Gerit Heinz, Chef-Anlagestratege Wealth Management bei der UBS Deutschland AG. (Foto: zvg)
Frankfurt am Main – Nach dem Ende des Haushaltstreits in den USA haben die Investoren am amerikanischen Aktienmarkt erst einmal durchgeatmet. Doch die Stimmung bleibt angespannt, denn viele Anleger sind unsicher über die Folgen für die Konjunktur und den Kurs der Notenbank Fed. Nach Einschätzung der Experten von UBS wird sich jedoch das Wachstum der weltgrössten Volkswirtschaft in den nächsten Quartalen moderat beschleunigen. Davon wird ihrer Prognose zufolge auch der Technologiesektor profitieren.
Gerit Heinz, Chef-Anlagestratege Wealth Management bei der UBS Deutschland AG, erklärt, welche Gründe für ein Investment in Aktien von US-Technologieunternehmen sprechen.
Herr Heinz, wenn die US-Konjunktur an Fahrt gewinnt, wird sich das erfahrungsgemäss in vielen Branchen und Sektoren positiv bemerkbar machen. Warum sollten die Investoren ihr Augenmerk dennoch vor allem auf Technologietitel legen?
Heinz: In dem Masse, wie der Aufschwung der US-Wirtschaft an Dynamik gewinnt, werden die Unternehmensgewinne auf breiter Front steigen. Wir erwarten ein sukzessive anziehendes Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in den USA, denn die Privatnachfrage, insbesondere nach Konsumgütern, zieht leicht an, während die Staatsausgaben langsam zurückgehen. Der Shutdown der US-Regierung wird jedoch noch bis zum Jahresende das Wachstum bremsen. Jetzt kommen Technologiewerte ins Spiel: Die Ausgaben der Unternehmen für Technologie und ihre technische Infrastruktur werden hauptsächlich durch ihre Ertragslage bestimmt. Ist sie gut, können die Gesellschaften mehr für Technologie ausgeben. Das dürfte der Fall sein. Das Gewinnwachstum im US-Technologiesektor dürfte daher in den nächsten Jahren höher sein als das des breiten Marktes. Hinzu kommt: In vielen Unternehmen hat sich ein Investitionsstau in Sachen IT aufgebaut der im Zuge der Erholung nach und nach aufgelöst wird. Ausserdem gibt es mit Mobilität, Cloud Computing, E-Commerce und Datenflut wichtige Trends, die das Wachstum des Technologiesektors nachhaltig treiben.
US-Aktien gelten nach den Kursgewinnen der vergangenen Monate allerdings nicht mehr als ausgesprochen preiswert. Sind die Aussichten auf eine wirtschaftliche Belebung nicht bereits in vielen Kursen eingepreist?
Heinz: Der US-Technologiebereich ist etwas zurückgeblieben. Aktuell liegt das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des Sektors mit 13,8 unter dem des Gesamtmarktes. Angesichts der soliden Wachstumsaussichten erscheint der Bewertungsabschlag ungerechtfertigt, zu dem viele Titel aus diesem Bereich gehandelt werden. In den vergangenen knapp 25 Jahren sind die Anleger ausserdem gut damit gefahren, Technologieaktien bei einem KGV von unter 15 zu kaufen. Auf der anderen Seite waren die Abwärtsrisiken bei derart niedrigen Sektor-KGVs gering. Dazu kommt: Die freie Cashflow-Rendite des Sektors ist mit 7 Prozent die derzeit höchste auf dem US-Markt.
Nun ist das Anlagespektrum im Technologiebereich gross. Wie sollten Anleger investieren?
Heinz: Langfristige Wachstumstreiber und Produktzyklen haben eines gemeinsam: Sie enden irgendwann. Dies ist aktuell zu beobachten, da die Mobiltechnologie den PC nach 30-jähriger Vorherrschaft verdrängt. Einige IT-Unternehmen in den USA werden sich vielleicht in einem schwierigen Umfeld zurechtfinden und entsprechend anpassen müssen. Die Sektorgewinne dürften jedoch noch immer schneller wachsen als der breite Aktienmarkt, da die Gewinner auf Kosten der Verlierer zulegen werden. Insofern bietet sich eine Investition in den breiten US-Technologiesektor als Ergänzung zur Position in US-Aktien an.
Über den Interviewpartner:
Gerit Heinz ist Leiter CIO Wealth Management Research bei der UBS Deutschland AG. Der Anlageexperte arbeitet seit 2002 bei UBS und verantwortet hier die Anlagestrategie des Bereichs Wealth Management in Deutschland. (ots/mc/pg)