Buffett wird zum Spottpreis grösster Aktionär der Bank of America
New York – Der legendäre US-Investor Warren Buffett ist für einen Freundschaftspreis zum Hauptaktionär der Bank of America aufgestiegen. Er tauschte wie geplant seine Vorzugsaktien, die er einst für 5 Milliarden Dollar gekauft hatte, in reguläre Aktien am zweitgrössten Geldhaus der Vereinigten Staaten. Hätte Buffett die Papiere regulär über die Börse kaufen müssen, hätte ihn das rund 16,5 Milliarden Dollar gekostet. Damit kann Buffett auf einen Schlag einen Buchgewinn von 11,5 Milliarden Euro einstreichen.
Buffett hatte den Deal Ende Juni angekündigt. Am späten Dienstag zog er ihn durch, wie die Bank of America in New York mitteilte. Buffetts Investmentholding Berkshire Hathaway hält nun 6,6 Prozent am Geldhaus und damit knapp mehr als die Vermögensverwalter Blackrock und Vanguard, die nach Bloomberg-Daten auf jeweils rund 6,3 Prozent kommen. Buffet ist auch Hauptaktionär der drittgrössten US-Bank Wells Fargo, an der er knapp 10 Prozent hält.
Profit aus Finanz- und Wirtschaftskrise
Hintergrund des satten Rabatts bei der Bank of America ist ein Geschäft aus der Finanz- und Wirtschaftskrise 2011: Damals hatte Buffett der Bank of America dringend benötigte 5 Milliarden Dollar gegeben und dafür 700 Millionen Vorzugsaktien bekommen, die seitdem feste Zinsen abwarfen. Gleichzeitig liess er sich das Recht einräumen, binnen zehn Jahren zum Sonderpreis reguläre Aktien zu bekommen. Im Tausch dafür müsse er dann seine Vorzugsaktien hergeben. Dieser Zeitpunkt war nun gekommen.
«Wir haben Berkshire Hathaway 2011 als Anteilseigner willkommen geheissen und wir begrüssen die fortdauernde Unterstützung als unser grösster Aktionär», erklärte Bankchef Brian Moynihan. «Berkshire wird jede einzelne Aktie für eine sehr lange Zeit halten», erklärte Buffett in einer E-Mail ans «Wall Street Journal».
Einfache Rechnung
Für Buffett war es eine einfache Rechenaufgabe, zu welchem Zeitpunkt er tauscht: Für die Vorzugsaktien bekam er 6 Prozent Zinsen oder jährlich 300 Millionen Dollar. Wenn die Dividende auf die reguläre Aktie mehr abwerfe, so hatte Buffett bereits im Jahresbrief an die Anteilseigner von Berkshire Hathaway geschrieben, dann werde er tauschen. Der Fall ist nun eingetreten, nachdem sich die Bank of America von der Finanzkrise weitgehend erholt und ihre Dividende sukzessive wieder aufgestockt hat. Aufs Jahr gerechnet wirft Buffetts reguläres Aktienpaket nun 336 Millionen Dollar ab.
Buffett ist bekannt für derlei einträgliche Deals. Der laut US-Magazin «Forbes» zweitreichste Mensch der Welt nach Microsoft-Gründer und Freund Bill Gates gehörte zu Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise zu den wenigen Investoren, die noch flüssig waren. Er lieh der Investmentbank Goldman Sachs , dem Rückversicherer Swiss Re und dem Industriekoloss General Electric jeweils mehrere Milliarden Dollar und bekam diese Gelder später mit grossem Gewinn zurück.
Die Unternehmen profitierten dabei neben dem Bargeld vor allem von Buffetts legendärem Ruf, dem ein untrügliches Gespür für gute Investments nachgesagt wird. So stiegen die Aktienkurse der Konzerne alleine schon durch die Ankündigung, dass Buffett einsteigen würde. Warren Buffett wiederum konnte entsprechend vorteilhafte Vertragskonditionen für sich aushandeln. (awp/mc/pg)