Aufseher verlangen von Banken neue riesige Finanzpuffer
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Basel – Die weltweit grössten Banken müssen in den kommenden Jahren gewaltige neue Sicherheitspolster aufbauen. Künftig werden ihnen zusätzliche Puffer von bis zu 1,2 Billionen Euro abverlangt, die im Fall einer Schieflage Verluste auffangen sollen. Die verbindlichen Standards dafür hat der Finanzstabilitätsrat (FSB) als Gremium der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) am Montag in Basel veröffentlicht. Demnach müssen bei den bedeutendsten Banken der Welt in zwei Schritten bis 2022 mindestens 18 Prozent der Bilanzrisiken zur Verlustabdeckung zur Verfügung stehen. Sie müssen damit jederzeit in Eigenkapital umwandelbar sein.
«Der FSB hat sich auf robuste weltweite Standards verständigt», sagte der britische Notenbankchef Mark Carney, der dem FSB vorsitzt. Mit den neuen Vorgaben wollen die G20 das globale Finanzsystem weiter stabilisieren. Ziel ist es, dass Grossbanken bei Schieflagen nicht mehr mit Steuergeld gerettet werden müssen. Die Regeln sollen für jene Banken gelten, deren Scheitern das weltweite Finanzsystem aus den Angeln heben könnte. Zu dieser Gruppe gehören derzeit 30 Institute, darunter auch die UBS und die Credit Suisse. Bislang galten diese Institute als zu gross und zu vernetzt, so dass sie wegen der Folgerisiken nicht Pleite gehen konnten und der Steuerzahler einspringen musste.
Bundesrat hat bereits im Oktober neue Eckwerte beschlossen
Dagegen wurden bereits mehrere Massnahmen eingeleitet, unter anderem die Vorgabe, dass vorrangig Eigentümer und Gläubiger der Banken bei einer Rettung zur Kasse gebeten werden. Mit dem Total Loss-Absorbing Capacity (TLAC) genannten neuen Puffer zieht die Politik nun die letzte geplante neue Schutzschicht ein. Die Umsetzung der internationalen Vereinbarungen in konkrete Regeln ist dann Sache der nationalen Gesetzgeber. In der Schweiz hat der Bundesrat bereits im Oktober 2015 die neuen Eckwerte für die Kapitalanforderungen für Schweizer Grossbanken festgelegt. Sie gehen zum Teil über die internationalen Mindestanforderungen hinaus.
«Gewaltige Aufgabe»
Bis 2019 müssen die Grossbanken aus den Industrieländern 16 Prozent ihrer Risikopositionen als Haftungsmasse zur Verlustabdeckung vorhalten, zusätzlich zu den bisherigen Kapitalpuffern. Dazu zählen dann auch Anleihen und andere Schuldscheine. Bis 2022 müssen es 18 Prozent sein. Zudem müssen nicht nur die Risiken abgesichert sein, sondern auch die gesamte Bilanzsumme. Sie muss künftig mit 6,75 Prozent TLAC-Mitteln abgesichert sein. Nach einer vom FSB eingeleiteten Untersuchung übersteigen die Vorteile der neuen Regelverschärfung für Banken die Nachteile.
Die Banken stehen nach Ansicht von Carney nun vor einer gewaltigen Aufgabe, ihre Kapitalstruktur und Geschäftsmodelle an die neuen Vorgaben anzupassen. Das werde «mehrere Jahre» dauern. Zwei Drittel der 30 Grossbanken verfehlen derzeit noch die Kriterien für 2019. Nach FSB-Angaben fehlen den Banken insgesamt derzeit je nach möglichem TLAC-Instrument 457 Milliarden bis 1,1 Billionen Euro. Allerdings fallen diese Summen deutlich auf 107 bis 776 Milliarden Euro, wenn die vier grössten chinesischen Banken nicht mit eingerechnet werden. Für sie gelten längere Übergangszeiten bei der Anwendung der neuen Regeln. (awp/mc/pg)