Zürich – Die VZ Gruppe ist im ersten Halbjahr 2018 dank mehr Kunden erneut gewachsen. Sowohl beim Ertrag als auch beim Gewinn legte der Finanzdienstleister zu. Allerdings wurden die Erwartungen der Analysten nicht ganz erfüllt. Für das Gesamtjahr erwartet VZ eine Steigerung von Ertrag und Gewinn.
Insgesamt erwirtschaftete die VZ Gruppe einen Betriebsertrag von 141,3 Millionen Franken und damit 10,6 Prozent mehr als im Vorjahr, wie sie am Mittwoch mitteilte. Im Gleichschritt mit den Erträgen nahm der Betriebsaufwand auf 78,6 Millionen zu.
Betriebsgewinn (EBITDA) und Reingewinn stiegen ebenfalls um je gut 10 Prozent auf 62,8 Millionen bzw. 48,7 Millionen Franken. Die EBITDA-Marge verharrte 44,4 Prozent und liegt damit leicht unter dem langfristigen Ziel von 45 Prozent. «Im ersten Halbjahr wurden unsere Margen weiter durch die Negativzinsen gedrückt, die wir nicht an unsere Kunden weitergeben», sagte CEO Matthias Reinhart an einer Telefonkonferenz.
Beratungskapazitäten werden ausgebaut
Bei der Kundennachfrage konnte sich die Gruppe über anhaltenden Zuspruch freuen: Ihr flossen im Berichtszeitraum Netto-Neugelder in Höhe von 1,3 Milliarden zu. Die verwalteten Vermögen per Mitte Jahr erreichten damit 22,7 Milliarden, nachdem sie Ende 2017 noch bei 21,8 Milliarden gelegen hatten.
Zudem kamen in der Vermögensverwaltung netto 2’000 neue Kunden hinzu. Er sei zuversichtlich, dass die Gesellschaft auch im zweiten Halbjahr die gleiche Zahl an Kunden gewinnen können, womit das mittelfristige Ziel von 4’000 pro Jahr realistisch bleibe, so Reinhart weiter.
Entsprechend will Reinhart auch die Beratungskapazitäten ausbauen. Angestrebt würden 148 Vollzeitstellen (Durchschnittswert übers ganze Jahr), 8,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Im kommenden Jahr soll deren Zahl auf 160 steigen. Für 2018 rechnet Reinhart wie bereits früher kommuniziert insgesamt mit Nettoneugeld zwischen 2,5 und 2,8 Milliarden.
Die zusätzlichen Kundenberater sollen zudem durch verstärktes Cross-Selling – die Kunden sollen im Durchschnitt drei Plattformen (z.B. Hypothek, Vermögensverwaltungsmandat, Freizügigkeitskonto etc.) bei VZ nutzen – zur Ertragssteigerung beitragen. Derzeit nutzen noch 62 Prozent der Kunden (VJ 64%) nur eine Plattform.
Wachstumspotenzial im Tessin erschlossen
Zudem soll durch die jüngst erfolge Eröffnung der Niederlassung in Lugano das Potenzial der italienischsprachigen Schweiz angezapft werden. Dort habe VZ in der kurzen Zeit seit Eröffnung schon einen «guten Zufluss» verzeichnet, ergänzte Reinhart.
Zudem werde geprüft, ob man – neben Deutschland, wo im vergangenen Jahr die VZ Depotbank lanciert wurde – längerfristig auch in weiteren Länder aktiv werden solle, sagte Reinhart. Im Fokus stehe dabei Grossbritannien, dies wegen des ähnlichen Vorsorgesystems wie in der Schweiz.
Für den weiteren Jahresverlauf erwartet das VZ-Management eine Fortsetzung der Entwicklung aus dem ersten Semester. «Ob das Wachstum gleich stark oder schwächer ausfallen wird als im ersten Halbjahr, hängt auch vom wirtschaftlichen Umfeld und der Volatilität der Finanzmärkte ab», sagte Reinhart. Insgesamt gehe er davon aus, dass Ertrag und Gewinn im Geschäftsjahr 2018 höher ausfallen werden als 2017 und entsprechend die Dividende erneut erhöht werden könne.
Mit den vorgelegten Resultaten hat die VZ-Holding die Erwartungen der Marktteilnehmer nur teilweise erfüllt, entsprechend gab der Aktienkurs nach. Gegen Mittag verloren die Valoren 5,6 Prozent auf 313,50 Franken. Analysten bezeichneten die Resultate zwar als relativ solide, rechnen aber mit weiteren Gewinnmitnahmen. (awp/mc/pg)