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Zürich – Anleger, die darauf hofften, dass die Weltwirtschaft sich doch nicht deutlich verlangsamen wird, werden sich über die jüngsten Daten nicht gefreut haben. Der Global-Composite-Einkaufsmanagerindex von JP Morgan fiel im Februar auf ein 40-Monats-Tief von 50,6. Sowohl die industrielle Fertigung wie auch der Dienstleistungssektor verlangsamten sich in den meisten Regionen deutlich.
Wenn die Finanzmärkte gestresst sind und die Wachstumsdynamik nachlässt, wird sofort von einer Rezession gesprochen. Das wirft die Frage auf, was überhaupt eine globale Rezession ist. Die am häufigsten verwendete Definition geht von zwei aufeinanderfolgenden Quartalen mit negativem Wachstum aus. Diese Definition ist jedoch aus Sicht von Standard Life Investments unzureichend. Zu Kaufkraftparitäten bewertet, hat sich das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) seit 1980 nicht in einem einzigen Jahr verringert, obwohl 2009 ganz nahe dran war nach der am häufigsten verwendeten Definition ein Rezessionsjahr zu sein. Weil das Wachstumspotenzial in den Schwellenländern tendenziell höher ist, als in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften, sind Episoden des negativen Wachstums vergleichsweise selten. In fortgeschrittenen Volkswirtschaften wie Japan oder Italien, wo das Wachstumspotenzial nur leicht über Null ist, wird die genannte Schwelle zur Rezession viel zu oft verletzt, um nützlich zu sein.
Standard Life Investments verwendet deshalb als Ausgangspunkt für die Definition einer Rezession, das, was man in einer solchen Situation beobachten sollte: Umfangreiche und breit angelegte Veränderungen in der wirtschaftlichen Dynamik, welche disinflationäre Kräfte stärken und weit verbreitete politische Reaktionen erzwingen. Um diese Definition messbar zu machen, werden zwei Kriterien beigezogen. Das erste bezieht sich auf die Grösse des aggregierten Rückgangs des Wachstums. Es erfordert eine Wachstumsrate des globalen BIP im Vorjahresvergleich und zu Kaufkraftparitäten, die mindestens 0,75 Prozentpunkte unter dem Trend liegt.
Das zweite Kriterium bezieht sich auf die Breite der Entwicklung und erfordert, dass entweder die Hälfte der 20 grössten Volkswirtschaften der Welt im Vorjahresvergleich um mehr als einen Prozentpunkt unter dem Trend wachsen oder dass die Arbeitslosenquote in der Hälfte der Länder um mehr als einen Prozentpunkt über der Talsohle liegt. Für Länder ohne robuste Daten zur Arbeitslosigkeit, verwendet Standard Life Investments stattdessen die Abweichung des Beschäftigungswachstums vom Trend. Nach dieser Definition gab es seit 1980 drei globale Rezessionen: In den Jahren 1982, 1992 und 2009. 2001 war nahe dran, die Kriterien für eine Rezession zu erfüllen.
Wie ist die aktuelle Lage? Das globale Wachstum ist träge. Die Entwicklung in drei Ländern erfüllt die genannten Kriterien für eine Rezession. Für eine globale Rezession müsste sich die wirtschaftliche Entwicklung im laufenden Jahr jedoch noch stark verlangsamen, bis 2016 auf der Liste der globalen Rezessionsjahre erscheint. (SLI/mc)