kapitalbeschaffung in den kommenden 1-3 Jahren wird denn auch gemäss dem KMU-Strategiebarometer 2011, der anlässlich der VSKB-Medienkonferenz vorgestellt wurde, von den KMU als vergleichsweise geringes Problem bewertet. Als grösste Herausforderungen werde von den 323 befragten Unternehmen die Gewinnung qualifizierter Arbeitskräfte genannt, sagte Stefan Schuppisser von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), die die Umfrage im Juni 2011 durchführte.
Die Wirtschaftskrise der letzten zwei bis drei Jahre sowie die Folgen der aktuellen europäischen Schuldenkrise würden die Schweizer KMU je nach Branchenzugehörigkeit und Binnen- bzw. Exportorientierung sehr unterschiedlich betreffen, so Schuppisser weiter. Am stärksten betroffen sei dabei die Investitionsgüterindustrie, während die Baubranche, die unternehmensbezogenen Dienstleister sowie insbesondere das Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen geringer ausgesetzt sind. (awp/mc/upd/gh)