Zürich – Bei der Grossbank UBS kommt es kurzfristig zu Veränderungen im Top-Management. Jürg Zeltner, Chef der wichtigen Sparte Wealth Management und seit über 30 Jahren bei der Bank, tritt von seinem Posten zurück. Übernommen wird dieser per Jahreswechsel von Martin Blessing, der erst vor etwas über einem Jahr als Leiter der UBS Schweiz zur Grossbank gestossen ist.
Blessing, dessen vollständiger Titel zurzeit noch «Präsident Personal & Corporate Banking (PCB) und Präsident UBS Switzerland» lautet, habe sein Geschäft seit September 2016 erfolgreich geführt, begründet die UBS am Donnerstag die Ernennung. Von starken Finanzergebnissen und einem Rekordzuwachs an Neukunden in einem Umfeld negativer Zinsen ist die Rede. Ausserdem habe der Deutsche, ehemals Chef der Commerzbank, die digitale Strategie des Unternehmensbereichs entscheidend weiterentwickelt.
Nachfolger von Blessing soll Axel Lehmann werden, zurzeit Group Chief Operating Officer. Auch er habe seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren bedeutende Fortschritte bei der Arbeit seines Bereichs erzielt, schreibt die UBS. Sabine Keller-Busse, seit 2014 Group Head Human Resources, übernimmt wiederum die Funktion des Group Chief Operating Officer von Lehmann. Den Personalbereich wird sie dann ins Chief Operating Office mitnehmen. Die Konzernleitung wird daher ab Januar 2018 nur noch aus elf statt bisher zwölf Personen bestehen.
Neuer Bär-Chef
Zeltner verlässt per Ende Jahr sowohl die Konzernleitung als auch die Bank, ohne dass Gründe genannt werden. Ein Sprecher der Bank wollte sich auch auf Anfrage nicht weiter äussern. Der 50-jährige Zeltner verbrachte seine gesamte Karriere bei der UBS: 1984 begann er mit einer Banklehre beim damaligen Schweizerischen Bankverein. Die vergangenen neun Jahre war Zeltner für das Wealth-Management-Geschäft von UBS ausserhalb Nordamerika verantwortlich.
Er habe das Geschäft durch den Ausbau der führenden Stellung in der Region Asien/Pazifik sowie im Segment der äusserst vermögenden Personen (Ultra High Net Worth) repositioniert, heisst es von der UBS. Und Konzernchef Sergio Ermotti dankt Zeltner in der Mitteilung «für seinen ausserordentlichen Beitrag während seiner über 30-jährigen Tätigkeit für die Bank.»
Zuletzt war spekuliert worden, Zeltner könnte Nachfolger von Boris Collardi an der Spitze des Vermögensverwaltungsbank Julius Bär werden. Eigentlich waren ihm in der Vergangenheit Ambitionen für den Chefposten bei der UBS nachgesagt worden. Der Finanzblog «Inside Paradeplatz» schreibt am Donnerstag, der Abgang von Zeltner sei mit «Getöse» erfolgt. Er sei nicht freiwillig gegangen bzw. sei abgesetzt worden. Denn Zeltner sei zu wenig erfolgreich gewesen bezüglich Wachstum der Kernsparte.
In der Mitteilung der Bank heisst es hingegen, in seiner Zeit als WM-Chef habe die UBS die Position als weltweit führender Vermögensverwalter zurückerobert und vor dem Hintergrund anspruchsvoller Marktbedingungen die Profitabilität gesteigert.
Adäquate digitale Strategie im Kerngeschäft
Die wichtigste Ernennung ist aus Sicht der ZKB jene von Martin Blessing. Die Öffentlichkeit hatte schon zuvor darüber spekuliert, dass dieser nicht für immer Vorsitzender des Schweizer Retail Bankings sein werde. Zu einer strategischen Neuausrichtung im Wealth Management dürfte es allerdings nicht so schnell kommen, schreibt der zuständige Analyst. «Bis sich Blessings neue Akzente manifestieren, werden mit Sicherheit ein paar Quartale vergehen.»
Lehmann wiederum übernehme ein gut laufendes Geschäft. Der ZKB-Analyst traut ihm zu, dass er weitere Akzente setzen kann.
Im Gegensatz zur Credit Suisse sei die UBS keine Turnaround-Story, weshalb die Aktie im laufenden Jahr etwas weniger performt habe, so der Analyst weiter. Ein neues Management im Kerngeschäft, das zudem eine adäquate digitale Strategie in Angriff nehmen könne, dürfte der Grund für das Timing des Managementwechsels sein.
Für Julius Bär wäre ein Engagement von Zeltner als neuer CEO wiederum ein Coup, heisst es im Handel. Dieser würde in diese Rolle passen und könnte zudem Kunden mitbringen, welche die allfälligen Collardi-Abgänge neutralisieren könnten. (awp/mc/pg)