Zürich – Die Leitzinsen stehen tief wie seit langem nicht mehr. Findige Analysten der Bank of England haben mal zurückgerechnet, bis ins Jahr 3000 vor Christus. Das Ergebnis. Nie in den letzten 5000 Jahren mussten weniger Zinsen für geliehenes Geld gezahlt werden wie heute.
Zeit, dass sich was dreht – und Investoren sich darauf einstellen.
Das Mantra der Zentralbanker? Um die Realwirtschaft mit Krediten zu versorgen, müssen die Leitzinsen niedrig sein. So hört man es seit Jahren aus den USA, aus Europa oder aus Japan. Doch ganz behutsam werden Zwischentöne in dieses Mantra eingewoben. Anleihe-Investoren müssen daher genau hinhören. Doch von Anfang an.
Leitzinsen sind bekanntlich so etwas wie die Zügel der Finanzmärkte. Angezogen werden sie, um Entwicklungen einzubremsen. Gelockert, wenn die Wirtschaft über Schrittgeschwindigkeit nicht hinauskommt. Dauert so eine Niedrigzinsphase allerdings zu lange, können die Zinsen zu Lasten der Anleger gehen. Denn an den Leitzinsen orientieren sich auch die Zinsen für Anleihen. Trotzdem greifen noch immer Investoren zum Beispiel nach zehnjährigen Bundesanleihen, obwohl sie den Anleger inzwischen sogar Geld kosten, weil er für das Papier mehr zahlt, als er an Zins und Tilgung am Laufzeitende zurück bekommt. Der Käufer akzeptiert also einen sicheren Verlust, lässt sich somit die Sicherheit des soliden Schuldners einiges kosten.
Noch mehr Duldsamkeit von den Investoren verlangt es von den Investoren, wenn die Leitzinsen angehoben werden. Denn dann werden die Kurse ihrer Anleihen sinken, weil die allermeisten Investoren ihre niedrig verzinsten Anleihen auf den Markt werfen und stattdessen höher rentierliche Papiere kaufen.
Ist eine Leitzinserhöhung in der Eurozone ein bloßes Zukunftsszenario? Nein. Denn genau damit kokettiert die Europäische Zentralbank (EZB) seit kurzem. Zuletzt war es einer der Direktoren der EZB, der ein Ende der Niedrigzinspolitik in Aussicht stellte. Immerhin hat sich die Weltwirtschaft stabilisiert und die Inflation zieht an, in den USA wie in Europa. Und das ist für Zentralbanker gemeinhin ein Aufruf zum Handeln. Sie wird also kommen, die Erhöhung. Unklar ist nur, wann.
Während die Zinsen immer weiter fielen, stieg die weltweite Verschuldung auf rund 260 Prozent der Wirtschaftsleistung an. Für Regierungen, Unternehmen und Haushalte wurde es zunehmend attraktiver, sich zu verschulden.
Warten auf den Weckruf
Was also tun? Viele warten einfach ab – auch in der Hoffnung, bis es soweit ist, noch die vermeintlichen Zinsen vereinnahmen zu können. Langfristig gedacht ist das mit Blick auf die drohenden Kursverluste aber riskant gedacht. Und je länger die Laufzeit, um so empfindlicher die drohenden Einbußen. Der garstige Weckruf, er könnte kommen. Angekündigt zum einen durch die bereits eingepreisten Leitzinserhöhungen in den USA, zum anderen durch den erklärten Willen der Fed, ihre Bilanz zu verkleinern. Beides zusammen könnte bedeuten, dass die Ära der dauerhaften Ruhe am Anleihemarkt abrupt endet. Die Frage ist nur wann und wie heftig.
Zeitgeistig wäre es also, sich darauf vorzubereiten. Zum einen wegen der Folgen für Anleger, die bereits in Anleihen investiert sind. Zum anderen aber auch wegen der Folgen für Aktien – sie leiden gemeinhin unter steigenden Leitzinsen. Gefragt ist also eine Anlage, die flexibel von Leitzinsveränderungen profitiert. Wie wäre es also mit dem Verkauf von Futures (Short-Position) auf langlaufende Euro-Anleihen? Sie sind eine der liquidesten Anlagen überhaupt. Futures sind Terminkontrakte, mit denen der Käufer das Recht auf Lieferung der Anleihe zu einem festen Preis erwirbt, losgelöst von der Kursentwicklung. Verliert die Bundesanleihe an Wert, gewinnt die Short-Position im Bund-Future entsprechend. Das gilt aber auch im umgekehrten Fall, wenn die Anleihekurse steigen und die Zinsen sinken. Dann verliert die als Absicherung gegen steigende Zinsen eingegangene Position an Wert. Die Strategie aber eröffnet dem Anleger Chancen, in einem Szenario steigender Zinsen und damit fallender Anleihekurse sogar Geld zu verdienen. (Werhstein/mc/hfu)