Zürich – Die VZ Gruppe hat im ersten Halbjahr 2016 das schwierige Umfeld an den Finanzmärkten sowie die Negativzins-Situation zu spüren bekommen und einen Gewinnrückgang hinnehmen müssen. Weil sich die Kunden spürbar zurückhielten, wuchsen die Erträge der Finanzdienstleistungs-Gruppe nur noch schwach an, gleichzeitig erhöhten sich die Kosten deutlich schneller. Für das zweite Halbjahr erwartet die Gruppe aber wieder eine Rückkehr auf den Wachstumskurs. An der Börse geben die VZ-Aktien am Dienstagvormittag stark ab.
Unter dem Strich erzielte die VZ Gruppe einen Halbjahresgewinn von 40,4 Mio CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang um 5,8% entspricht, wie den am Dienstag veröffentlichten Semesterzahlen zu entnehmen ist. Der Betriebsertrag wuchs in den ersten sechs Monaten gerade noch um 1,2% auf 113,8 Mio CHF – im ersten Halbjahr 2015 waren die Einnahmen noch um 19% angestiegen. Der Betriebsaufwand legte dagegen mit einem Plus von 8,0% auf 63,0 Mio deutlich zu.
Der verlangsamte Ertragsanstieg war zum einen auf die hohe Vergleichsbasis zurückzuführen: Vor Jahresfrist hatte die Gruppe von der Aufhebung des Euro-Wechselkurses durch die SNB profitiert und hohe Zusatzerträge erzielt. Zum anderen waren die Kunden aber auch wegen des Börseneinbruchs Anfang 2016 verunsichert und hielten sich zurück. Darüber hinaus musste die VZ Gruppe im Halbjahr auf ihren bei der SNB gehaltenen Guthaben Negativzinsen in Höhe von 1,6 Mio CHF berappen, wie CEO Matthias Reinhart an einer Telefonkonferenz sagte.
Anhaltender Kundenzutrom
Weiterhin «ungebremst» sei der Zustrom an Kunden, hiess es weiter. Insgesamt flossen der Finanzdienstleistungs-Gruppe Netto-Neugelder in Höhe von 1,01 Mrd CHF (VJ 1,11 Mrd). Die Abnahme spiegle die Zurückhaltung der Kunden, neue Engagements einzugehen. Die verwalteten Vermögen legten auf 17,3 Mrd zu, nachdem sie Ende 2015 noch bei 16,5 Mrd gelegen hatten.
Die Anzahl der VZ-Berater mit Kunden- und Budgetverantwortung erhöhte sich um 13 auf 125 Vollzeitstellen (FTE). Im kommenden Geschäftsjahr 2017 erwartet CEO Matthias Reinhart einen weiteren Anstieg auf 138 FTE. Damit nähere man sich dem selbst gesteckten Ziel von 160 Beratern per Ende 2018. Die Nettoneugelder pro Kundenberater sanken im ersten Halbjahr mit annualisiert 16,1 Mio CHF allerdings unter den Zielkorridor von 17-20 Mio CHF – was Reinhart auf die Zurückhaltung der Kunden im schwierigen Marktumfeld zurückführte.
Viele Kunden liessen im ersten Halbjahr hohe Geldbeträge auf dem Konto stehen, statt sie zu investieren. Das führte zu einem starken Anstieg der Bilanzsumme, die um 16,2% auf 2,3 Mrd CHF kletterte. Die Kapitalisierung bleibt weiterhin hoch: Die Eigenkapitalquote der Gruppe betrug per Mitte Jahr 16,5% (Ende 2015: 18,8%), die Kernkapitalquote (CET1) belief sich auf 26,5% (Ende 2015: 28,7%).
Gehaltener Gewinn im Gesamtjahr erwartet
Wie angekündigt hat die VZ Gruppe ihr Finanzportal weiterentwickelt: Die Lösung «MeinFinanzportal» soll den Kunden eine tagesaktuelle Übersicht über ihre gesamten Finanzen bringen – nun gelte es, die neue Plattform den Kunden näherzubringen und zu erklären, sagte Reinhart. «Gut im Plan» ist die Gründung einer Bank in Deutschland, wo die VZ Gruppe bereits an vier Standorten vertreten ist: Der CEO rechnet mit einem Start im zweiten Quartal 2017.
Nach der «Wachstumsdelle» im ersten Semester erwartet die VZ Gruppe, im zweiten Halbjahr wieder auf den Wachstumskurs zurückzukehren. Beim Gewinn rechnet sie für das Gesamtjahr 2016 mit einem «ähnlichen Gewinn wie 2015, sofern weitere Verwerfungen an den Börsen ausbleiben». Zudem zeigen sich die Verantwortlichen zuversichtlich, dass sich das Wachstum auch im kommenden Jahr 2017 fortsetzen wird.
Aktie bricht ein
Mit den vorgelegten Halbjahreszahlen ist die Finanzgruppe klar unter den Erwartungen der Analysten geblieben, entsprechend reagierte der Aktienkurs am Dienstagvormittag mit deutlichen Abgaben. Die hohe Bewertung der VZ-Aktie lasse kaum Spierraum für Enttäuschungen, kommentierte der Analyst der ZKB – dennoch bleibe er von der Wachstumsstory der VZ Gruppe überzeugt. Die Aktie notierte am Schluss um 12% im Minus bei 277 CHF. (awp/mc/pg)