Welt-Risiko-Bericht: Finanzkrise kann erneut zuschlagen

Welt-Risiko-Bericht: Finanzkrise kann erneut zuschlagen
WEF-Gründer Klaus Schwab. (Foto: World Economic Forum/swiss-image.ch)

WEF-Präsident Klaus Schwab. (Foto: World Economic Forum/swiss-image.ch)

London – Die Finanzkrise ist nach Überzeugung führender Wirtschaftsexperten längst nicht überwunden und kann erneut zuschlagen. Dies sei in den nächsten Jahren die grösste Gefahr für die Weltwirtschaft, warnt der Welt-Risiko-Bericht 2014. «Entwickelte Volkswirtschaften sind weiterhin von der Finanzkrise bedroht», heisst es in der Studie des Weltwirtschaftsforums (WEF), die am Donnerstag in London vorgestellt wurde. Sie beruht auf der jährlichen Befragung von mehr als 700 Managern und Wirtschaftswissenschaftlern zahlreicher Länder.

Als Gefahren mit potenziell verheerenden Folgen sehen die Befragten auch die hohe Arbeitslosigkeit in vielen Ländern – besonders unter Jugendlichen -, die weiter wachsende Kluft zwischen Arm und Reich sowie den Klimawandel und den Missbrauch des Internets durch Verbrecher und Spione. Von allen Risikoszenarien sei das weitere Anwachsen des Wohlstandsgefälles als unmittelbare Folge der Finanzkrise jene Gefahr, die am wahrscheinlichsten eintreten werde.

Treffen in Davos vom 22. bis 25. Januar
Politiker und Wirtschaftsführer müssten den absehbaren Risiken entschlossener und konzertierter entgegenwirken als bisher, forderte WEF-Präsident Klaus Schwab. Der Bericht soll in der kommenden Woche beim Jahrestreffen des WEF in Davos (22. bis 25. Januar) erörtert werden. Daran nehmen mehr 2500 Persönlichkeiten aus fast 100 Ländern teil – unter ihnen mehr als 40 Staats- und Regierungschefs.

«Wenn die Lenker der Welt die erkennbaren Risiken nicht konsequent angehen, werden diese sich weiter verstärken und zu Konsequenzen führen, die wir kaum noch kontrollieren können», sagte die an der Studie beteiligte WEF-Direktorin Margareta Drzeniek der Nachrichtenagentur dpa. Dabei habe die Privatwirtschaft eine sehr grosse Verantwortung zu tragen, wozu sie allerdings auch bereit sei.

Extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit in Europas Krisenländern 
Besonders schwerwiegend sei das Problem der Jugendarbeitslosigkeit mit mehr als 50 Prozent in Ländern wie Spanien oder Griechenland. «Jugendarbeitslosigkeit in einem solchen Ausmass ist nicht allein eine Vergeudung menschlichen Kapitals, sondern droht auch, den gesamten wirtschaftlichen Fortschritt zu bremsen», heisst es in der WEF-Studie.

Als «Teufelskreis» bezeichnen die Verfasser den Umgang vieler Staaten mit der Finanzkrise. Nach wie vor würden Regierungen mehr ausgeben, als sie einnehmen. Die Differenz werde durch Staatsanleihen ausgeglichen, also durch das Borgen von immer mehr Geld bei privaten Investoren. «Die Angst, dass ein Land nicht mehr in der Lage ist, seine Schulden zu begleichen, kann rasch in eine fatale Spirale führen.»

Hochrisiko US-Staatsschulden
Als besonders gefährlich werden Staatsschulden der USA in Höhe von mehr als 100 Prozent des Bruttosozialprodukts sowie Japans mit sogar mehr als 230 Prozent bezeichnet. In der Eurozone seien zwar die Staatsschulden weniger hoch. Die Krisengefahr sei aber trotzdem enorm, weil einzelne Euro-Länder bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten «nicht mehr die Option haben, durch eine Abwertung ihrer Währung die notwendigen fiskalen Anpassungen vorzunehmen». (awp/mc/upd/ps)

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