Wendelin Keller, CEO und VRP Ferien- und Sportzentrum Hoch-Ybrig AG, im Interview

Wendelin Keller

Wendelin Keller, Geschäftsführer und VRP der Hoch-Ybrig AG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Keller, am Sternen konnte man im Hoch-Ybrig meist noch bis in den April Skifahren. Der Schnee kam spät, dafür immerhin reichlich. Wie fällt Ihre Saisonbilanz aus?

Wendelin Keller: Januar und Februar hatten wir super Verhältnisse. Wir konnten sogar den Monat Dezember wettmachen. Der Wärmeeinbruch anfangs März und dazu noch der Regen haben die Gäste nicht mehr auf die Pisten gelockt. Fazit: Die Zahlen fielen deutlich unter dem 10-Jahresschnitt aus. Als Bergbahnunternehmen ist man sehr wetterabhängig, darum hat die Hoch-Ybrig AG seit 1990 auch nie mehr einen Businessplan erstellt.

Seit Gründung der AG schwanken die Winterbetriebstage zwischen 202 und 105 Tagen. Würden weitere Schneekanonen zur Absicherung helfen?

Nein, wir haben genügend Schneeerzeuger um den Betrieb zu gewährleisten. Im Dezember 2016 hatten wir auf 1800 m.ü.M. über drei Wochen lang wärmere Temperaturen als im Dorf Unteriberg auf 900 m.ü.M. Die ganze Infrastruktur der Beschneiung konnte nicht in Betrieb genommen werden, da es ausserordentlich warm war.

Wie managen Sie bei derartigen Geschäftsschwankungen Ihre Human Resources?

Unsere Mitarbeiter sind vielseitig einsetzbar, so dass wir bei solch warmen Temperaturen wie zum Beispiel im Dezember 2016 Arbeiten erledigen, welche wir sonst im Sommer machen. Es gibt immer genügend Arbeit bei einer so grossen Infrastruktur wie bei uns im Hoch-Ybrig. Ansonsten wird Überzeit abgebaut. Die Wintersaisonmitarbeiter konnten wir allerdings nicht beschäftigen.

«Im Dezember 2016 hatten wir auf 1800 m.ü.M. über drei Wochen lang wärmere Temperaturen als im Dorf Unteriberg.»
Wendelin Keller, CEO und VRP Ferien- und Sportzentrum Hoch-Ybrig AG

Der Hoch-Ybrig gilt als Skigebiet der Zürcher und Zentralschweizer. Wie kann man noch andere Klientel anziehen?

Es ist zurzeit im Kanton Schwyz mit der Umsetzung des touristischen Masterplans einiges im Gange. Die Region Ybrig – Einsiedeln – March und Höfe hat ein unglaubliches Potenzial an Wertschöpfung. Jetzt wird daran gearbeitet, die bestehenden Angebote zu nutzen und zu vernetzen.

Das Sommergeschäft ist mit acht Umsatzprozenten noch bescheiden, aber stark anziehend. Was bräuchte es an neuen Ideen, um noch mehr Leute in die 2000er zu locken?

Ideen gibt es, aber es ist eine Herausforderung, in was man investieren soll und darf. Die Rahmenbedingung in der Schweiz, etwa bezüglich Umweltschutz, verunmöglichen viele Investitionen. Der Sternensauser, die längste Seilrutsche der Welt, ist eine Attraktion im Sommer, welche viele Gäste aus nah und fern auch im Sommer in die Berge zieht. Wenn das Wetter mitspielt, stimmen die Zahlen. Im Sommer 2016 hatten wir 19 Prozent mehr Verkehrsertrag.

Oberhalb von Sternen liegt das Gleitschirm-Eldorado. Allerdings geben die Hängegleiterpiloten ausser dem Bahnticket wenig Geld aus. Gibt es eine Chance für die Hoch-Ybrig AG, zahlungskräftige Dauergäste zu binden?

Wir haben im Hoch-Ybrig über 4000 Saisonkartenbesitzer. Diese Zahl sucht Seinesgleichen im Verhältnis zu unserer Grösse. Wir sind bestrebt danach, unseren Stammgästen weiterhin ein attraktives Angebot bieten zu können. Erfolgsfaktoren sind die 11 Restaurants im Gebiet, wo es für jeden Geschmack etwas gibt, unsere freundlichen langjährigen Mitarbeiter und nicht zuletzt unser Slogan seit über 25 Jahren „die schönsten Pisten weit und breit“.

«Ideen gibt es, aber es ist eine Herausforderung, in was man investieren soll und darf. Die Rahmenbedingung in der Schweiz, etwa bezüglich Umweltschutz, verunmöglichen viele Investitionen.»

Welche Infrastrukturmassnahmen stehen nach der Totalrevision der beiden Grosskabinen Weglosen-Seebli sowie dem Ersatz aller Sessel der 4er-Sesselbahn Sternen langfristig an?

Die jährlichen Pistenverbesserungen helfen uns, noch früher in die Wintersaison zu starten, auch wenn der natürliche Schnee ausbleiben würde. In Eigenregie investieren wir da jährlich über 200‘000 Franken. Jetzt gerade ist ein MenziMuck-Bagger mit einer Bohrlafette ersetzt worden, Kostenpunkt über 350‘000 CHF. In den nächsten drei Jahren wird die ganze Pistenfahrzeugflotte für über 2 Millionen ersetzt. Langfristig müssen bei der Beschneiungsanlage die Schneekanonen ersetzt werden.

Ist die Wieder-Einbindung des Adlerhorsts und damit Oberiberg direkt in den Skizirkus generell vom Tisch?

Der Adlerhorst wurde früher mit einem Skilift erschlossen. Aus Sicherheitsgründen wurde dieser Lift verkürzt. Dort wird jetzt für Anfänger und für kleine Kinder die Infrastruktur optimal genutzt. Das Oberiberg ist bestens erschlossen mit unserem Zubringer der Sesselbahn Laucheren. An Spitzentagen gehen rund 2500 Gäste via Oberiberg ins Hoch-Ybrig. Unser Gebiet ist zudem mit der Ibergeregg, Mythenregion und Illgau mit zusammenhängenden Pisten verbunden.

Die flüssigen Mittel lagen letzthin bei 2.3 Millionen Franken. Damit liesse sich sicher der ein oder andere Traum verwirklichen?

Träume hat man viele, allerdings nach den letzten eher schwächeren Wintern beschränkt man sich auf das Nötige und in erster Linie den Unterhalt der Transportanlagen, welche jährlich im Schnitt mehrere 100‘000 Franken verschlingen. Wir leben seit über 25 Jahren nach dem Motto: Wir kaufen nur, was wir bezahlen können. 92% der Schweizer Bergbahnen sind nicht rentabel, können ohne öffentliche Mittel nicht überleben. Vielerorts müssen die Gemeinden Investitionen finanzieren. Die Hoch-Ybrig AG ist selbsttragend. Seit 1990 wurden bei uns über 50 Mio. investiert.

Wäre nicht der Kauf eines Hotels oder Restaurants eine Option?

Die Gastronomie wurde in den letzten Jahren mit zusätzlichen Gesetzen überflutet, welche ein unternehmerisches Denken stark einschränken. Die Politik hat auch da grossen Handlungsbedarf. Wir sind sehr dankbar, dass wir langjährige und sehr gute Wirte bei uns haben. Ein Hotelkauf oder Neubau macht keinen Sinn, da wir uns verschulden müssten. Ausserdem ist es sehr schwierig, einen Betreiber oder Gerant zu finden, welcher den Anforderungen entspricht. Wir haben für einen Neubau eines Hotels eine eigene Bauparzelle an schönster Lage mitten in der Bergwelt und am Seeblisee. Für einen Investor bieten wir Hand.

«Vielerorts müssen die Gemeinden Investitionen finanzieren. Die Hoch-Ybrig AG ist selbsttragend.»

Ihr Werbeaufwand hat letztes Jahr um ein Sechstel zugelegt. Womit werden Sie punkten?

Schöne Pisten, gute Gastronomie, moderne Anlagen, schöne Berglandschaft im Winter und im Sommer zum Wandern, gratis Kinderspielplatz mit Hüpfburgen, Trampolins usw. , Sternensauser. Diese Merkmale zeichnen uns aus im Sommer und Winter.

Mit Wertschriften haben Sie im letzten Geschäftsjahr eine Rendite von 8,5% gemacht. Ist die Ferien- und Sportzentrum Hoch-Ybrig AG jetzt auch ein Fonds?

Es stimmt, dass wir stark mit Wertschriften handeln. Aber wir sind eher vorsichtig und zurückhaltend – nicht risikoorientiert.

Zum Gesprächspartner:
Wendelin Keller (Jahrgang 1956) ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Er ist zusammen mit zehn Geschwistern auf einem Bauernhof in Ausserschwyz aufgewachsen. Der gelernte Zimmermann war bis 1990 als Akkordunternehmer tätig, ehe er 1990 Geschäftsführer der Hoch-Ybrig AG wurde. Er beteiligte sich am bankrotten Unternehmen und führt es in tiefschwarze Zahlen. Seit 2003 besitzt er auch die Aktien-Mehrheit der Ferien- und Sportzentrum Hoch-Ybrig AG, welche otc gehandelt wird.

Hoch-Ybrig AG
Firmeninformationen bei monetas

 



Zusätzliche Informationen zur Ferien- und Sportzentrum Hoch-Ybrig AG wie

finden Sie bei der Zürcher Kantonalbank hier…


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