Wie Amateur-Trader den Markt schlagen
In den USA ist Trading ein grosses Geschäft. 56% der Amerikaner besitzen Aktien und anlegen ist sozusagen ein Volkssport. Anlegermessen sind rege besucht, mehrere TV-Kanäle widmen sich den Märkten und Trader oder Fondsmanager, wie z.B. Jim Cramer, werden zu TV-Persönlichkeiten mit ihren eigenen Sendungen.
Ein Grossteil der Amerikaner investiert langfristig für die Rente und viele dieser Aktionäre beschäftigen sich intensiv mit den Märkten. Wenn es Hobby-Tradern und semiprofessionellen Investoren gelingt, mit ihren Strategien langfristig den Markt zu schlagen, nutzen einige von ihnen diese Chance um ihren Erfolg mit der breiten Öffentlichkeit zu teilen. Einige von ihnen schreiben Blogs und Trading-Bücher oder legen ihre eigenen Hedgefonds auf, um mit ihren Strategien auch das Geld anderer Anleger investieren zu können.
In den letzten paar Jahren wurde Amateur-Tradern der Schritt, ihr Hobby zum Beruf zu machen, mittels Social Trading sogar noch einfacher gemacht. Auf Social Trading Plattformen können Trader Wertpapiere handeln und ihre Performance transparent machen. Andere Investoren haben die Möglichkeit die Portfolios dieser Trader zu kopieren. Social Trading wird daher manchmal auch als Copy Trading bezeichnet.
Social Trading im deutschsprachigen Raum
Im deutschsprachigen Raum sieht die Ausganssituation anders aus – u.a. aufgrund der umlagefinanzierten gesetzlichen Altersvorsorge. Die Anzahl der Privatanleger ist hierzulande wesentlich geringer als in den USA. Die Schweizer führen mit einer Aktionärsquote von 20,4%, danach folgt Deutschland mit 14% und Österreich mit 7%. Aktien werden meist als Teil von Fondsgebundenen Lebensversicherungen erworben. TV-Sender widmen sich nur spärlich den Finanzmärkten und Trader oder Fondsmanager werden nur selten als Stars gefeiert.
Doch auch hierzulande gibt es einige talentierte Hobby-Trader, die dank Social Trading ins Licht der Öffentlichkeit rückten. Copy Trading ist noch relativ neu, aber die Plattformen der Social Trading Anbieter wachsen auch im deutschsprachigen Raum sehr schnell. Viele Anleger schätzen Social Trading als Ergänzung zu klassischen Fonds, oder sogar als Alternative. Nicht umsonst wird das Konzept des Social Trading als disruptiv betrachtet.
Es ist besonders der soziale Austausch, den die Mitglieder dieser Plattformen schätzen. Trader, die Portfolios auflegen, können mit anderen Usern in Kontakt treten und ihnen die eigene Strategie und die Ideen hinter den einzelnen Trades erläutern. Dies gilt natürlich auch für Copy Trades: Anleger haben die Möglichkeit, direkt mit denjenigen, die ihr Geld für sie investieren, zu kommunizieren, was bei klassischen Investments wie Fonds oder ETFs nicht der Fall ist. Dies ist schafft einerseits viel Transparenz und macht andererseits Spass.
Doch wie sieht es am Ende des Tages mit der Performance dieser Trader aus? Dies ist auf jeden Fall einen genaueren Blick wert.
Das Paretoprinzip gilt auch hier
Betrachtet man die Portfolios auf Social Trading Plattformen, so wird schnell klar, dass Transparenz der Wertentwicklung und aktive Kommunikation dazu führen, dass sich Anleger reihenweise für die aktivsten und erfolgreichsten Trader entscheiden. Dies ist leicht an der Anzahl der kopierenden Trader zu erkennen. Die Trader, die gute Strategien haben und aktiv mit anderen Mitgliedern interagieren, werden also schnell bekannt.
Um die Wertentwicklung der Social Trading Portfolios mit ähnlichen, konventionellen Investments zu vergleichen, macht es Sinn, sie als kleine Hedgefonds zu betrachten. Die Strategien der Social Trader ähneln denen von Hedgefonds-Managern. Um dies besser vergleichen zu können, wird untenstehend der Barclay Hedgefonds-Index herangezogen, um die Performance klassischer Hedgefonds beispielhaft zu zeigen. Als Vergleichsbasis für die Entwicklung des Gesamtmarktes wird der MSCI World Index verwendet.
Für den Social Trading Index (STI), wurde die Performance von 51 Tradern der weltweit grössten Social Trading Plattform, eToro, herangezogen. Die Trader wurden nach den folgenden Kriterien ausgesucht: mehr als 100 Copy-Investoren und Performance-Daten für die letzten 12 Monate.
Die Wertentwicklung der Social Trading Portfolios ist beträchtlich. Warum die hohe Diskrepanz, vor allem zu den Hedgefonds? Man muss bedenken, dass es beim Social Trading eine grosse Verzerrung in Richtung der solidesten Strategien gibt. Portfolios, die sich schlecht entwickeln verlieren somit binnen weniger Tage ihre Investoren. Der oben gezeigte Index ist daher nicht zu 100% repräsentativ, da die Daten über Portfolios, die rasant an Copy-Tradern verlieren, nicht retrospektiv verfügbar sind. Nichtsdestotrotz ist der Index ein guter Anhaltspunkt dafür, dass die Strategien der erfolgreichen Social Trader auch mit institutionellen Investoren mithalten können.
Für Anleger, die Copy Trading ausprobieren möchten, ist es ratsam sich Portfolios auszusuchen, die bereits seit einiger Zeit existieren und eine stabile und risikoarme Wertentwicklung aufweisen. Natürlich gilt, wie bei allen Anlageprodukten, dass die vergangene Wertentwicklung keine Garantie für eine zukünftige positive Performance ist. (eToro/mc/ps)