UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber. (Foto: WEF/swiss-image.ch/Michael Wuertenberg)
Davos – Nach Jahren der Krise und der vielen Skandale bei grossen Banken hat sich die Finanzwelt am WEF geteilter Meinung gezeigt über die Regulierung. Einige Führungspersonen aus der Branche forderten globale Regeln, andere sahen Verantwortung auch bei den Regierungen.
Die derzeitigen Massnahmen könnten die längerfristigen Probleme nicht lösen, sagte UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos. Er sei besorgt über die Zentralbanken, die seit einiger Zeit die Finanzmärkte mit einer gewaltigen Geldflut zu stabilisieren versuchten.
«Notenbanken können Zeit kaufen, aber keine Probleme lösen»
Die Notenbanken könnten Brücken bauen und Liquidität bereitstellen. «Die Notenbanken können Zeit kaufen, aber keine Probleme lösen», sagte Weber, der einst Chef der deutschen Bundesbank gewesen war. Die Zentralbanken hätten in Krise absolut richtig gehandelt. Aber das könne in nächsten Jahren nicht so weitergehen. Die gewaltigen Schuldenberge in Europa und den USA müssten abgebaut werden.
Einige Staaten versuchten die Lösung der Probleme zu verschieben. Das mache aber die Probleme noch grösser. «Wir leben auf Kosten künftiger Generationen», sagte Weber in einer Podiumsdiskussion.
Globale Regeln notwendig
Für die Banken brauche es unbedingt einen globalen Regulierungsstandard. Der UBS-Präsident bedauerte, dass das Regelwerk Basel III noch nicht überall gelte. Die Vielzahl der unterschiedlichen Vorschriften weltweit mache das Bankgeschäft komplex. Bei einheitlichen Regeln für alle könne sich jeder auf das konzentrieren, was er am besten könne. Die UBS habe sich entschieden, den Fokus auf das Vermögensverwaltungsgeschäft zu legen.
Gewisse Banken hätten ihre Bilanz zurückgefahren, sagte der Vizedirektor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Min Zhu. Aber nicht alle. Gewisse Geschäfte seien von den Banken in den Kapitalmarkt abgewandert, der undurchsichtig sei.
Finanzsektor immer noch gleich gross wie 2008
Man müsse nicht nur die Banken, sondern den ganzen Finanzsektor anschauen, sagte Min Zhu: Und dieser sei trotz der Krise immer noch gleich gross wie 2008. Der Finanzsektor habe ein Volumen von 467 Billionen Dollar. Das sei ein Vielfaches der weltweiten Wirtschaftsleistung pro Jahr: «Das ist zu viel», kritisierte Min Zhu. Zudem seien die Banken noch zu wenig transparent und die strukturierten Produkte viel zu kompliziert.
Widerspruch aus den USA
Dem widersprachen der Chef der US-Grossbank JP Morgan, Jamie Dimon, und der Chef des Hedge Funds Elliott Management, Paul Singer. Dimon listete auf, was Banken alles offenlegen müssten, und zeigte mit dem Finger auf Hedge Funds: Diese seien viel undurchsichtiger.
Singer sagte, ein geringerer Einsatz von Fremdkapital sowie die Trennung des Eigenhandels vom Kreditgeschäft würde die Situation normalisieren. Das sei wichtiger als die Grösse von Banken zu reduzieren.
Ein Problem sei auch der Schattenbankensektor, sagte Min Zhu. Da seien noch keine Regeln gefunden worden worden. Angesichts der Grösse des Sektors seien Regeln aber notwendig. (awp/mc/pg)