WestLB-Chef Dietrich Voigtländer.
Düsseldorf – Die Rettung der schwer angeschlagenen WestLB droht in letzter Sekunde zu scheitern: Einen Tag vor Ablauf des Brüsseler Ultimatums zum Umbau der Bank ist völlig unklar, wer die Milliardenkosten dafür tragen soll. Der Bund, das Land Nordrhein-Westfalen und die NRW-Sparkassen streiten darum, wer welchen Beitrag leistet.
Sollten die Gespräche platzen, schlittert die WestLB auf ihre Abwicklung zu. Erstmals würde in der Finanzmarktkrise eine grosse deutsche Bank verschwinden.
Krisengespräche
In Krisengesprächen ringen der Bund und die WestLB-Eigentümer bis zur letzten Minute um eine Einigung. An diesem Dienstag muss in Brüssel ein neuer Sanierungsplan mit einem tragfähigen Geschäftsmodell vorgelegt werden. In die Verhandlungen hat sich auch die Bankenaufsicht eingeschaltet. Bei einem Krisentreffen in Berlin am Sonntagabend wurde kein Durchbruch erzielt. Im Gegenteil, laut Verhandlungsteilnehmern befinden sich die Gespräche in der Sackgasse. Auch am Montag wurde mit Hochdruck nach einer Lösung gesucht.
Verkleinerung auf ein Viertel der bisherigen Grösse
Nach den Vorstellungen der NRW-Sparkassen soll die WestLB auf etwa ein Viertel ihrer bisherigen Grösse verkleinert werden. Übrig bleiben soll eine reine Sparkassen-Zentralbank mit Mittelstandsgeschäft. Das Bieterverfahren für die komplette WestLB könnte dann auf grosse Teile der Landesbank wie das Auslandsgeschäft und die Projektfinanzierungen gelenkt werden. Am Start sind dem Vernehmen noch drei Finanzinvestoren. Sie haben unverbindliche Angebote für die komplette Bank abgegeben.
Milliardenkosten
Allerdings ist dieser Notfallplan mit Milliardenkosten verbunden. In den Gesprächen mit dem Bund gilt insbesondere die Absicherung weiterer WestLB-Papiere als Streitpunkt. Für nicht verkäufliche Reste der Landesbank kommt die Abwicklungsanstalt infrage. Sollte diese sogenannte Bad Bank nun mit weiteren Papieren gefüllt werden, wäre eine zusätzliche Absicherung beispielsweise durch weitere Garantien erforderlich. In der Bad Bank werden sogenannte Schrottpapiere gelagert, deren einstiger Milliardenwert auf eine heute unbekannte Summe zusammengeschmolzen ist.
EU-Auflagen
Die Verhandlungen zur Rettung der WestLB werden an diesem Dienstag fortgesetzt, hiess es übereinstimmend. Die WestLB muss nach den EU-Auflagen ohnehin schon um die Hälfte verkleinert werden. Ausserdem muss sie bis Ende des laufenden Jahres mehrheitlich in neue Hände kommen. Jetzt soll auf jeden Fall ein Papier des Bankvorstandes vorgelegt werden, das eine weitere Verkleinerung der WestLB um 30 Prozent vorsehe, hiess es in Kreisen der Eigentümer. Ausserdem werde über den laufenden Verkaufsprozess informiert. (awp/mc/ps)